1. Mai in Zürich+++ 24 Festnahmen +++ 40 Verstösse
Die Stadtpolizei Zürich zieht Bilanz ihres Einsatzes am Tag der Arbeit. Mit starker Präsenz setzte sie das Demonstrationsverbot in der Stadt durch.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Polizei hat 24 Personen verhaftet.
- 3 Personen sind nach wie vor in Polizeigewahrsam.
- Rund 40 Personen verstiessen gegen die Covid-Verordnung.
- 1. Mai-Komitee kritisiert Stadtpolizei.
- Linksautonome Gruppen verüben diverse Farb- und Pyroanschläge.
Mit Kontrollen und Ermahnungen versuchte die Stadtpolizei Zürich gestern das Demonstrationsverbot in der Stadt durchzusetzen. 24 Personen hat die Polizei zur Überprüfung der Identität festgenommen - 11 Frauen und 13 Männer im Alter von 20 bis 38 Jahren. 21 von ihnen hat die Polizei danach wieder entlassen.
Nach wie vor in Polizeigewahrsam sind zwei der Täter, welche die Filiale der Credit Suisse am Rigiplatz mit Farbe beworfen haben. Ihnen wird Sachbeschädigung vorgeworfen. Nun muss sich die Staatsanwalt mit den beiden Männern Anfang 20 beschäftigen.
Die mutmassliche Anführerin der Demonstration auf dem Bellevue, an der am frühen Nachmittag über 100 Personen teilgenommen hatten, wurde ebenfalls nicht entlassen. Die zuständige Fachgruppe bei der Stadtpolizei kümmert sich um sie.
Die Polizei hat 40 Verstösse gegen die Covid-Verordnung festgestellt und diese der Staatsanwaltschaft mitgeteilt. 8 Personen wurden angezeigt, weil sie an einer unbewilligten Demonstration teilgenommen hatten, 2 Personen hatten gegen das Sprengstoffgesetz verstossen. 113 Personen hat die Polizei weggewiesen.
Zudem kam es zu zwei weiteren Farbanschlägen. Ein Gebäude an der Nordstrasse sowie eines an der Rotbuchstrasse wurden mit Farbe beworfen.
Rund um den Helvetiaplatz, insbesondere an der Ecke Stauffacher- / Langstrasse, hielten sich gemäss Polizei am frühen Abend rund 150 Personen auf. Sie war anfänglich mit Wasserwerfern sowie zahlreichen Einsatzwagen vor Ort und sperrte die Langstrasse kurzzeitig. Danach beobachtete die Polizei das Geschehen aus Distanz, machte die Personen auf die Covid-Verordnung aufmerksam und bat Gruppen, sich aufzulösen. Das geschah zähflüssig, wie die Polizei am Samstag mitteilt. Zu Ausschreitungen kam es indes nicht. (ema)
Die Stadtpolizei Zürich hat zur Durchsetzung des strikten Demonstrationsverbots mehrere Personen festgenommen und verzeigt. Das zeigt die Zwischenbilanz der Polizei.
Am Vormittag und am frühen Nachmittag hat die Polizei rund ein Dutzend Personen verhaftet. Sie machten sich verdächtig, weil sie Demonstrationsmaterial - etwa ein Megaphon -, Transparente und teilweise auch pyrotechnische Gegenstände auf sich trugen. Den Straftatbestand klärt die Polizei erst ab. Rund 40 Personen wurden angezeigt.
Zwei Personen wurde nach der Demonstration vor dem Rathaus festgenommen. Sie hatten sich nicht an die Anweisungen der Polizei gehalten. Am Goldbrunnenplatz wurden fünf Personen verhaftet, unter anderem, weil sie Transparente an die Hausfassade gehängt hatten. Drei Personen wurden beim Flyern an der Europaallee festgenommen.
Sowohl auf dem Helvetiaplatz als auch am Bellevue kam es während des Tages zu Demonstrationen für Rojava. Auch dabei kam es zu Verhaftungen und Verzeigungen.
Zwei Personen, die am Morgen am Farbanschlag auf die CS am Rigiplatz mitbeteiligt waren, hat die Polizei ebenfalls verhaftet.
Am Samstag will die Stadtpolizei die abschliessende Bilanz ihrere Einsätze am 1. Mai vorlegen. (ema)
Gegen 18 Uhr sperrt die Polizei vorübergehend die Langstrasse, Wasserwerfer fahren vor. Die Verkehrsbetriebe unterbrechen die Tramlinie 8 und die Buslinie 32 wegen einem «Demonstrationsumzug». Von einem richtigen Umzug wie in Basel, wo um die tausend Leute durch die Strassen zogen, ist laut Augenzeugen aber nichts zu sehen. Nach kurzer Zeit ist der Spuk wieder vorbei, die Wasserwerfer ziehen ab.
Mit einem kleinen Fest lassen Aktivisten den 1. Mai auf dem Kasernenareal ausklingen. Es läuft Musik, Getränke werden ausgeschenkt. Die Stimmung erinnere zumindest ein bisschen an die Feste in den vergangenen Jahren, berichten Passanten. (ema)

Unter den Demonstranten waren auch einige bekannte Gesichter. Nicht einverstanden dem Vorgehen der Sicherheitsvorsteherin Karin Rykart (Grüne) war Filmemacher Samir. Er stand mit einem Transparent am Strassenrand. (ema)

Mit Personenkontrollen setzte die Polizei das Demonstrationsverbot durch. So ging die Polizei bei den Personenkontrollen vor.
Auf wenig Wohlwollen stösst die Praxis der Stadtpolizei Zürich beim 1. Mai-Komitee. Sprecher und Gemeinderat Grüne Stadt Zürich schreibt auf Twitter: «Ein Armutszeugnis, was sich die Stadtpolizei Zürich erlaubt.»
Dass die Sache für ihn damit nicht erledigt ist, tönt er in seinem Tweet an. «Das muss ein Nachspiel haben.» (ema)
Ein «Zeichen der Hoffnung und der Zukunft» in der Corona-Krise haben andere Aktivisten am 1. Mai wortwörtlich auf dem Zürcher Münsterhof gesetzt. Wo die Stadt den Platz demnächst mit drei Bäumen begrünen will, steht seit Freitagmorgen ein fünf Meter hoher Eisenholzbaum.
Hinter der Aktion steht zum einen Apotheker Lorenz Schmid, Präsident der Vereinigung Kulturplatz Münsterhof. Er ist schon im März am Covid 19-Virus erkrankt. Zum anderen ist der Fraumünster-Pfarrer Niklaus Peter Mitinitiant der Baumaktion. Die beiden wollen damit an den Besuch von Winston Churchill auf dem Platz und seinen Ausspruch «never waste a good crisis» erinnern.
Den ganzen Mai über werden bekannte Personen aus der Stadt ihre Gedanken zur Frage formulieren: «Was will ich nach der Coronakrise für mich persönlich und für unsere Gesellschaft neu denken, verändern und an positiven Akzenten einbringen?» Die kurzen Reden werden über Livestream übertragen. (ema)


Verschiedene Quellen melden, dass die Polizei schon mehrere Personen verhaftet hat. Wer ein Schild oder Transparent in der Hand hat, wird von der Polizei kontrolliert. Polizistinnen und Polizisten machen selbst vor Passanten mit Kindern keinen Halt. (ema)

Rund um den Helvetiaplatz versammeln sich derzeit Einzelgruppen. Sie schreien alle die Parole «siamo tutti antifascisti» oder singen «Bella Ciao».
Gleichzeitig findet eine Kleinstdemo für Rojava, die Kurdenregion im Norden Syriens, statt. Die Polizei patroulliert durch die Gegend, mahnt die Demonstranten zum Sicherheitsabstand von zwei Metern und löst die Gruppen auf. (kbr)

Die Polizei kontrolliert derzeit in der Zürcher Innenstadt minutiös alle Passanten, die annähernd verdächtig aussehen. Damit will sie das von der Stadt verhängte Demonstrationsverbot durchsetzen. Das bekam auch SP-Kantonsrat Nicola Siegrist zu spüren, als er in der Altstadt unterwegs war. Die Polizei markiert auch da mit Kastenwagen ihre Präsenz. Er sagt: «Mir hat die Polizei fürs Beobachten aus der Distanz eine Wegweisung für die gesamte Innenstadt erteilt.»
Siegrist wollte als Mitglied der kantonsrätlichen Justizkommission seine Aufsichtsfunktion wahrnehmen. Das war für die Polizistinnen und Polizisten nicht relevant. Ihnen sei bekannt, dass er an einer illegalen Demonstration teilnehmen wolle und deshalb polizeilich bekannt sei. Siegrist sagt: «Ich war auf dem Heimweg von meinen Eltern.» (ema)
Weil diverse Gruppierungen dazu aufgerufen haben, am Nachmittag in Kleingruppen von maximal fünf Personen rund um den Helvetiaplatz Protestaktionen durchzuführen, ist die Polizei bereits jetzt vor Ort. Mit einem Aufgebot von ungefähr 25 Polizistinnen und Polizisten bewacht sie den Platz, der derzeit noch leer ist. (kbr)

Um 14 Uhr wurden in der ganzen Stadt Zürich diverse Feuerwerke gezündet. Linke Gruppen haben mit der Aktion dazu aufgerufen, am Nachmittag auf die Strasse zu gehen und ein Zeichen zu setzen.
Auf dem alternativen Lokalradio Lora heisst es dazu: «Hey Menschen, heute ist der 1. Mai! Geht auf die Strasse, nehmt euch die Strasse!» (kbr)
Nach den kleineren Scharmützeln am Morgen dieses 1. Mai ist es derzeit wieder ruhiger auf den Zürcher Strassen. Die Polizei jedenfalls bereitet sich auf grössere Aktionen vor, die ab 15 Uhr rund um den Helvetiaplatz stattfinden werden. Die Polizistinnen und Polizisten haben den Auftrag, sämtliche Demonstrationen aufzulösen. (ema)
Aktivsten haben auf die Filiale der Credit Suisse am Rigiplatz offenbar heute Morgen einen Farbanschlag verübt. In einem Video, das auf Twitter kursiert, ist zu sehen, wie vermummte mit Farbe gefüllte Bierflaschen an die Fassade der Grossbankfiliale werfen. (ema)
Um 12 Uhr kommt es zu einer kurzen Demonstration verschiedener linker Gruppen beim Rathaus. Etwa 25 Aktivistinnen und Aktivisten halten Transparente hoch, wobei die grosse Zahl Frauen auffällt. Jeweils zu zweit oder zu dritt, dazwischen gibt es Abstände. «Mehr Anerkennung und Ressourcen statt Privatisierung» heisst es auf einem Transparent.

Die Polizei rückt mit rund 20 Mann in Vollmontur vor. Die Polizistinnen und Polizisten sind mit Gummischrotgewehren ausgerüstet. Als sich die Versammlung nach fünf Minuten auflöst, rückt die Polizei vor. Sie nimmt mindestens zwei Kundgebungsteilnehmer fest und führt sie in einem Kastenwagen ab. (kbr)

Punkt 11 Uhr haben heute an der Schreinerstrasse Gewerkschafter mit einer fünfminütigen Lärmaktion für höhere Löhne demonstriert. So tönte es. (ema)
An der Schreinerstrasse in der Nähe der Bäckeranlage geht um Punkt elf Uhr geht der Lärm los. Auf den Balkonen einer Genossenschaftswohnung klopft ein Dutzend Aktivistinnen auf Pfannen. Sie wollen für höhere Löhne und gegen den wachsenden Tieflohnsektor fünf Minuten lang lärmen.

Unten auf der Strasse bläst Pierre-Yves Maillard, der oberste Gewerkschafter der Schweiz, in eine Trillerpfeife. Aus seiner Sicht braucht es eine langfristige, soziale und wirtschaftliche Strategie, damit das Land aus dem Lockdown findet, wie er im Interview mit dieser Zeitung erklärt (lesen Sie hier das ganze Interview).
Markus Bischoff, der Präsident des Zürcher Gewerkschaftsbunds, hält anschliessend eine kurze Ansprache.

Er sagt: «Tieflöhne müssen rauf. Die Grenzen müssen aufgehen und die Flüchtlinge reingelassen werden. Letztes Jahr hatten wir einen grossen 1. Mai, nächstes Jahr werden wir einen grossen 1. Mai haben – und dieses Jahr feiern wir einen starken 1. Mai!» (kbr)
Diverse linksautonome Gruppierungen haben sich schon im Vorfeld im öffentlichen Raum bemerkbar gemacht. So hat eine Gruppe die Gebäude der kantonalen Volkswirtschafts- und Sicherheitsdirektion mit Farbe «verschönert», wie auf dem Portal Barrikade zu lesen ist. Die Linksautonomen sehen die Aktion als Protest gegen das Handeln von Regierungsrätin Carmen Walker (FDP), weil sie die Baustellen während der Corona-Pandemie nicht geschlossen hatte. Die Regierung handle stets im «Interesse der Besitzenden».
Kritisiert wird auch der Sicherheitsdirektor Mario Fehr (SP). Er habe die Zustände in den Lagern für Asylsuchende zu verantworten.
Auf die Firma Rheinmetall Airdefence, die in Zürich Oerlikon Flugabwehrsysteme herstellt, haben die Aktivsten am Donnerstagabend zudem einen Pyroanschlag verübt. Mit der Aktion wollen die Täter darauf aufmerksam machen, dass die Rüstungsindustrie auch während der Corona-Krise ihre Produktion nicht eingestellt hat. (ema)
Die Zürcher Stadtpolizei ist in Alarmbereitschaft. Aussagen, mit welchen Aktionen sie rechnet und wie sie diese auflösen will, macht sie derzeit keine. Michael Walker von der Zürcher Stadtpolizei sagt: «Am Nachmittag wissen wir mehr.» Wie viele Polizistinnen und Polizisten heute im Einsatz stehen, gibt die Stadtpolizei ebenfalls nicht bekannt. (kbr)

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