Trotz Bombenfund: Queen setzt Irland-Besuch fort
Erstmals seit der Unabhängigkeit besucht ein britisches Staatsoberhaupt Irland. Das Sicherheitsaufgebot für Elizabeth II. ist riesig. Ein Geländefahrzeug aus Nordirland soll den nötigen Schutz bieten.
Ungeachtet eines Bombenfundes wenige Stunden vor ihrer Ankunft in Dublin hat die britische Königin Elizabeth II. am Dienstag einen als historisch gewerteten Besuch in Irland begonnen. Unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen traf die Queen als erste britische Monarchin in der unabhängigen Republik Irland ein. Während die irischen Behörden die Bombe, die im Gepäckfach eines Busses deponiert war, unschädlich machen konnten, lieferten sich auf den Strassen von Dublin einige Demonstranten ein Handgemenge mit der Polizei.
Bei dem Sprengsatz, der in der Universitätsstadt Maynooth 25 Kilometer westlich der Hauptstadt gefunden wurde, habe es sich um eine echte Bombe gehandelt, die aber nicht scharf gewesen sei, teilte die Polizei mit. Eine Splittergruppe der Irisch-Republikanischen Armee (IRA) habe vor der Bombe gewarnt und dabei ein bekanntes Codewort für einen Sprengsatz verwendet, hiess es weiter. Eine zweite Bombe in der Nähe einer Strassenbahnlinie im Dubliner Bezirk Inchicore stellte sich als Attrappe heraus.
«Völlig neuer Anfang»
Zum ersten Mal seit der Unabhängigkeit Irlands von Grossbritannien im Jahre 1922 setzt ein britischer Monarch offiziell ins Nachbarland über. Queen Elizabeth II. landete am Mittag am Flughafen in Dublin, wo sie mit militärischen Ehren empfangen wurde.
Vertreter der irischen und der britischen Regierung betonten, dass der viertägige Besuch der Königin in Dublin, Kildare, Tipperary und Cork wie geplant verlaufen werde. «Dies ist ein völlig neuer Anfang für Irland und Grossbritannien», sagte der irische Ministerpräsident Enda Kenny.
Die irische Staatspräsidentin und Gastgeberin der Königin, Mary McAleese, sprach von einem «aussergewöhnlichen Moment in der irischen Geschichte». Der Besuch mache deutlich, dass der Friedensprozess erfolgreich verlaufe. Zuletzt besuchte der Grossvater der Königin, George VI., vor 100 Jahren als britisches Staatsoberhaupt Irland. Damals gehörte die gesamte irische Insel noch zum Vereinigten Königreich.
Riesiges Sicherheitsaufgebot
Der Besuch der Queen wurde vom grössten Sicherheitseinsatz in der Geschichte der Republik Irland begleitet. Grosse Teile der Hauptstadt wurden abgesperrt, und auf einer Strecke von mehreren Kilometern wurden Barrikaden errichtet. Mehr als 8000 Polizisten - zwei Drittel der gesamten Truppe - wurden zum Schutz der Queen abgestellt. Auch 1000 Soldaten hielten sich bereit.
Für die Fahrten der Königin lieh sich Irland von Nordirland ein spezielles bomben- und kugelsicheres Geländefahrzeug. Für den Einsatz gegen mögliche Randalierer erhielt Dublin ausserdem zwei Wasserwerfer von der nordirischen Polizei.
«Gerechtigkeit für die Vergessenen» gefordert
Einen Tag vor dem Besuch von Elizabeth II. forderten Überlebende der tödlichen Bombenschläge 1974 in Dublin und Monaghan sowie die Familien der Opfer die Veröffentlichung geheimer britischer Dokumente zu den Attentaten. Der 37. Jahrestag der beiden Anschläge vom 17. Mai mit 34 Toten biete Gelegenheit zu einer «bedeutsamen Geste der Versöhnung», hiess es am Montag in einem Brief der Opferorganisation «Gerechtigkeit für die Vergessenen» an die Monarchin.
Sie solle auf die Regierung in London einwirken, damit unter Verschluss gehaltene Unterlagen veröffentlicht würden. Die Veröffentlichung von Ermittlungsakten zu den Bombenattentaten ist zwischen Irland und Grossbritannien ein dauerhafter Streitpunkt.
Angehörige der Opfer und Vertreter der katholischen Partei Sinn Fein werfen London vor, protestantische Terroristen aus Nordirland bei der Vorbereitung der Anschläge geheimdienstlich unterstützt zu haben. Neben der Queen werden in den kommenden Tagen Premier David Cameron und US-Präsident Barack Obama in Dublin erwartet.
dapd/rub, ami
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