Thiam spart sich neue Sparpläne
Die Credit Suisse will die Gewinne kräftig steigern, ohne weitere gross angelegte Kürzungspläne aufzusetzen. Aktionären stellt der Chef Sonderdividenden und Aktienrückkäufe in Aussicht.

Der Investorentag der Credit Suisse (CS) begann mit einer Merkwürdigkeit: Kaum jemand spricht noch vom Investor Rudolf Bohli, der mit 0,2 Prozent ins Kapital der Bank eingestiegen war und die Zerschlagung der CS fordert. Gestern setzte ausgerechnet CS-Kommunikationschef Adam Gishen das Thema wieder auf die Agenda. Denn gegenüber der Agentur Reuters behauptete Gishen, Angreifer Bohli habe CS-Aktien verkauft. Was Bohlis Sprecher sofort dementierte. Da seine Beteiligung unterhalb der Meldeschwelle liegt, ist für Aussenstehende nicht zu überprüfen, wer recht hat.
Abgesehen von diesem Hickhack verlief der Investorentag für CS-Chef Tidjane Thiam erfreulich. Grosse Überraschungen wie einen neuen Kostensenkungsplan hatte er zwar nicht parat. Doch Aktionäre erfreute die Aussicht, dass bei der Credit Suisse das Thema «Ausschüttung» wieder auf die Agenda kommt. Daher legte die CS-Aktie um rund 2 Prozent zu.
Thiam winkt mit Dividenden
Für die Jahre 2019 und 2020 stellte Thiam den Anlegern stark steigende Gewinne in Aussicht; die Hälfte davon will er in Form von Sonderdividenden oder Aktienrückkäufen ausschütten. Die Zielmarke scheint nicht zufällig gewählt, denn auch Konkurrentin UBS will den Anteilseignern die Hälfte des Gewinns angedeihen lassen, so es die Kapitalausstattung der Bank zulässt. Analysten lobten die CS-Führung, denn die Ausschüttungspläne «zeugen von der Selbstverpflichtung des Managements, die Erträge zu normalisieren», kommentierten die Analysten von Morgan Stanley.
Infografik: Die ambitionierten Ziele der CS-Führung

Tidjane Thiam führt die Bank seit Sommer 2015. Als er antrat, musste er zunächst Löcher in der Eigenkapitalausstattung stopfen. Bei zwei Kapitalerhöhungen sammelte er insgesamt rund zehn Milliarden Franken frische Mittel ein. Nun soll die Bank den weiteren Kapitalausbau aus Gewinnen erwirtschaften und zudem Geld für Investitionen und Ausschüttungen abwerfen.
Thiam machte sich auch als Kostensenker einen Namen. Bis Ende 2018 sollen die Kosten um rund 4,2 auf dann weniger als 17 Milliarden Franken sinken. In den Beschäftigtenzahlen hat sich das bisher noch nicht gross niedergeschlagen: Gemäss Geschäftsbericht arbeiteten 2015 bei der Bank 48 200 Menschen, Ende September waren es 46 720. Laut Finanzchef David Mathers stammt der grösste Teil der Einsparungen daraus, dass die Bank bestimmte Geschäfte aufgegeben hat.
Für die Jahre 2019 und 2020 sollen die Kosten mehr oder weniger stabil bei 16,5 bis 17 Milliarden Franken verharren. Welcher Wert gilt, das will Thiam auch von der Marktlage abhängig machen und so flexibel bleiben. «Der Fokus auf die Kosten wird auch im Jahr 2019 bleiben», erklärte Thiam.
Analysten zweifeln Gewinnziele an
Neue, ambitionierte Ziele setzte er beim Gewinn für die Jahre 2019 und 2020. Dabei zweifeln Analysten bereits daran, dass die Credit Suisse die alten Gewinnziele für das Geschäftsjahr 2018 erreichen werde. Gestern verabschiedete sich Thiam offiziell sogar von einem dieser Ziele. Denn die Region Asien-Pazifik (Apac) sollte ursprünglich 2018 einen Vorsteuergewinn von 1,6 Milliarden Franken abliefern. Die Einheit besteht indes aus zwei Geschäften: Während die Vermögensverwaltung exzellent läuft, harzt es im zweiten Teil, dem Investmentbanking. Thiams Lösung: Statt ein Gewinnziel für die gesamte Region kommuniziert er nur noch Ziele für die Apac-Vermögensverwaltung.
Für das Jahr 2019 stellt Thiam nun eine Rendite auf das harte Eigenkapital von 10 bis 11 Prozent in Aussicht, für das Jahr 2020 peilt er einen Wert von 11 bis 12 Prozent an. Das entspricht ungefähr einer Verdreifachung ausgehend von den letzten Zahlen. In absoluten Zahlen gerechnet, stellt die Bank für 2019 einen Gewinn von 4,2 Milliarden Franken in Aussicht. Der Grossteil des Gewinnsprungs soll gelingen durch bereits aufgegleiste Effizienzmassnahmen und das weitere Abschmelzen der Abwicklungseinheit.
Keine reinen Kürzungsorgien
Einige Analysten sind hier aber skeptisch: Andreas Venditti, Bankanalyst von Vontobel, rechnet zum Beispiel bisher mit einem Gewinn von knapp 3,6 Milliarden Franken für das Jahr 2019.
Thiam betonte bei seiner Präsentation, dass seine Effizienzbemühungen keine reine Kürzungsorgien seien. Die Bank habe zum Beispiel ihre Prozesse beschleunigt, sodass etwa Kontoeröffnungen schneller möglich sind. In Zukunft will die Bank noch stärker auf automatisierte Systeme setzen. Insgesamt stellte er Produktivitätsgewinne von 600 bis 800 Millionen Franken in Aussicht.
Das dürfte auch im Sinne von CS-Angreifer Rudolf Bohli sein, der mahnte, die Bank müsse ihre Computersysteme dringend erneuern.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch