Trumps Regierung verweigert Migrantin die Abtreibung
Die junge Frau flüchtete aus ihrem Heimatland, weil sie von ihren Eltern misshandelt worden sei. Trotzdem wehrt sich die Behörde mit allen Mitteln gegen den Schwangerschaftsabbruch.

Eine nur unter dem Pseudonym «Jane Doe» bekannte 17-jährige Frau war Anfang September beim illegalen Grenzübertritt von Mexiko in die USA gefasst worden. Als unbegleitete Minderjährige wurde sie in einem Sonderheim des US-Justizministeriums in Texas untergebracht. Dort wurde festgestellt, dass die junge Frau aus einem unbekannten zentralamerikanischen Land im ersten Trimester schwanger war.
Obwohl sich die Migrantin ausdrücklich für eine Abtreibung entschied, wehrt sich die Regierung Trump mit allen Mitteln gegen ihre Entscheidung. Abtreibung ist in den USA legal, niemand aber hat seit der höchstrichterlichen Entscheidung 1973 einen ähnlichen Kreuzzug gegen die Abtreibungsfreiheit und die reproduktiven Rechte von Frauen geführt wie die Trump-Administration. Systematisch wurden Abtreibungsgegner auf relevante Posten im Justizministerium und Gesundheitsministerium berufen, um dort Abtreibungsrechte auszuhöhlen sowie den Zugang zu Verhütungsmitteln zu erschweren.
US-Experten schätzen, dass rund 60 Prozent der schwangeren minderjährigen Migrantinnen aus zentralamerikanischen Ländern wie Honduras, Guatemala oder El Salvador Opfer von Vergewaltigungen wurden. Zu jedem Zeitpunkt beherbergt das für unbegleitete Minderjährige zuständige «Office of Refugee Resettlement» (ORR), eine Abteilung des Washingtoner Justizministeriums, mehrere hundert Schwangere in Heimen in den Grenzregionen.
Wider Willen von Christen beraten
Texanische Gesetze verlangen, dass eine minderjährige Schwangere vor einer Abtreibung die Genehmigung der Eltern einholen muss. Im Fall von «Jane Doe» erteilte ein Richter die Genehmigung, worauf die Abtreibung gegen Ende des ersten Trimesters am 28. September vorgenommen werden sollte. ORR aber schritt zuvor ein, die junge Frau wurde gegen ihren ausdrücklichen Willen zu einer christlichen Schwangerschaftsberatung gebracht und dort über «lebensbejahende Optionen» unterrichtet.
Hinter der Aktion steht ORR-Chef Scott Lloyd, ein bekannter Abtreibungsgegner, der zuvor bei der konservativen katholischen Wohltätigkeitsorganisation und Lobby «Knights of Columbus» gearbeitet hatte. Obschon «Jane Doe» aus ihrem Heimatland flüchtete, weil sie von ihren Eltern misshandelt wurde, kontaktierte Lloyd persönlich ihre Mutter und unterichtete sie von der Schwangerschaft der Tochter.
Nachdem sich die Bürgerrechtsorganisation «American Civil Liberties Union» (ACLU) eingeschaltet hatte, urteilte ein Bundesgericht am vergangenen Mittwoch, dass die Migrantin ein Recht auf eine Abtreibung habe. Richterin Tanya Chutkan bezeichnete die Haltung der Regierung als «erstaunlich», ORR aber legte umgehend Berufung gegen die Entscheidung ein.
Abtreibung würde dem Interesse der Behörde widersprechen
Am Freitag behaupteten ORR-Anwälte vor dem Appellationsgericht in Washington sodann, eine Abtreibung würde dem Interesse der Behörde «an der Förderung von Kindergeburten und dem Leben des Fötus» widersprechen. Zwar urteilte auch das Berufungsgericht zu Gunsten von «Jane Doe», doch muss die Minderjährige nun einen Sponsor für die Bezahlung der Abtreibung finden.
Die Regierung Trump habe die junge Frau «als Geisel» genommen, sagte ihre ACLU-Anwältin Brigitte Amiri gegenüber Michelle Goldberg, einer Kolumnistin der «New York Times». «Das ist der verrückteste Fall, den ich in meiner Karriere erlebt habe», so Amiri weiter. Die Anwälte der jungen Frau vermuten, ORR wolle das Abtreibungsdatum möglichst lange hinauszögern, da der Staat Texas keine Abtreibungen nach Ablauf der 20. Schwangerschaftswoche erlaubt.
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