Trotz Protesten: Coop und Migros halten an «Killergames» fest
Jeder Jugendliche kann bei Coop und Migros Gewalt-Computerspiele kaufen. Jetzt fordert die SP des Kantons Bern die Grossverteiler auf, diese aus dem Sortiment zu nehmen.

Die Ermittlungen laufen auch Hochtouren: Neben einem ganzen Arsenal von Luftdruckwaffen hat die deutsche Polizei im Zimmer des Amokläufers von Winnenden auch Gewalt-Computerspiele gefunden. Noch ist laut einem Ermittler aber unklar, ob diese zum Amoklauf beigetragen haben. Für die SP des Kantons Bern – die «tief betroffen ist durch den Amoklauf in Süddeutschland» – ist jedoch klar: Der häufige Konsum von Videogames verstärke laut neusten Studien das Aggressionsverhalten bei jungen Männern. Die SP verlangt darum ein «rasches Vorgehen gegen Killergames» – also gegen Gewaltspiele für Personen ab 16 Jahren. Diese werden unter anderem bei Ex-Libris (Migros) und Interdiscount (Coop) verkauft. «Wir fordern Migros und Coop auf, sofort freiwillig auf den Verkauf von Killergames zu verzichten», sagt SP-Vizepräsident Roland Näf.
Bei Coop wehrt man ab: Laut Sprecher Nicolas Schmied verkauft Coop selbst keine Gewalt-Computerspiele, nur Interdiscount habe diese im Angebot – und dort gälten klare Regeln: «Wir machen uns für eine saubere Deklaration der Altersfreigaben stark: Wer ein Computerspiel oder eine DVD kaufen will, muss seinen Ausweis zeigen.» Gewalt-Computerspiele werden je nach Alterslimite nur an Personen verkauft, die über 16 beziehungsweise 18 Jahre alt sind.
«Verbot macht nur national oder europaweit Sinn»
Von einem Verbot will Schmied nichts wissen. «Ein Verkaufsverbot macht nur national oder sogar europaweit Sinn», sagt er. Er befürchtet, dass diese Spiele dadurch noch attraktiver würden. In der Tat: Heute können sich die Gamer die Gewaltspiele auch vom Internet herunterladen. Dieser Meinung ist auch Roger Huber, Sprecher von Ex Libris: «Wir halten uns an die vorgegebenen Alterslimiten. Ein Verbot lehnen wir aber ab.» Dennoch sei nicht auszuschliessen, dass es zu Missbrauch kommen könne. «Dagegen könne der Handel aber nichts machen», betont er.
Die SP des Kantons Bern hofft mit dem offenen Brief offenbar, Aufwind für ihre Standesinitiative für ein Verbot von Killergames zu bekommen: Diese wurde 2007 eingereicht. In Bern sind zudem weitere fünf Vorstösse zum Thema Gewaltspiele hängig. Huber und Schmied fordern daher unisono: «Nun muss die Politik Rahmenbedingungen schaffen, die wir dann umsetzen können. Jetzt aber exemplarisch auf Interdiscount und Ex Libris rumzuhacken, bringt nichts.»
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch