Tote Leitungen in der Affäre Markwalder
Die grösste PR-Agentur veröffentlicht eine Mitteilung, die sie gleich wieder vom Netz nimmt. Der Branchendachverband kündigte eine Untersuchung an, zu der er keine Stellung nimmt.

Die Affäre um den gekauften Vorstoss von FDP-Nationalrätin Christa Markwalder bringt die Profis der Schweizer Kommunikationsbranche an ihre Grenzen. Ausgerechnet jene Kreise, die sich sonst teuer für ihre Dienste in der Vermittlung von Informationen bezahlen lassen, schalten derzeit auf stumm oder tragen mit widersprüchlichen Stellungnahmen weiter zur Verwirrung bei, welche die Interpellation Markwalders aus dem Jahr 2013 derzeit stiftet.
Das jüngste Beispiel ist die Schweizerische Public Affairs Gesellschaft (Spag), die sich seit etwas mehr als einem Jahr intensiv um mehr Transparenz im teilweise kritisierten Geschäft des Lobbyings engagiert. Gegen Mittag kündigt sie heute an, ihre vor zwei Monaten neu geschaffene Standeskommission mit einer Abklärung des «Kasachstan-Lobbyings» zu betrauen.
«Der Vorstand hat sich entschieden, die Standeskommission mit der Prüfung zu beauftragen, ob im vorliegenden Fall durch ein Mitglied der Spag gegen die Standesregeln verstossen wurde.» Gemeint mit dem Spag-Mitglied ist Marie-Louise Baumann, langjährige Mitarbeiterin von Burson-Marsteller, der grössten Kommunikationsagentur der Schweiz. Sie hatte den umstrittenen Vorstoss vorbereitet.
Haben die neuen Standesregeln eine Rückwirkung?
Gerne hätte Redaktion Tamedia etwas mehr über die Prüfung erfahren, Spag-Präsident Stefan Kilchenmann indes ist seit Stunden nicht erreichbar, obwohl er auf der Mitteilung zur Untersuchung als Auskunftsperson aufgelistet ist. Weder auf seiner direkten Nummer, noch auf seinem Mobiltelefon oder dem Sekretariat der Spag, dessen Nummer ebenfalls angegeben ist, kann man ihn vermitteln. Tote Leitungen allenthalben.
Interessant wäre zu erfahren, ob eine Prüfung zu tatsächlichen Massnahmen führen könnte. Die Ausgangslage ist nämlich alles andere als klar. So gelten die Standesregeln der Lobbying-Branche, welche die Standesgesellschaft überwacht, erst seit dem 11. März 2014. Entfalten diese eine Rückwirkung? Schliesslich liegt die Zusammenarbeit von Baumann und Markwalder im Fall des Vorstosses deutlich mehr als ein Jahr zurück. Sie fallen also in die Zeit, bevor sich die Branche selbst stärker reglementierte. Als klare Regel schreibt die Spag ihren Mitgliedern vor, ihr Geschäft transparent zu betreiben und bei «der ersten Kontaktaufnahme bekannt zu geben, in wessen Auftrag sie vorstellig werden».
Genau darüber ist nun ein Streit zwischen der Lobbyistin Baumann und der Politikerin Markwalder entstanden. Während die Berner Nationalrätin darauf besteht, nicht genau gewusst zu haben, wer genau in welcher Weise am Vorstoss mitgearbeitet hat, stellt sich die Agentur Burson-Marsteller in der NZZ auf den Standpunkt, «immer offen und transparent» über die kasachischen Auftraggeber informiert zu haben.
Burson-Marsteller selbst ist in der Affäre allerdings auch ein überraschender Fauxpas unterlaufen: In ihrem ersten Communiqué zur Affäre ging sie auf Distanz von ihrer Mitarbeiterin Baumann. Um sich dann wenige Stunden später entschieden hinter die frühere Mitarbeiterin des FDP-Generalsekretariats zu stellen. (TA)
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