Ticker zum Ukraine-KriegAngriff bei Dnipro: Viele Verletzte in zerstörtem Wohnhaus Selenski veröffentlicht Video
Hier lesen Sie über die jüngsten Entwicklungen zum Angriff Russlands gegen die Ukraine und zur geopolitischen Grosslage, die sich verändert hat.
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Nach einem russischen Angriff in einem Vorort der ukrainischen Millionenstadt Dnipro haben Rettungskräfte zahlreiche Verletzte aus den Trümmern eines zerstörten Wohnhauses gezogen. Präsident Wolodimir Selenski teilte am Samstagabend in Kiew mit: «Wieder hat Russland gezeigt, dass es ein Terrorstaat ist. Leider sind Menschen unter den Trümmern.» Die Behörden meldeten zunächst 13 Verletzte, darunter auch Kinder. Der Staatschef veröffentlichte ein Video, auf dem das völlig zerstörte zweistöckige Gebäude zu sehen war. Einsatzkräfte suchten nach Überlebenden.
Russische Raketen- und Drohnenangriffe treffen in der Ukraine immer wieder auch zivile Infrastruktur. Laut Selenski schlug ein Geschoss zwischen zwei zweistöckigen Wohnhäusern ein. Zuvor hatte es in der Region Luftalarm gegeben. Es war unklar, was genau dort eingeschlagen war. Dnipro liegt im Südosten der Ukraine.
«Die Russen werden die Verantwortung tragen für alles, was sie unserem Staat und den Menschen angetan haben», sagte Selenski. Er hatte zuvor auch ein Video veröffentlicht von einem Gespräch mit Journalisten aus Lateinamerika, indem er erneut betonte, dass mit der derzeitigen russischen Führung keine Verhandlungen möglich seien für eine Beendigung des Krieges.
Die einzige Chance für Russland sei, seine Truppen aus der Ukraine abzuziehen, sagte er. Der 45-Jährige bekräftigte, andernfalls bis zum Sieg der Ukraine und einer Niederlage Russlands in dem Krieg zu kämpfen. Im Fall einer Niederlage Russlands, drohe dort eine Revolution, meinte er. (SDA)
Der Chef der russischen Privatarmee Wagner, Jewgeni Prigoschin, hat dem Verteidigungsministerium in Moskau angesichts des Dauerfeuers von ukrainischer Seite in der Grenzregion Belgorod Versagen vorgeworfen. «Das Ministerium ist nicht in der Lage, etwas zu tun. In dem Ministerium herrscht Chaos», sagte er am Samstag auch mit Blick auf die verfahrene Situation in Russlands Krieg in der Ukraine.
Der 62-Jährige ist Vertrauter von Kremlchef Wladimir Putin. Er kündigte an, selbst mit seinen Wagner-Truppen in der seit Tagen beschossenen Region einzumarschieren, wenn das russische Militär dort nicht «schnellstens» Ordnung schaffe.
«Es läuft dort schon eine Eroberung des Gebiets», sagte Prigoschin. «Es sterben friedliche Menschen.» Die Bevölkerung brauche Schutz. «Wir werden nicht auf eine Einladung warten», betonte Prigoschin. Allerdings müsse das russische Militär Munition bereitstellen. «Sonst sitzen wir, wie es heisst, mit dem nackten Arsch auf dem Frost.»
Der Gouverneur von Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow, meldete am Samstag massiven Beschuss auch mit Artillerie von ukrainische Seite. Es gab demnach Tote, Verletzte und schwere Zerstörungen an Gebäuden.
In einer längeren im Nachrichtendienst Telegram veröffentlichen Rede verteidigte Prigoschin seine Kritik am Verteidigungsministerium und an Teilen des Kreml. Zuletzt gab es Androhungen von Gewalt gegen ihn aus der Armeeeinheit des tschetschenischen Republikchefs Ramsan Kadyrow. Ausserdem wurde Prigoschin aufgefordert, er möge seine öffentlichen Attacken gegen das Verteidigungsministeriums unterlassen. (SDA)
Die russischen Streitkräfte in der Ukraine haben nach Ansicht britischer Militärexperten durch den Abzug der Söldnertruppe Wagner aus Bachmut an Flexibilität eingebüsst. So seien Einheiten der einst als Elitetruppen bekannten Luftlandetruppen VDV inzwischen an der Front in Bachmut im Einsatz, hiess es im Geheimdienstbericht des britischen Verteidigungsministeriums zum Krieg in der Ukraine am Samstag.
«Die VDV haben seit der Invasion viel von ihrem «Elite»-Status verloren», so die Briten. Russische Befehlshaber hätten zwar wohl versucht, einen Teil dieser Truppen als Reserve aufzusparen. Durch deren Einsatz an der Front in Bachmut seien aber nun die gesamten russischen Streitkräfte weniger in der Lage, flexibel auf Herausforderungen zu reagieren.
Um die ostukrainische Stadt Bachmut war monatelang erbittert und verlustreich gekämpft worden. Im Kampf um die völlig zerstörte Stadt, die einst 70 000 Einwohner zählte, traten zudem in den vergangenen Wochen heftige Machtkämpfe innerhalb der russischen Militärführung zutage. (SDA)
Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat angesichts der ständigen russischen Raketen- und Drohnenangriffe auf Kiew erneut Probleme mit den Schutzbunkern in der Hauptstadt beklagt. Bürger beschwerten sich darüber, dass es zu wenige Bunker gebe und einige obendrein verschlossen seien, kritisierte Selenski in seiner abendlichen Videobotschaft am Freitag. In einigen Stadtteilen gebe es keinerlei Notunterkünfte. In den vergangenen Nächten war in der Ukraine immer wieder Luftalarm ausgelöst worden. (Mehr zum Thema im Ukraine-Blog: «Sie gingen letzte Nacht ins Bett – und jetzt sind sie tot»)
«Dieses Ausmass an Nachlässigkeit in der Stadt kann nicht durch irgendwelche Rechtfertigungen gedeckt werden», sagte Selenski. Er wies die Regierung an, sich um eine Besserung der Lage zu kümmern. Nach allem, was zuvor passiert sei in Kiew, sei dieser Zustand untragbar. Am Donnerstag hatten einige Menschen in der Hauptstadt bei nächtlichem Luftalarm vor einem verschlossenen Schutzbunker gestanden, drei von ihnen starben durch die russischen Angriffe, darunter ein neun Jahr altes Kind. (Lesen Sie auch unsere Datenanalyse zum Krieg: Russland verstärkt den Terror – die Zahl der zivilen Opfer steigt)

Selenski hatte da bereits gefordert, dass eine ausreichende Zahl an Bunkern überall zugänglich sein müsse. Es sei die Pflicht der Kommunen, dafür zu sorgen, dass die Schutzräume rund um die Uhr geöffnet seien. In Kiew hatte Bürgermeister Vitali Klitschko die Öffnung der Bunker sowie Kontrollen nach der Panne am Donnerstag angeordnet. Laut Selenski gab es aber neue Probleme.
IAEA: AKW Saporischschja seit drei Monaten ohne Notstromleitung
Unterdessen beklagt die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) weiter eine unsichere Lage um das von Russland besetzte ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja. Das grösste Kernkraftwerk Europas sei inzwischen seit drei Monaten ohne externe Notstromversorgung. Das mache das AKW extrem anfällig für den Fall, dass die einzige funktionierende Hauptstromleitung erneut ausfalle, hiess es in einer Mitteilung der Behörde am Freitag. Die in Wien ansässige IAEA ist besorgt, dass ein Ausfall der Kühlsysteme zur Überhitzung der Brennstäbe und des Atommülls und damit zu einer nuklearen Katastrophe führen könnte.
In der Mitteilung hiess es weiter, vergangene Woche habe das IAEA-Team vor Ort berichtet, es habe zwei Landminenexplosionen direkt vor dem AKW-Gelände gehört. Dies verdeutliche erneut die angespannte Situation in der Region, wo intensiv über bevorstehende Militäraktionen spekuliert wird. Seit längerem wird über eine ukrainische Gegenoffensive in der Südukraine gemutmasst, die auch eine Rückeroberung des Atomkraftwerks vorsieht. IAEA-Generaldirektor Rafael Grossi kündigte an, dass er das AKW bald selbst besuchen werde. «Es ist wichtig, die Entwicklungen seit meinem letzten Besuch Ende März zu beurteilen», sagte Grossi.
Was am Samstag wichtig wird
In der russischen Region Belgorod kämpfen Sicherheitskräfte weiter gegen die schweren Angriffe von ukrainischer Seite. Im Osten der Ukraine setzen sich die Gefechte zwischen den Truppen Moskaus und Kiews fort. (SDA)
In der russischen Grenzregion Belgorod sind bei neuem massiven Beschuss von ukrainischer Seite nach Behördenangaben zwei Menschen getötet und sechs weitere verletzt worden. Nahe der Grenzstadt Waluiki seien in einem Dorf schwere Geschosse auf einem Privatgrundstück eingeschlagen, teilte Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow am Freitagabend mit. Unter den Verletzten seien auch zwei Kinder. Er veröffentlichte zudem ein Foto von einem brennenden Grundstück. Gladkow sprach von einer unsicheren Lage in der Region durch den seit Tagen andauernden Beschuss.
Besonders betroffen von dem Artilleriebeschuss war die Grenzstadt Schebekino, aus der viele Menschen flohen. Es sei weiter nicht sicher, dorthin zurückzukehren, sagte Gladkow, der Fotos von seinem Besuch in Notunterkünften in der Gebietshauptstadt Belgorod veröffentlichte. Demnach überliessen auch Hochschulen den Menschen Studentenwohnheime.

Die Region steht besonders seit Montag vergangener Woche massiv unter Beschuss. Das russische Verteidigungsministerium hatte mitgeteilt, dort bereits mehr als 120 «Terroristen» und «Saboteure» von ukrainischer Seite «vernichtet» zu haben. Die Ukraine hat eine direkte Verantwortung für die Angriffe zurückgewiesen. Russland greift das Land auch von Belgorod aus seit mehr als 15 Monaten an. (SDA)
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Die russische Privatarmee Wagner hat nach Angaben ihres Chefs Jewgeni Prigoschin ihren angekündigten Abzug aus der eroberten ostukrainischen Stadt Bachmut fast abgeschlossen. 99 Prozent der Einheiten hätten die Stadt verlassen, teilte Prigoschin am Freitagabend mit. «Alle Positionen sind in der entsprechenden Ordnung dem (russischen) Verteidigungsministerium übergeben worden.» Es sei alles geklärt, sagte Prigoschin, der den Abzug für Anfang Juni angekündigt hatte.
Bleiben sollen nach früheren Angaben nur zwei Wagner-Leute, um die reguläre russische Armee bei ihrer Kontrolle der Stadt im Gebiet Donezk zu unterstützen. Es habe auch keine «Provokationen» mehr seitens der ukrainischen Streitkräfte gegeben, sagte Prigoschin.
Am Vortag hatte der Wagner-Chef erklärt, seine Truppen würden zwar von der Gefechtslinie abgezogen, blieben aber weiter im ostukrainischen Gebiet Donezk stationiert. Wie weit der Positionswechsel tatsächlich vorangeschritten ist, liess sich unabhängig zunächst nicht überprüfen. (SDA)
Die chinesischen Vermittlungsversuche im Ukraine-Krieg haben bislang keine erkennbaren Fortschritte gemacht. Jedoch schliesst Peking die Möglichkeit von Friedensverhandlungen zwischen Russland und der Ukraine offenbar nicht aus. Er glaube, dass keine der beiden Konfliktparteien «die Tür für Verhandlungen fest verschlossen hat», sagt Li Hui, der Sonderbeauftragte der chinesischen Regierung für eurasische Angelegenheiten. Allerdings sei es immer noch sehr schwierig, beide Seiten zu Verhandlungen zu bewegen. Li war früher jahrelang Chinas Botschafter in Russland.
Die russische Seite schätze Chinas Bemühungen zur friedlichen Lösung der «Ukraine-Krise», sagt Li weiter. Das Risiko einer Eskalation sei aber noch immer hoch. Li ruft beide Seiten auf, zur Entspannung der Lage beizutragen und die Sicherheit von Atomanlagen zu gewährleisten. So steht das ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja seit Monaten unter russischer Besatzung, das Gelände ist wiederholt unter Beschuss geraten. Laurenz Gehrke
US-Aussenminister Antony Blinken hat dem russischen Präsidenten Wladimir Putin völliges strategisches Versagen beim Angriffskrieg gegen die Ukraine vorgeworfen.
Es stehe ausser Frage, dass Russland heute in militärischer, wirtschaftlicher und geopolitischer Hinsicht deutlich schlechter dastehe als vor dem Einmarsch in die Ukraine, sagte Blinken am Freitag in einer Rede im Rathaus der finnischen Hauptstadt Helsinki. Putin habe Russlands Macht und Einfluss damit auf Jahre hin erheblich geschwächt. Russland sei heute isolierter auf der Weltbühne als jemals zuvor.

Blinken war in dieser Woche erst nach Schweden, dann nach Norwegen und weiter nach Finnland gereist, wo er am Freitag die scheidende Regierungschefin Sanna Marin und Aussenminister Pekka Haavisto traf.
In seiner Rede betonte er, dass Putin zwei Jahrzehnte dafür verwendet habe, das russische Militär zu einer modernen Streitkraft zu machen. Der Kreml habe dabei oft behauptet, das zweitstärkste Militär der Welt zu haben, und viele hätten dies geglaubt. Heute betrachteten viele das russische Militär als das zweitstärkste – in der Ukraine. Von der Ausrüstung über die Führung und Strategie bis hin zur Moral sei Russlands Vorgehen «eine Fallstudie im Versagen», sagte Blinken.
Darüber hinaus sei die russische Wirtschaft heute ein Schatten ihrer selbst und nur ein Bruchstück davon, was sie hätte werden können, hätte Putin statt in Waffen und Krieg besser in Technologien und Innovationen investiert. (SDA)
Bei einem erneuten ukrainischen Angriff auf das russische Grenzgebiet sind nach russischen Angaben am Freitag zwei Menschen getötet worden. Zudem seien zwei weitere Menschen in der zuletzt wiederholt attackierten Region Belgorod verletzt worden, teilte Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow im Onlinedienst Telegram mit.

Der Beschuss ereignete sich demnach auf einer Dorfstrasse in der zuletzt vermehrt angegriffenen Gegend um die grenznahe Stadt Schebekino. Dabei hätten Granatsplitter vorbeifahrende Autos getroffen. In einem der Autos seien zwei Frauen getroffen worden und «vor Ort an ihren Verletzungen» gestorben, erklärte Gladkow.
In einem weiteren Auto seien zwei Menschen durch Splitter schwer verletzt worden. Beide würden im Krankenhaus behandelt. Nach Angaben des Gouverneurs wurden auch andere Orte in der Region angegriffen. Von dort wurden demnach zwar Sachschäden, aber keine Opfer gemeldet.

Am Donnerstag hatte die russische Armee nach eigenen Angaben mit Hilfe von Artillerie und Kampfjets eine versuchte «Invasion» ukrainischer Einheiten abgewehrt. Angesichts der verstärkten Angriffe auf die Grenzregion flohen die Bewohner aus den angegriffenen Gebieten und wurden in Notunterkünften untergebracht. (AFP)
Wie der britische Geheimdienst in seinem täglichen Update schreibt, steckt die russische Militärführung in einem Dilemma. Wegen der wiederholten Angriffe «proukrainischer Partisanen» auf russisches Territorium müsse sich Moskau entscheiden, ob es die Verteidigung der eigenen Grenzregion oder die Stellungen in den besetzten Gebieten verstärke.
Ein erneuter Angriff durch «Partisanen» in der russischen Grenzregion Belgorod sei am Donnerstag zwar rascher eingedämmt worden als zuvor – doch Russland habe eigenen Angaben zufolge dafür auf den vollen Umfang militärischer Feuerkraft auf seinem eigenen Staatsgebiet zurückgegriffen, heisst es im Bericht. Dazu gehörten demnach auch Kampfhelikopter und schwere Raketenwerfer. Moskau macht die Ukraine für die Angriffe verantwortlich, Kiew weist das jedoch zurück.
Russland hat seine Angriffswelle auf die ukrainische Hauptstadt Kiew fortgesetzt – laut der Militärverwaltung in Kiew den sechsten Tage in Folge. In der Nacht zum Freitag habe die russische Armee insgesamt 15 Marschflugkörper und 18 Kampfdrohnen auf Kiew abgefeuert, teilte das ukrainische Militär am Morgen mit. Alle Flugkörper seien von der ukrainischen Luftverteidigung abgefangen worden.
Auch der Chef der Kiewer Militärverwaltung, Serhij Popko, sprach von insgesamt rund 30 feindlichen Objekte, die zerstört worden seien. Über mögliche Opfer, etwa durch herabfallende Trümmerteile, war zunächst nichts bekannt. Laut der Militärverwaltung in Kiew den sechsten Tage in Folge. (SDA)
Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski sieht nach dem europäischen Solidaritätsgipfel in Moldau eine Niederlage Russlands im laufenden Krieg näher kommen. Das Treffen mit den Staats- und Regierungschefs am Donnerstag sei bestmöglich genutzt worden, um Hilfe für die Ukraine zu mobilisieren und die Niederlage der «Terroristen» zu erzwingen, sagte Selenski in seiner abendlichen Videobotschaft, die in Moldau nach dem Gipfeltreffen der neuen Europäischen Politischen Gemeinschaft (EPG) aufgezeichnet worden war. Der Zeitpunkt sei nahe, an dem Russland für seine Morde zur Rechenschaft gezogen werde, sagte er.

Selenski hatte in Moldau mehrere Staats- und Regierungschefs getroffen, die der von Russland angegriffenen Ukraine weitere Hilfe zusicherten. «Wir bereiten neue Entscheidungen für die Verteidigung der Ukraine vor, darunter Flugabwehr, Kampfflugzeuge und unser Vorstoss auf dem Boden», sagte er. Vorbereitet würden auch ein Paket für Sicherheitsgarantien auf dem Weg in die Nato und ein Friedensgipfel zur Umsetzung von Kiews Vorschlägen für ein Ende des Krieges. Eine Kernforderung von Selenski Friedensplan dreht sich um den Abzug russischer Truppen aus der Ukraine. Russland lehnt das ab.
Selenski beklagt Probleme mit Schutzbunkern in Kiew
Selenski betonte in seiner Videobotschaft, dass abgesehen von der militärischen Hilfe aus dem Ausland auch die Ukraine selbst mehr für die Sicherheit ihrer Bürger tun müsse. Er bekräftigte Forderungen, dass eine ausreichende Zahl an Bunkern überall zugänglich sein müsse. «Die Situation, wie letzte Nacht in Kiew, als die Menschen zum Schutzbunker kamen und der verschlossen war, darf nie wieder vorkommen», betonte er. Es sei die Pflicht der Kommunen, dafür zu sorgen, dass die Schutzräume rund um die Uhr geöffnet seien.
In Kiew hatte Bürgermeister Vitali Klitschko die Öffnung sowie Kontrollen nach einer Panne am Donnerstag angeordnet. «Es schmerzt, Nachlässigkeit bei diesen Verpflichtungen zu sehen. Es tut weh, die Toten zu sehen», sagte Selenski. Die Verantwortlichen müssten zur Verantwortung gezogen werden.
Nach Angaben der Behörden in Kiew waren drei Menschen bei neuen russischen Raketenangriffen getötet worden, darunter ein neun Jahre altes Kind. Selensk warf Russland vor, auch am internationalen Kindertag seinen «Terror» fortzusetzen.
Kämpfe in russischer Grenzregion Belgorod
Indes blieb die Lage in dem an die Ukraine grenzenden russischen Gebiet Belgorod gespannt. Russlands Militär «vernichtete» nach neuen Angriffen von ukrainischer Seite im Grenzgebiet laut offiziellen Angaben aus Moskau erneut mehr als 50 Kämpfer sowie Panzertechnik und Militärgerät. Das «Kiewer Regime» habe am Donnerstag die Stadt Schebekino, wo auch ein Grenzübergang für Fahrzeuge liegt, beschossen, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Am Nachmittag hatte das Ministerium mitgeteilt, einen Durchbruch von Kämpfern verhindert zu haben. Die Angaben liessen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
Menschen, die aus der Region flüchteten, sprachen von «verheerenden Zerstörungen» in der Stadt, von denen das russische Staatsfernsehen nur einen Bruchteil zeige. Auf einem Video war zu sehen, wie das Dach eines langen Wohnblocks in Flammen stand. Die Region wird seit Tagen von Angriffen mit Toten und Verletzten erschüttert.
Einmal mehr bekannten sich das «Russische Freiwilligenkorps» und die Legion «Freiheit Russlands» zu den Attacken. Sie wollten Russland Freiheit, Frieden und Ruhe bringen, teilten die Kämpfer mit, die auf der Seite der Ukraine im Einsatz sind. Die ukrainische Regierung betont, nichts mit den Angriffen zu tun zu haben. (SDA)
Nahe der russischen Stadt Kursk nahe der Grenze zur Ukraine sind nach Angaben der Regionalregierung mehrere ukrainische Drohnen abgeschossen worden. Ein Luftabwehrsystem habe die Flugkörper nahe der Stadt abgeschossen, erklärte Regionalgouverneur Roman Starowoit in der Nacht zum Freitag im Onlinedienst Twitter. Er rief die Einwohner auf, Ruhe zu bewahren: «Die Stadt steht unter dem verlässlichen Schutz unserer Armee», schrieb der Gouverneur. (AFP)
Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski sieht nach dem europäischen Solidaritätsgipfel in Moldau eine Niederlage Russlands im laufenden Krieg näher kommen. Das Treffen mit den Staats- und Regierungschefs am Donnerstag sei maximal genutzt worden, um Hilfe für die Ukraine zu mobilisieren und die Niederlage der «Terroristen» näher zu bringen, sagte Selenski in seiner abendlichen Videobotschaft, die er in Moldau nach dem Gipfeltreffen der neuen Europäischen Politischen Gemeinschaft (EPG) aufzeichnete. Der Zeitpunkt sei nahe, an dem Russland für seine Morde zur Rechenschaft gezogen werde, sagte er.
Der ukrainische Präsident hatte in Moldau mehrere Staats- und Regierungschefs getroffen, die der von Russland angegriffenen Ukraine weitere Hilfe zusicherten. «Wir bereiten neue Entscheidungen für die Verteidigung der Ukraine vor, darunter Flugabwehr, Kampfflugzeuge und unser Vorstoss auf dem Boden», sagte er. Vorbereitet würden auch ein Paket für Sicherheitsgarantien auf dem Weg in die Nato und ein Friedensgipfel zur Umsetzung von Kiews Vorschlägen für ein Ende des Krieges. Eine Kernforderung von Selenskyjs Friedensplan dreht sich um den Abzug russischer Truppen aus der Ukraine. Russland lehnt das ab.

Selenski betonte auch, dass abgesehen von der militärischen Hilfe aus dem Ausland auch die Ukraine selbst mehr für die Sicherheit der Bürger tun müsse. Er bekräftigte Forderungen, dass eine ausreichende Zahl an Bunkern überall zugänglich sein müsse. «Die Situation, wie letzte Nacht in Kiew, als die Menschen zum Schutzbunker kamen und der verschlossen war, darf nieder wieder vorkommen», betonte er. Es sei die Pflicht der Kommunen, dafür zu sorgen, dass die Schutzräume rund um die Uhr geöffnet seien. (SDA)
Im Grenzgebiet zur Ukraine hat die russische Armee nach eigenen Angaben eine versuchte «Invasion» ukrainischer Einheiten zurückgeschlagen. Dem Verteidigungsministerium in Moskau zufolge versuchten von Panzern begleitete motorisierte Infanteriekompanien am Donnerstag, von der Ukraine aus in die Region Belgorod «einzudringen». «Bis zu 70 Angreifer, fünf Panzer, vier gepanzerte Fahrzeuge, sieben Pick-Ups und ein Lkw waren insgesamt beteiligt.» Über 50 ukrainische Kämpfer seien getötet worden. Der Angriff sei unter Einsatz von Kampfjets und Artillerie gestoppt worden.
Die gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin gerichtete Miliz «Russisches Freiwilligenkorps» erklärte am Donnerstagnachmittag, sie sei weiterhin an Kämpfen in der Region Belgorod beteiligt. Die von einem Rechtsextremisten angeführte Miliz hatte bereits vorher Angriffe von der Ukraine aus auf russisches Territorium verübt. (AFP)
Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski ist zuversichtlich, dass sein Land etliche westliche Kampfflugzeuge vom Typ F-16 erhalten wird. Er habe beim Gipfeltreffen der neuen Europäischen Politischen Gemeinschaft in Moldau «von einer signifikanten Zahl» gehört, sagte er am Donnerstagabend nach der englischen Übersetzung seiner Pressekonferenz. Etliche Länder hätten stärkere Unterstützung geäussert. Die ukrainischen Luftstreitkräfte hatten zuletzt die Zahl von 48 F-16-Kampfjets genannt, die sie erwarten.
Selenski betonte, dass die Kampfflugzeuge vor allem zum Schutz der Bevölkerung vor russischen Luftangriffen und nicht für Gegenoffensiven benötigt würden. Ein Vorschlag der Ukraine sei auch, ein gesamteuropäisches Luftverteidigungssystem aufzubauen. Die Ukraine habe Erfahrung bei dem Thema, weil sie die vorhandenen Systeme leider bereits live habe testen müssen.
Kurzfristig forderte der ukrainische Präsident weitere Flugabwehrraketensysteme vom Typ Patriot. Bis die Ukraine die Kampfflugzeuge erhalte, würden mehr Patriots zu ihrem Schutz gebraucht, sagte er. In seinem Nachrichtenkanal bei Telegram teilte er mit, dass bei dem Treffen in Moldau auch die Ausbildung von ukrainischen Piloten an den F-16 und anderen Flugzeugen vereinbart worden sei. Ziel sei zudem, einen ukrainischen Raketenschutzschirm (sky shield) zu bilden. Die Entscheidung darüber könne nach weiteren Konsultationen mit den USA beim nächsten Treffen der Verteidigungsminister auf deren Militärstützpunkt in Ramstein getroffen werden, sagte er. (SDA)
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Zwei Menschen sind nach russischen Angaben beim Absturz einer Drohne auf eine Strasse in der russischen Stadt Belgorod nahe der ukrainischen Grenze verletzt worden. «Nach ersten Informationen ist eine Drohne auf eine Strasse gestürzt. Es gibt zwei Verletzte», schrieb der Gouverneur der Region, Wjatscheslaw Gladkow, am Donnerstag im Online-Dienst Telegram.
Gladkow veröffentlichte zudem ein Foto von einem Trümmerteil, mutmasslich ein Teil des abgestürzten Geräts. Ihm zufolge leidet einer der Verletzten an einer Gehirnerschütterung, der andere an leichten Prellungen. Auch ein Fahrzeug wurde demnach beschädigt.
Der Bürgermeister der 520'000-Einwohner-Stadt, Walentin Demidow, bestätigte die Angaben des Gouverneurs auf Telegram. Er erklärte, die Explosion habe sich in der Nähe einer Tankstelle ereignet.
Erst ein paar Stunden zuvor hatte das russische Militär verkündet, eine versuchte «Invasion» ukrainischer Kräfte in der russischen Grenzregion verhindert zu haben. Demnach hätten mehrere Dutzend ukrainischen Soldaten mit Panzern versucht, «in russisches Territorium einzudringen». (AFP)
Bundespräsident Alain Berset hat am Gipfel der Europäischen Politischen Gemeinschaft in Moldau den ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski getroffen. Bei einem kurzen Gespräch gaben sie sich auch die Hand, wie ein Fotograf der Agentur Keystone-SDA berichtete. Zur Begegnung kam es nach dem offiziellen Gruppenfoto der Staats- und Regierungschefs zum Auftakt des Europa-Gipfels. Worüber Berset und Selenski gesprochen haben, war zunächst nicht bekannt.
Selenski will auf dem Gipfel um Patriot-Abwehrraketen und Kampfjets bitten. Die Schweiz dagegen erlaubt keine Ausfuhr von Kriegsmaterial in Krisengebiete.
Berset sprach zuvor gegenüber Medienschaffenden die Nähe des Gipfeltreffens an, das in einem Vorort der moldauischen Hauptstadt Chisinau stattfindet. Die ukrainischen Grenze befindet sich nur gerade 20 Kilometer vom Gipfelort Bulboaca entfernt. Die Nähe sei ein Zeichen der Solidarität mit der Ukraine, sagte Berset. Es sei aber auch «ein sehr starkes Signal der Unterstützung für Moldau». Denn auch für Chisinau sei die Situation schwierig. (SDA)

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Nach einem russischen Raketenangriff mit mehreren Toten laufen in der ukrainischen Hauptstadt Kiew Ermittlungen zu einem offenbar verschlossenen Luftschutzkeller.
Er habe das Präsidialamt gebeten, den Leiter des betroffenen Stadtteils Desnjanskyj, Dmytro Ratnikow, für die Dauer der Untersuchungen von seinem Posten freizustellen, schrieb Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko am Donnerstag auf Telegram.
In Desnjanskyj war in der Nacht ein Krankenhaus beschossen worden. Der Mann einer getöteten Frau beklagte später, dass die Menschen den russischen Raketen schutzlos ausgeliefert gewesen seien, weil sie gegen die Türen des Bombenschutzkellers gehämmert hätten, ihnen aber niemand aufgemacht habe.
Schutzräume in allen Bezirken werden überprüft
Klitschko kündigte ausserdem an, auch in allen anderen Kiewer Bezirken die Schutzräume überprüfen zu lassen. Insgesamt sind bei dem jüngsten Angriff, bei dem nach ukrainischen Angaben Iskander-Raketen abgefeuert wurden, drei Menschen getötet worden, unter ihnen auch ein Kind.
Russland beschiesst die ukrainische Hauptstadt derzeit besonders heftig. Im Mai wurden innerhalb eines Monats so viele Raketen, Marschflugkörper und Drohnen auf Kiew abgefeuert wie noch nie seit Beginn des russischen Angriffskriegs vor mehr als 15 Monaten. (AFP)
Die Niederlande werden nach Angaben von Ministerpräsident Mark Rutte «so schnell wie möglich» mit der Ausbildung ukrainischer Piloten an westlichen Kampfjets vom Typ F-16 beginnen.
«Ich denke, das ist ein wesentlicher Schritt, um sicherzustellen, dass sich die Ukraine verteidigen kann – auch längerfristig «, sagte Rutte am Donnerstag beim Gipfeltreffen der neuen Europäischen Politischen Gemeinschaft (EPG) in Moldau. Das Training werde «zusammen mit Dänemark, Belgien, Grossbritannien und der Hilfe anderer» gestartet.
Rutte warb zudem für einen Ausbau der sogenannten «Patriot-Koalition», an der sich bislang Deutschland, die USA und die Niederlande beteiligen. Man haben gesehen, was diese Flugabwehrraketensysteme zum Beispiel zum Schutz der Menschen in Kiew leisteten – aber da sie stark beansprucht würden, brauche man mehr. «Wir benötigen mehr Länder, die Patriot-Systeme besitzen, die sich beteiligen», sagte Rutte. Er wolle versuchen, möglichst viele Partner davon zu überzeugen. «Die Ukraine muss gewinnen, und dafür müssen wir alles tun», erklärte er.

Wichtig ist dafür aus seiner Sicht auch, sich nicht von militärischen Misserfolgen demotivieren zu lassen. «Wir alle wissen, dass es wie in jedem Krieg Rückschläge geben wird», sagte er. Man hoffe das nicht, aber wenn sie kommen sollten, müsse die Ukraine wissen, dass sie auf alle Partner zählen können. «Die Antwort muss in diesen Zeiten mehr humanitäre Hilfe sein, nicht weniger – mehr finanzielle Unterstützung, nicht weniger und mehr militärische Unterstützung, nicht weniger.»
An die Adresse des ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski sagte Rutte: «Wolodimir, das ist unsere gemeinsame Zusage an dich. Danke, dass du hier bist.» (AFP)
SDA/AFP/Redaktion Tamedia
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