TCS-Helikopter: «Das Angebot ist schlicht überflüssig»
Laut dem Touring Club Schweiz soll die eigene Luftrettung mit Helikoptern kein «Angriff auf die Rega» sein – doch dort löst die Strategie Ärger aus.
Mit der Übernahme von 49 Prozent an der Alpine Air Ambulance (AAA) wird der Touring Club Schweiz (TCS) über drei Helikopter und zwei Fahrzeuge für medizinische Rückführungen oder Überführungen verfügen. Zudem hat er damit auch Zugriff auf Ambulanzflugzeuge wie den Airbus 320 oder den Gulfstream 100 – eine Angebotspalette, die durchaus mit den Leistungen der Rega vergleichbar ist.
Der CEO der Schweizerischen Rettungsflugwacht (Rega), Ernst Kohler, reagiert mit deutlichen Worten auf den Schritt des TCS: «Das Angebot des TCS in der Luftrettung ist schlicht überflüssig», erklärt er gegenüber Redaktion Tamedia, «es gibt keinen nachvollziehbaren Grund, Patienten nicht mit der Rega zu fliegen und stattdessen auf ausländische kommerzielle Anbieter zu setzen.»
Unklare Aussichten auf dem Markt
Dass neue Anbieter in das Geschäft mit der Repatriierung (siehe Box) eingestiegen sind, hatte der CEO der Rega bereits im vergangenen April gegenüber der Presse erläutert – im Zusammenhang mit Berichten darüber, dass sie 2010 weniger Auslandseinsätze geflogen hatte als im Jahr zuvor. «Mit der Krise in der Businessfliegerei», so erklärt Kohler in seiner heutigen Stellungnahme, «drangen zusätzliche Anbieter mit Überkapazitäten auf den Markt.»
Ob und wie stark sich die Aktivitäten des TCS und anderer Konkurrenten auf die Arbeit der traditionsreichen Rettungsflugwacht auswirken werden, ist für die Rega derzeit schwer abzusehen. «Die Rega kann im Moment nicht abschätzen, welche Geschäftsfelder der TCS genau erschliessen möchte», teilt die Rettungsflugwacht mit. Entsprechend sei es schwer, das Potenzial zu beziffern.
Einsätze im Inland durch den TCS findet CEO Kohler jedenfalls überflüssig: «Mit einem oder zwei Helikoptern zusätzliche Kapazität für Verlegungsflüge von Spital zu Spital bereitzustellen, entspricht nicht einem Bedürfnis der Schweizer Bevölkerung», erklärt er, «die Rega leistet diesen Service public flächendeckend und rund um die Uhr.»
Kooperation trotz kritischer Worte
Der Kooperationsvertrag mit der Rega, den der TCS ausdrücklich als weiterhin gültig bezeichnet, enthält laut der Rega keine speziellen Abmachungen. Sie werde weiter gerne mit dem TCS zusammenarbeiten, heisst es in der Stellungnahme, doch man verstehe nicht, «warum der TCS auf den tiefstmöglichen Preis bei anerkannt höchster Qualität verzichtet».
Allerdings ist die Rega «bereits heute viel weniger für den TCS unterwegs als noch vor zwei Jahren», wie es weiter heisst; deshalb werde der Entscheid des Touring Clubs kaum mehr Einfluss auf die Tätigkeit der Rega haben. Das liegt laut TCS-Pressesprecher Moreno Volpi auch daran, dass eine Kooperation mit AAA bereits seit einigen Monaten im Gange ist. Das Ziel ist laut dem Verband nicht zuletzt, die Kosten für seine Einsätze zu senken. Genauere Angaben, die einen Kostenvergleich erlauben würden, wurden allerdings von beiden Seiten nicht publiziert.
Dass Kostendruck und Konkurrenz in der Branche der Repatriierungen die Arbeit der Rega grundlegend verändern wird, ist offenbar nicht zu erwarten. Auf die Frage nach allfälligen Massnahmen antwortet die Rettungsflugwacht, sie konzentriere sich «in diesem Umfeld vor allem darauf, in ihren angestammten Tätigkeitsfeldern beste Qualität zu erbringen».
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