Die Trump-Show läuft an diesem Wochenende auf Hochtouren, das Weisse Haus erbebt. Schuld daran tragen Frauen, jene Wesen, von denen Donald Trump 1992 in einem Interview mit dem «New York Magazine» sagte, man müsse sie «wie Scheisse behandeln».
Weil Trumps Top-Mitarbeiter Rob Porter, ein Liebling von Stabschef John Kelly, gleich zwei Ehefrauen häuslicher Gewalt und Misshandlung unterwarf, hängt der Haussegen im Weissen Haus schief. Obwohl Kelly und Trumps Rechtsbeistand Don McGahn seit Monaten von dem Missbrauch wussten und das FBI dem Schläger – ein Foto zeigte eine von Porters Ex-Frauen mit einem blauen Auge – deshalb keine permanente Sicherheitsberechtigung zum Umgang mit Staatsgeheimnissen erteilt hatte, genoss der Misshandler höchstes Ansehen im Weissen Haus.
Er sei «ein Mann von wahrer Integrität und Ehre», bescheinigte ihm Kelly. Dreist log der Ex-General, er habe keine Ahnung vom Fehlverhalten seines Untergebenen gehabt. Am Donnerstag trat Porter zurück, die Affäre aber schwelte weiter und erhielt am Freitag neue Nahrung durch den Abschied des Redenschreibers David Sorensen. Auch er war von seiner Ex-Ehefrau beschuldigt worden, sie misshandelt zu haben.

Die Rücktritte gaben Donald Trump reichlich Gelegenheit, seine Einstellung zu Frauen zu verdeutlichen. «Die Leben von Menschen werden durch blosse Anschuldigungen vernichtet, es gibt keine Rückkehr für jemanden, der fälschlich beschuldigt worden ist», twitterte der Präsident am Samstag in offensichtlicher Anspielung auf Porter und Sorensen.
Schon zuvor hatte Trump Rob Porter gerühmt. Er wünsche ihm «alles Gute» und hoffe, dass Porter, der bekanntlich seine Unschuld betont habe, eine «wundervolle Karriere» nach dem Ende seines Jobs im Weissen Haus winke.
Der Mann als Opfer
Die Aussagen von Porters misshandelten Ehefrauen, ein polizeiliches Kontaktverbot sowie das blaue Auge, das Porters erste Ehefrau davontrug, weil sie sich Sex mit dem Ehemann verweigerte: Es zählte alles nichts. Denn wie immer in Donald Trumps Universum ist der Mann das Opfer, nicht die von ihm geschlagene und misshandelte Frau. Roy Moore, der republikanische Senatskandidat in Alabama, geriet mithin zur Beute von Frauen, die ihn aus politischen Beweggründen des Missbrauchs, ja sogar der versuchten Vergewaltigung beschuldigten. «Na ja, er verneint es, ja, er verneint das», sagte Trump über Moore und implizierte, die Anschuldigungen seien 40 Jahre alt und es nicht wert, ernst genommen zu werden.
Als Roger Ailes, der Gründer von «Fox News», im Sommer 2016 von mehreren Frauen glaubhaft sexueller Belästigung bezichtigt wurde und seinen Posten räumen musste, nahm Trump ihn in Schutz: Er wisse, wie sehr Ailes «einigen der Frauen, die sich beklagen, geholfen hat».
Star-Moderator und Trump-Freund Bill O'Reilly, der sich bei «Fox News» gegenüber Mitarbeiterinnen so schweinisch benahm, dass der TV-Sender angeblich 32 Millionen Dollar wegen sexueller Übergriffe auszahlen musste, war in Donald Trumps Augen gleichfalls ein Opfer von Rufmord: «Ich glaube nicht, dass Bill etwas falsch gemacht hat», lautete Trumps Befund.
Unschuldig war auch sein Wahlkampfmanager Corey Lewandowski: Nachdem er die «Breitbart»-Reporterin Michelle Fields unsanft angefasst und zu Boden gestossen hatte, war Trump sofort zur Stelle: Lewandowski sei «ein sehr anständiger Mann», womöglich stammten Fields' Prellungen nicht von ihm: «Woher weiss man, dass diese Prellungen nicht schon vorher da waren?».
«Ein Schläger ist immer ein Schläger»
Üble Nachrede und unwahre Beschuldigungen zu ertragen sind das bittere Los des Mannes, am eigenen Leib erfahren von Donald Trump: Mindestens ein Dutzend Frauen werfen ihm sexuelle Belästigung und sexuelle Übergriffe vor. Sie alle sagten die Unwahrheit, behauptet Trump.
Dass ihm seine erste Ehefrau Ivana in einer eidlichen Aussage bei der Scheidung vorwarf, er habe sie sexuell misshandelt, kann ebenfalls nicht wahr sein. So reiht sich auch ihr Vorwurf in eine endlose Kette von Lügen und Falschaussagen ein, mit denen Frauen unschuldige Männer zu Fall bringen.
Die politische Brisanz dieser Reinwäsche ist beträchtlich, händeringend verfolgten republikanische Parteiobere am Samstag das Verhalten des Präsidenten. Sie befürchten, vor allem Amerikanerinnen in Suburbia könnten der Partei den Rücken kehren wegen Trumps undifferenziertem Fanfarenstoss zur Verteidigung des Mannes. Wenngleich der Präsident geltend machen kann, dass er in einem einzigen Fall den Mann nicht als Opfer weiblicher Machenschaften sah: «Wenn @Rihanna wieder eine Beziehung mit @Chris Brown eingeht, dann hat sie einen Todeswunsch. Ein Schläger ist immer ein Schläger, wetten?», twitterte Trump 2012.
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Video – Trumps Fauxpas in Paris:
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Trump und die misshandelten Frauen
Die Affäre Porter beleuchtet eine Grundüberzeugung Donald Trumps: Nicht Frauen sind Opfer, sondern die Männer.