Teheran hebt den Drohfinger
US-Verteidiungsminister Leon Panetta rechnet mit einem Angriff Israels auf den Iran. Das geistige Oberhaupt des Mullah-Regimes, Ayatollah Ali Khamenei, warnt eindringlich vor den Konsequenzen.

Der geistliche Führer des Irans, Ayatollah Ali Khamenei, warnte heute die USA und Israel eindringlich vor einem Krieg.
Damit reagierte er auf Berichte aus den USA, wonach Israel schon im Frühling iranische Atomanlagen bombardieren könnte. Der Konflikt gehört an diesem Wochenende auch zu den wichtigsten Themen der Münchner Sicherheitskonferenz.
Nach Angaben der «Washington Post» geht US-Verteidigungsminister Leon Panetta von einer «starken Wahrscheinlichkeit» aus, dass Israel den Iran im April, Mai oder Juni angreift. Damit wolle Israel verhindern, dass der Iran Atomwaffen fertigstelle und für israelische Angriffe unerreichbare unterirdische Uranlager anlege.
«Unsere eigene Art»
Khamenei drohte den USA und Israel: «Schon das Nachdenken über solche Angriffe wäre für sie von Nachteil. Das Einleiten dieser Angriffe wäre zehnmal so nachteilig für sie.»
Zugleich machte er klar, dass sich der Iran durch keine Drohungen oder Sanktionen von seinem Atomprogramm abbringen lassen werde. «Wir haben unsere eigene Art, auf solche Drohungen zu antworten», sagte Khamenei, der laut Verfassung das letzte Wort in allen Staatsangelegenheiten hat. Ins Detail ging er nicht.
Barak befeuert Spekulationen
Seit Wochen nehmen wegen des iranischen Atomprogramms die Spannungen zu. Vermutet wird, dass der Iran unter dem Deckmantel eines zivilen Atomprogramms eine eigene Atombombe entwickelt.
Israels Verteidigungsminister Ehud Barak befeuerte Spekulationen über einen baldigen Angriff mit den Worten: «Wer 'später' sagt, könnte herausfinden, dass es (für einen Angriff) schon zu spät ist.» Vize-Ministerpräsident Mosche Jaalon bezeichnete einen atomar bewaffneten Iran als « Albtraum für die freie Welt».
Israel befürchtet, dass Teheran bereits sehr bald über genügend angereichertes Uran verfügt, um eine Atombombe zu bauen. Dann könnten nur noch die USA den Iran militärisch stoppen. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu will offenbar verhindern, «dass das Schicksal Israels vom amerikanischen Handeln abhängt».
Ein Entscheid ist laut «Washington Post» noch nicht gefallen. Israel gehe davon aus, dass ein begrenzter Militäreinsatz möglich sei. Den Plänen zufolge könnten die Atomanlage bei Natans und andere unterirdische Anlagen das Ziel sein, hiess es. Die Anlage in Qom sei dagegen mit einem Luftangriff schwieriger auszuschalten.
«Alle Optionen auf dem Tisch»
US-Präsident Barack Obama sowie Panetta versuchten seit längerem, Israel von einem Angriff abzuhalten, hiess es. Washington sei der Ansicht, ein Angriff werde die Sanktionspläne gefährden. Die USA gehen davon aus, dass die Sanktionen der internationalen Gemeinschaft das Regime in Teheran zunehmend unter Druck setzen.
Leon Panetta fordert zudem die internationale Gemeinschaft zur Geschlossenheit auf. Dies sei derzeit «das Wichtigste», um den Druck auf den Iran aufrechtzuerhalten und das Land zu überzeugen, keine Atomwaffen zu entwickeln, sagte Panetta heute bei einem Besuch auf dem US-Militärstützpunkt in Ramstein. Durch die Sanktionen gebe es bereits einen «enormen Druck» auf den Iran, der aufrechterhalten werden müsse. Dennoch blieben «alle Optionen auf dem Tisch», auch ein Militäreinsatz.
Verschärfung der Sanktionen
Im US-Senat wird eine Verschärfung der Sanktionen angestrebt. Der zuständige Senatsausschuss einigte sich auf einen Entwurf, mit dem iranische Geldhäuser von der Teilnahme am globalen Zahlungsverkehr über den Finanzdienstleister Swift ausgeschlossen werden sollen.
Die Senatoren wollen dem Iran damit Einnahmen entziehen, mit denen nach ihrer Einschätzung die Entwicklung von Atomwaffen finanziert wird. Ende Januar verwehrte das Land nach Angaben von Diplomaten UNO-Atomkontrolleuren den Zugang zur verdächtigen Militäranlage Parchin südöstlich der Hauptstadt Teheran.
Die Experten der Atomaufsicht IAEA hätten die Anlage bei einem dreitägigen Besuch begutachten wollen, hiess es. Auf ihr Gesuch hätten die Inspektoren aber keine Antwort erhalten, sagten heute mehrere westliche Vertreter.
SDA/kle
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