Test soll Hassprediger aufdecken
Wie gut integriert sind muslimische Seelsorger im Gefängnis und Imame in Moscheen? Ein neues Verfahren soll fundamentalistische Tendenzen aufdecken.

Die Behörden wissen meist nur schlecht Bescheid, was Imame in Moscheen predigen. So werden immer wieder Vorwürfe laut, dass radikale Vertreter die Gläubigen betreuen. Eine eigene Imam-Ausbildung in der Schweiz gibt es nicht, auch keine Zulassungsprüfung. So ist es der Moschee überlassen, wer bei ihr arbeitet.
Anders ist dies bei reformierten Pfarrern: Diese werden auf ihre Eignung hin getestet. Das soll nun auch für Imame und Prediger anderer Religionen gelten, berichtet die «NZZ am Sonntag». Isabelle Noth, Professorin für religionspsychologie und Seelsorge an der Uni Bern, will zusammen mit klinischen Psychologen Hansjörg Znoj einen Test entwickeln, der radikale Tendenzen offenlegen soll.
Seelsorger im Fokus
Das wissenschaftliche Assessment wird erstmals im Mai durchgeführt. Der Studiengang hat die Seelsorge für Menschen im Gefängnis und im Asylverfahren im Fokus. Dabei werden die Teilnehmer mit Tests geprüft, ob sie die westlichen Werte teilen. Beispielsweise wird geschaut, welche Haltung die Prediger gegenüber Frauen haben oder ob sie Gewalt im religiösen Kontext für legitim halten.
«In der Diskussion um jihadistische Radikalisierung wird die Qualitätssicherung der Seelsorge vernachlässigt», sagt Isabelle Noth im Bericht. Dabei würden gerade in der Seelsorge Nähe und intensive Beziehungen entstehen. So sei es einfach, Leute zu beeinflussen. Darum sei eine Ausbildung nötig.
Verfahren stösst auf breites Interesse
Der Sicherheitsverbund Schweiz begrüsst den Lehrgang. Dem Verband sind Sicherheitsvertreter von Bund und Kantonen angeschlossen. Sie haben im vergangenen Jahr eine anerkannte Ausbildung für muslimische Seelsorger vorgeschlagen, um Radikalisierungen zu verhindern.
Noth steht in Kontakt mit verschiedenen Behörden, etwa dem Zürcher Amt für Justizvollzug oder dem Staatssekretariat für Migration, die Interesse an einer Zusammenarbeit haben. Bewährt sich das Assessment, könnte die Ausbildung dereinst für Seelsorger in Bundesasylzentren oder Gefängnissen Pflicht werden.
Auch die Politik begrüsst das Verfahren. Bewähre sich dies, müsse geprüft werden, ob es nicht für alle Imame in der Schweiz eingeführt werden sollte, sagt FDP-Nationalrätin Doris Fiala. SVP-Nationalrat Heinz Brand hält den Eignungstest für wünschenswert. «Wir brauchen eindeutig mehr Kontrollen. Im Vergleich zu unseren Nachbarländern hinken wir hinterher», sagt der Tessiner CVP-Nationalrat Marco Romano.
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