Trotz Kapitalsperre Milliarden abgezogen?
Die Berichte über Kapitalabzüge aus Zypern häufen sich – obwohl die Konten gesperrt sein sollten. Der zypriotische Parlamentspräsident soll nun im Besitz einer Liste mit verdächtigen Überweisungen sein.
Während Zyperns Bevölkerung an den Bankomaten nur Kleinstbeträge beziehen konnte, haben vermögende Kapitalanleger womöglich bereits Beträge in Milliardenhöhe ins Ausland gebracht. Am Montag bereits verlautete aus Frankfurt, die Zahlen des Euro-Zahlungsverkehrssystems Target würden auf hohe Kapitalabflüsse aus Zypern hinweisen – trotz einer von Zypern verhängten Kapitalverkehrssperre.
Wie «Spiegel online» und das deutsche «Handelsblatt» nun berichten, geht der zypriotische Parlamentspräsident Yannakis Omirou diesen Vorwürfen nun offenbar nach. Er soll bereits in Besitz einer Liste der verdächtigen Überweisungen sein, mit denen in den vergangenen Wochen Geld von zypriotischen Konten abgezogen worden sei. Omirou soll auch prüfen wollen, ob hohe zypriotische Beamte Geld ins Ausland geschafft haben.
Ausländische Filialen offen
Dem Bericht von «Spiegel online» zufolge steht Zyperns Zentralbank nun in der Kritik, die Kapitalverkehrskontrollen zu lasch umgesetzt zu haben. Überweisungen für humanitäre Zwecke seien erlaubt geblieben, ebenfalls solche für nicht näher definierte «besondere Zahlungen». Abgezogen worden sein soll das Geld teilweise über ausländische Filialen von zypriotischen Banken. Deren Liquidität habe die zypriotische Zentralbank gar nicht kontrollieren können. Somit hätte sie auch die Zahlungen nicht verhindern können.
Zu den offenen Filialen zypriotischer Banken im Ausland gehörten je drei der Bank Laiki und der Bank of Cyprus, schreibt die «Basler Zeitung» (Artikel online nicht verfügbar). «Ja, das ist richtig», wird das Finanzministerium in Nikosia zitiert. «Aber es ist nicht unsere Angelegenheit.»
«Unmengen» abgehoben
Der zypriotische Parlamentspräsident will auch prüfen, ob hohe Beamte ihr Geld ins Ausland geschafft haben, die in Entscheidungszentren der Notenbank oder im Präsidialgebäude sitzen und von der bevorstehenden Entscheidung zur Schliessung der Banken am 16. März wussten.
Zypriotische Medien berichteten ohne Quellenangabe, es seien «Unmengen» von Geld abgehoben worden. Trifft dies zu, könnten die Folgen gravierend sein: Um die von der EU-Troika geforderten 5,8 Milliarden Euro zusammenzukriegen, müssten die verbleibenden Bankvermögen womöglich um noch mehr als 40 Prozent geschröpft werden – oder der gesamte Rettungsdeal könnte ins Wankeln geraten.
Für Kleinkunden stehen die Banken in Zypern vorerst noch nicht offen. Gemäss den neusten Äusserungen sollen die Banken nun morgen wieder aufgehen.
AFP/mw
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