Teure Medikamente gehen aus
Griechische Firmen dürfen nur in Ausnahmefällen Geld ins Ausland überweisen. Das belastet nicht nur die Schweizer Exporteure – Krebsmedikamente werden knapp.

Am Montag öffnen die Banken in Griechenland wieder ihre Schalter. Doch die meisten Kapitalverkehrskontrollen bleiben zunächst bestehen. Von den Einschränkungen sind auch Schweizer Firmen betroffen. 66 Prozent der Schweizer Exporte nach Griechenland entfallen auf die Pharmabranche. Die Anfang Monat eingeführten Einschränkungen machen sich hier bereits bemerkbar.
«Die Zahlungen an uns sind verzögert und unsere Ausstände nehmen deutlich zu», teilt Roche auf Anfrage der SDA mit. Die Einheit in Griechenland arbeite «so normal als möglich», meldet Novartis. Prinzipiell sind Überweisungen ins Ausland zwar weiterhin erlaubt. Allerdings braucht es dafür eine Genehmigung der Zentralbank und des Finanzministeriums. «So Gott will, hat man nach fünf Tagen eine Bewilligung. Kommt aber wie vergangene Woche ein Streik dazwischen, kann es durchaus noch länger dauern», sagt Nikolaos Aggelidakis, Präsident der Schweizerisch-Griechischen Wirtschaftskammer.
Medikamente nur gegen Vorauszahlung
Gerade beim Import von Medikamenten sei diese Entwicklung verheerend. Wegen der unsicheren Wirtschaftslage lieferten die Pharmafirmen ohnehin nur gegen Vorauszahlung. Mit der Einschränkung der Auslandsüberweisungen werde es «immer enger». Ein Aspirin sei auch in Griechenland nach wie vor leicht erhältlich, schwierig werde es aber bei teuren Medikamenten, etwa für eine Krebsbehandlung.
Die Pharmafirmen betonen zwar, man sei um die Versorgung der Patienten mit wichtigen Medikamenten und Produkten bemüht. «Wenn wir allerdings Griechenland mit Medikamenten versorgen, die dann nicht bezahlt werden, schaffen wir einen heiklen Präzedenzfall», schreibt Roche. Deshalb müsse man darauf bestehen, dass «wir im Rahmen unserer Kredit-Bedingungen und Verträge bezahlt werden.»
Einschneidend sind die Vertragsausfälle in Griechenland für die grossen Schweizer Pharmafirmen allerdings nicht. Bei Roche macht das Griechenlandgeschäft weniger als ein halbes Prozent des weltweiten Umsatzes aus, bei Novartis ist es rund ein Prozent.
Deutlich stärker unter der aktuellen Situation zu leiden haben die griechischen Unternehmen, weiss Aggelidakis. Für Firmen, die auf Importe angewiesen sind, sei das Überleben mit der aktuellen Regelung für Auslandsüberweisungen kaum möglich.
Exporte schon länger rückläufig
Aktuelle Zahlen zur Entwicklung der Schweizer Exporte nach Griechenland im Juli liegen noch nicht vor. Klar ist aber, dass die Ausfuhren bereits vor der Einführung der sogenannten Kapitalverkehrskontrollen vor drei Wochen eingebrochen sind.
Bereits seit 2008 sind die Zahlen rückläufig. Allein von Anfang 2015 bis Ende Mai sind die Exporte gemäss Zahlen der Eidgenössischen Zollverwaltung um rund 11 Prozent zurückgegangen, Minus 15 Prozent waren es in der Chemisch-Pharmazeutischen Industrie, gar Minus 43 Prozent im Maschinen -und Elektronikbereich.
Uhrenindustrie profitiert von Krise
Allerdings sind längst nicht alle Schweizer Exportbranchen von der Krise betroffen. Der zweitgrösste Ausfuhrbereich nach Griechenland, die Uhrenindustrie, konnte im gleichen Zeitraum sogar um 26 Prozent zulegen.
Jean-Daniel Pasche, Präsident des Verbandes der Schweizerischen Uhrenindustrie, sieht zwei Gründe für die steigende Nachfrage nach Schweizer Uhren im Krisenland. Erstens habe die Uhrenbranche von der positiven Entwicklung im Tourismus profitiert. Und zweitens investierten Griechen in Schweizer Uhren als «Fluchtwährung».
Ob die nun eingeführten Zahlungseinschränkungen auch bei den Uhrenverkäufen durchschlagen, ist unklar. Er habe bisher keine entsprechenden Rückmeldungen von Verbandsmitgliedern erhalten, erklärte Pasche.
SDA/slw
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