«Trittst im Morgenrot daher» – ungeliebt, aber robust
Pathetisch, nationalistisch, veraltet – viel geschmäht und wiederholt totgesagt, hat der Schweizerpsalm schon zahlreichen Versuchen zu seiner Abschaffung getrotzt. Nun nimmt ein Verein einen neuen Anlauf.

Bereits bei ihrer Einführung vor über 50 Jahren war die Landeshymne umstritten. Die Komposition des Wettinger Paters Alberich Zwyssig mit der Anfangszeile «Trittst im Morgenrot daher» wurde 1961 vom Bundesrat vorläufig zur Nationalhymne erklärt. Bis dahin erklang bei Anlässen oft «Rufst du mein Vaterland». Weil dieses Lied auf der gleichen Melodie basierte wie die britische Hymne «God Save the Queen», kam es auf internationalem Parkett oft zu peinlichen Verwechslungen.
1965 bestätigte die Landesregierung die provisorische Anerkennung des Schweizerpsalms, obwohl sich sechs Kantone dagegen und sieben für eine verlängerte Probezeit ausgesprochen hatten. Erst 1981 wurde das Provisorium vom Bundesrat fallen gelassen.
Alternativen mit schwerem Stand
Ersatzvorschläge hatten bisher keine Chance. Wie das historische Lexikon der Schweiz schreibt, konnten sich Gegenvorschläge wie «O mein Heimatland» von Gottfried Keller und Wilhelm Baumgartner, «Heil dir, mein Schweizerland» aus Otto Barblans Calven-Festspiel oder «Vaterland, hoch und schön» von Hermann Suter nicht durchsetzen.
Ebenfalls keinen Erfolg hatte 1986 der Versuch des Zürcher Nationalrats Fritz Meier (Nationale Aktion), den Schweizerpsalm – zwecks Reverenzerweisung an die französischsprachigen Eidgenossen – durch «Roulez tambours» von Henri-Frédéric Amiel zu ersetzen.
Auch Neuschöpfungen schafften es bisher nicht, den Schweizerpsalm zu verdrängen. Dazu gehören etwa der Rütlischwur aus Schillers «Wilhelm Tell» in der Vertonung von Robert Blum oder das «Schweizerlied» von Herbert Meier und Paul Burkhard.
Wettbewerb für neue Nationalhymne startet 2014
Mit dem Konkurs der Trägerstiftung endete 1999 auch Bemühungen der Stiftung Pro CH 98, das Werk «Mit aller Kraft will ich dem Lande nützen» des Aargauer Komponisten und Texters Christian Daniel Jakob zur neuen Landeshymne emporzuhieven.
Zuletzt scheiterte im Parlament SP-Nationalrätin Margret Kiener Nellen (BE) mit dem Versuch, «Schwulst» und «Pathos» im gültigen Text des Zürchers Leonhard Widmer durch zeitgemässere Worte zu ersetzen. Trotz singender Schützenhilfe der unterdessen verstorbenen Tessiner Entertainerin Nella Martinetti zog sie 2006 eine entsprechende Motion mangels Unterstützung zurück.
Ungewiss ist der Ausgang des jüngsten Projektes der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft (SGG). In einem Künstlerwettbewerb soll im ersten Halbjahr 2014 eine Nationalhymne gefunden werden, die einen zeitgemässeren Text und eine neue Melodie hat. Die SGG hatte das Projekt im August 2012 lanciert und will das Siegerprojekt 2015 dem Bundesrat mit der Bitte übergeben, es zur künftigen Nationalhymne zu bestimmen.
SDA
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch