Tinnitus-Alarm
Die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Winterthur will jugendliche Vandalen verscheuchen – mit aggressiven Schrilltönen.

Die Vorrichtung kommt in den Medien meist nicht gut weg. Das deutsche Nachrichtenmagazin «Spiegel» spricht von «Tinnitus-Attacke» und von «Pieptonfolter» gegen Jugendliche. Eine Menschenrechtlerin hat gar einmal das Wort «Schallwaffe» gebraucht.
Demnächst wird die unscheinbare Box in Winterthur eingesetzt. Dort will die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) ab März juvenile Vandalen mit einer kleinen Installation vertreiben: Aus dem Kästchen dringt ein Schrillton unangenehm in Teenager-Ohren.
Schmierereien und Scherben
Begründung der Schule für die Massnahme, die Radio 1 vermeldet hat: Bei schönem Wetter würden auf dem Campus für Angewandte Linguistik bei den Veloständern am St.-Georgen-Platz Gartenstühle in Brand gesetzt. Es würden Scheiben verschmiert und Flaschen zerschlagen.
«Folterwerkzeug»: Vergrämungsanlage Mosquito im Hörtest. (Quelle: Welt der Wunder TV/ Youtube)
Bis August soll der Pfeifton testweise gegen ungebetene Gäste eingesetzt werden. Nur nachts und nur an diesem einen Standort, wie die Schule betont. Die Fiep-Vorrichtung ist mit einem Bewegungsmelder gekoppelt und geht erst nach zehn Minuten los. Wenn jemand bloss sein Velo abstellt, passiert also gar nichts.
Der Abschreckungs-Lautsprecher basiert auf der medizinischen Tatsache, dass der Mensch mit zunehmendem Alter Hochfrequenztöne nicht mehr hört; das beginnt schon im jungen Erwachsenenalter. «Mosquito» heisst das erfolgreiche Gerätesystem, das dies ausnützt.
Es wechselt viermal pro Sekunde zwischen zwei hochfrequenten Signalen. Da der resultierende Ton somit variiert, kann ihn das menschliche Hirn nicht ausfiltern und sich nicht an ihn gewöhnen. Jugendliche irritiert er schwer, Leute im Erwachsenenalter kaum oder gar nicht.
In Chur wieder abmontiert
Solche Geräte sind umstritten. Im deutschen Osnabrück empörten sich Kunden einer Einkaufszone, worauf der Mosquito wieder verschwand. In Chur nahm der Hotelier des Hotels Chur vor gut zehn Jahren ein Gerät in Betrieb, weil Partygänger unter den Fenstern lange und laut feierten. Später musste er es auf Druck der Behörden wieder abnehmen. «Aber den Lärm und die Scherben haben wir weiterhin», sagt er am Telefon.
Die Suva, die den Mosquito einst begutachtete, fand, bei korrekter Montage gefährde er das Gehör nicht. Wesentlich ist demnach die Montagehöhe. Der Bundesrat habe sich 2007 gegen ein Verbot entschieden, sagt die ZHAW-Medienstelle zum rechtlichen Hintergrund. Und: Man montiere die Anlage nach Rücksprache mit dem Baudepartement der Stadt Winterthur.
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