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«‹Trump, Le Pen und Petry sind böse› – diese Reaktion ist dumm»

«Der Erfolg der Rechtspopulisten ist nur deshalb so gross, weil er berechtigt ist», sagt Jakob Augstein. Foto: Franziska Sinn

Alle reden vom Rechtspopulismus, Sie fordern einen linken Populismus als Antwort. Warum?

Populistisch wird oft mit extrem oder gefährlich gleichgesetzt.

Populismus sei Widerstand, sagen Sie.

Worauf antwortet Populismus?

Wie das?

Ist das ungerechte Wirtschaftssystem, wie Sie es nennen, der tiefere Grund für Krise und Populismus?

Was meinen Sie damit?

Die neuen Rechten sahen in der Flüchtlingskrise ein solches Ereignis: «Jetzt ist Schluss», sagten sie. «Wir wollen nicht nur diese Flüchtlinge nicht, sondern überhaupt keine Einwanderung mehr!»

Und in der Wirtschaft?

Klingt abenteuerlich, ja revolutionär.

Donald Trump steht für einen solchen Bruch.

Ist Schulz ein linker Populist?

Warum glauben Sie, dass der linke Populismus dem rechten Populismus effizienter entgegentreten kann als die liberale Mitte?

Das Problem mit den Emotionen in der Politik ist doch, dass dabei Angst und Hass der Menschen nicht nur aufgenommen, sondern mit Absicht geschürt werden: rechts gegen die Fremden, links gegen die Reichen. Wie soll daraus Gutes entstehen?

Soll Empörung der Grundtreibstoff der politischen Auseinandersetzung sein?

«Es ist ein Unterschied, ob jemand eine positive oder eine negative Vision vorbringt.»

Diese Hoffnung hegen die rechten Populisten auch.

Wie wichtig sind für Populisten charismatische Führungspersönlichkeiten?

Es gibt kaum einen Mächtigen in der Politik, der spröder und Gefühlen gegenüber abgeneigter wäre als sie.

Wer soll den linken Populismus eigentlich anführen, der Ihnen vorschwebt? Die Anti-Kapitalistin Sahra Wagenknecht, die gegen Flüchtlinge, gegen die EU, gegen Globalisierung und für Russland polemisiert? Oder, um in Deutschland zu bleiben, der Sozialdemokrat Schulz, der für Flüchtlinge, für die EU, für Freihandel und für die USA eintritt?

Warum sollte die gegenwärtig ausser Betrieb sein?

Bestünde der Kern des neuen Gesellschaftsvertrags also darin, den Sozialstaat wieder auszubauen?

Zurück zum Populismus: Wer leistet mehr für die demokratische Kultur: der Vereinfacher oder der Differenzierer?

Bei Trump hat man bisher vor allem den Eindruck, dass er die Dinge einfach sieht, weil er sie nicht versteht.

«Ist der Populist nicht aufrichtig, ist er nur noch ein Lügner.»

Das heisst, er verkauft die Leute für blöd, statt ihnen die Dinge zu vereinfachen.

Gibt es irgendwo einen begabten linken Populisten, der Sie beeindruckt? Sanders, Iglesias, Corbyn, Wagenknecht?

Die Rechten verfolgen die Utopie des Eigenen, die Linken die der Gleichheit – beide sind darin auf gewisse Weise reaktionär. Welche Rolle spielen Utopien in der heutigen Politik?

Und die Sehnsucht nach Utopien?

Sind Sie als Linker eigentlich neidisch darauf, dass das revolutionäre Subjekt die Seiten gewechselt hat?

Gibt es für linken Populismus Tabus?

In Frankreich und in Deutschland wäre die Linke regierungsfähig, wenn sie vereint auftreten würde. Stattdessen befehden sich die Parteien und ihre Flügel bitter. Warum fällt es den linken Populisten so viel schwerer zusammenzuspannen als den Rechten?

Das wütet der Narzissmus des kleinen Unterschieds, wie Freud es nannte. Nochmals: Warum bilden die nationalistischen Rechten heute eine starke Internationale, während die traditionell internationalistischen Linken zersplittert und hilflos wirken?