Terry Gilliams Don-Quijote-Film ist nach 17 Jahren endlich im Kasten
Der Ex-Monty-Python hat sein Herzensprojekt abgedreht, doch der Kampf gegen die Windmühlen dürfte trotzdem weitergehen.
Die gute Nachricht zuerst: Die letzte Klappe zu «The Man Who Killed Don Quixote» ist geschlagen. 17 Jahre nach den ersten Versuchen konnte Ex-Monty-Python Terry Gilliam die Dreharbeiten zu seiner Version der Don-Quijote-Geschichte beenden. «Quixote vive!» schrieb der in England lebende Amerikaner auf Facebook. Und: «Muchas gracias an das Team und diejenigen, die an das Projekt geglaubt haben.»
Begonnen hatte die Produktion im Spätsommer 2000. Johnny Depp und Co. kämpften damals in der spanischen Halbwüste von Bardenas Reales gegen Sandstürme, Gewitter und eine Rückenverletzung des Hauptdarstellers Jean Rochefort. Die Dreharbeiten mussten schliesslich abgebrochen werden, sie wurden zum finanziellen Desaster für den Regisseur – alles festgehalten im Film «Lost in La Mancha», der eigentlich als simples Making-of gedacht war, aber zu einem der besten Dokumentarfilme über die Branche wurde.
Trotz einer Klage der Versicherungsgesellschaft über 15 Millionen Dollar gab Terry Gilliam nicht auf. Er kämpfte sich vor Gericht die Rechte am eigenen Drehbuch zurück und kündigte seit 2009 das Projekt mit wechselnder Besetzung immer wieder an. Robert Duvall sollte den Don Quijote spielen, John Hurt auch, Monty-Python-Kollege Michael Palin stand ebenfalls auf der Liste, aber alle Versuche scheiterten an der Finanzierung. Gilliam jedoch trat immer wieder an: «Die Realisation dieses Films ist eine medizinische Notwendigkeit für mich», sagte er letztes Jahr der spanischen Zeitung «El País», «wie ein Gehirntumor, der entfernt werden muss.»
Im März konnten die Dreharbeiten endlich losgehen
Jetzt scheint die Operation gelungen zu sein. Vor einem Jahr gab Gilliam bekannt, dass der Produzent Paolo Branco und die Amazon-Studios die Finanzierung auf die Beine gestellt hätten. Die für den Herbst vorgesehenen Dreharbeiten wurden zwar noch einmal verschoben. Aber im März konnte es dann losgehen, mit Jonathan Pryce als Don Quijote und Adam Driver in der Rolle, die ursprünglich Johnny Depp spielen sollte.
Alles gut also? Nicht unbedingt: Inzwischen sind sich nämlich die beteiligten Produzenten in die Haare geraten. Die Alfama Films Produktion von Paulo Branco schrieb Ende Mai während des Filmfestivals von Cannes in einem ganzseitigen Inserat im «Hollywood-Reporter», dass die Auswertung des fertigen Films illegal sei, weil Gilliam sich von der Firma abgewandt und hinter ihrem Rücken am Projekt weitergearbeitet hätte. Die anderen Produzenten konterten, Branco besitze überhaupt keine Rechte am Film, und sie würden ihn in vier Ländern vor Gericht ziehen. Fortsetzung folgt.
Der Film ist gedreht, aber die Produzenten streiten
Paolo Branco ist keiner, der einem Streit ausweicht. Der französisch-portugiesische Produzent ist eine Grösse im europäischen Kino, hat über 200 Filme finanziert, darunter solche von Wim Wenders und Alain Tanner. Schweizer Schlagzeilen machte er vor sechs Jahren als Jurymitglied in Locarno, als er dem favorisierten Ausschaffungsfilm «Vol spécial» von Fernand Melgar eine Auszeichnung verweigerte und ihn als faschistisch abkanzelte. Am darauf folgenden Streit in den Medien schien er seine helle Freude zu haben.
Der Kampf gegen Windmühlen dürfte also weitergehen, bevor der Film tatsächlich in die Kinos kommt. Das weiss auch der viel gefragte schwedische Schauspieler Stellan Skarsgård, der als Boss einer Werbefirma ebenfalls dabei ist (in der Version von Gilliam landet ein Werber aus der Gegenwart in der Welt von Don Quijote). Er sagte kurz vor Drehbeginn etwas, das immer noch Gültigkeit hat: «Entweder spiele ich tatsächlich im legendenumwobenen Don-Quijote-Film von Terry Gilliam mit. Oder in ‹Lost in la Mancha 2›.»
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