Tristes Leben im Burger-Restaurant
Für arme Menschen in den USA ist McDonald's mehr als ein Ort für den schnellen Hunger. Es kommen tragische Schicksale zusammen.

Für die meisten von uns ist McDonald's ein Ort für einen schnellen, nicht immer gesunden Happen, wenn uns die Lust überkommt oder die Alternativen fehlen – kein Restaurant, um täglich stundenlang zu verweilen. Doch in den USA hat sich McDonald's in den letzten Jahren von einer Burgerkette zu einem Gemeinschaftszentrum entwickelt – vor allem für grosse Teile der armen Bevölkerung.
Viele teilen ein Schicksal, aber nicht den Tisch
Viele kommen seit Jahren täglich in die Filialen. Sie treffen sich zum Beten, Diskutieren, Politisieren, Bingospielen – einfach zum Zeitvertreib. Oder zum Festessen vor dem Termin beim Standesamt – so wie ein Paar aus Texas, das am Morgen vor seiner Hochzeit noch einen McMuffin isst und sich den Spielplatz des Restaurants für seinen künftigen Nachwuchs anschaut.
Es sind Arbeitslose; gering qualifizierte, schlecht bezahlte Schichtarbeiter; Alte, die mit einer mickrigen Pension über die Runden kommen müssen; Menschen, die vom Drogenkonsum oder schweren Schicksalsschlägen gezeichnet sind. An einigen Tischen sind alle Menschen willkommen.
Doch viele treffen sich zum Unter-sich-Sein. Denn die amerikanische Idee vom Schmelztiegel der Kulturen trifft zumindest hier nicht wirklich zu. Weisse, Schwarze, Hispanoamerikaner: Was sie eint, ist ihr trister, vereinsamter, von Geldsorgen geprägter Alltag. Trotz ihres gemeinsamen Schicksals bleiben die einzelnen Ethnien aber lieber unter sich.
Günstig, sauber und weniger Regeln
Den Lebensmittelpunkt in ein Fast-Food-Restaurant zu verlegen, mag in den Ohren vieler absurd tönen. Doch der «Guardian» nennt die Gründe, die umso überzeugender wirken, wenn man weiss, an was es den Menschen mangelt: Der Kaffee ist günstig, die Toiletten sind sauber, es gibt Gratis-Internet, genügend Platz, weniger Vorschriften als in staatlich geführten Community Centers – und für einige sogar Obdach.
Das britische Medium hat Betty Ryder getroffen, die nur über Nacht ein Dach über dem Kopf hat. Tagsüber muss sie sich behelfen, kommt jeden Morgen in eine Fast-Food-Filiale im Bundesstaat Louisiana, trinkt überzuckerten Kaffee und raucht. Andere unterhalten sich, lösen Kreuzworträtsel aus Zeitungen, die jemand anderes zurückgelassen hat – oder versuchen, einfach nur aus dem Alltag auszubrechen. Denn für jene, die mit dem Tod eines Familienmitglieds oder einem anderen schweren Schicksalsschlag umgehen müssen, sind ihre Kontakte in der Burgerkette der einzige Weg in die Normalität.
Sich um die Filiale sorgen
Daher sorgen sich viele jener, die täglich in die Filialen kommen, ernsthaft um die Zukunft von McDonald's. Die rund 14'000 Restaurants der Burgerkette in den USA machen weniger Umsatz und verdienen weniger Geld. Zwar will der Konzern dieses Jahr 1000 neue Filialen im ganzen Land eröffnen, aber gleichzeitig auch 500 unrentable dichtmachen. Bereits vergangenes Jahr wurden in den USA sowie in China und Japan mehrere Hundert Restaurants geschlossen.
Diese Ankündigungen kamen für die Verarmten und Verlassenen einer Hiobsbotschaft gleich. Denn für sie geht nicht ein Ort ungesunden Essens oder ein Aushängeschild eines Multimilliardenkonzerns verloren, sondern häufig das Einzige, was ihrem Leben ein wenig Stabilität und Normalität verleiht.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch