Trumps Syrien-Attacke: Das sagen die Polit-Kommentatoren
Die «New York Times» stellt sich hinter den Präsidenten, warnt aber vor drei Risiken. Und was sagen «Washington Post», Fox News und CNN?
Was bezweckt Donald Trump mit der Attacke auf einen syrischen Luftwaffenstützpunkt? Redaktion Tamedia-Korrespondent Martin Kilian sieht im Angriff eine Kehrtwende, die in der US-Aussenpolitik ihresgleichen sucht. Doch wie sehen es internationale Analysten?

Die von Donald Trump oft als «Fake-News» verurteilte «New York Times» stellt sich hinter die Entscheidung des US-Präsidenten: «Präsident Trump hat recht damit, das Regime des syrischen Präsidenten Bashar al-Assad anzugreifen.»
«Trump hat gehandelt. Dafür gebührt ihm Lob.»
Die Welt erwarte ein Handeln Amerikas, wann immer ein «Tyrann eine grundlegende Norm internationalen Verhaltens auf blatante Weise verletzt», schreibt die «Times» weiter. Trump habe gehandelt und verdiene dafür Lob.
Jetzt müsse etwas folgen, wofür die Trump-Regierung bisher wenig Interesse gezeigt habe: schlaue Diplomatie. Vor allem müsse man klarstellen, dass man Russland für zukünftige Aktionen Assads zur Verantwortung ziehen wird. Es erfordere «extraordinäre Disziplin», um zu vermeiden, in die «Eskalationsfalle» zu tappen.
Ausserdem sieht die NYT drei Risiken am Horizont:
- 1. Trumps Putin-Schachzug könne scheitern.
- 2. Trumps Hauptziel, den IS zu besiegen, könnte durch ein Kollabieren Syriens schwierig werden, vor allem da Krieg Nährboden für den IS bedeutet.
- 3. Trump habe keine wirkliche Strategie, Frieden nach Syrien zu bringen.
Die zentrale Frage am Ende laute: Ist die Intervention in Syrien mehr als eine blosse symbolische Machtdemonstration?

CNN bleibt mit seiner Analyse noch sehr vorsichtig. Eine klare Position bezieht der Sender bisher nicht, bemerkt aber, die Aktion Trumps sei ein «bedeutender Bruch» mit der Obama-Regierung – aber auch mit seinen eigenen Aussagen.
Damit spielt CNN auf die «rote Linie» an, die Obama beim ersten Giftgasangriff Assads in Syrien zwar übertreten sah, aber eine Aktion entgegen eigener Aussage schuldig blieb. Trump selber kritisierte regelmässig Obamas Luftangriffe auf Stellungen des IS in Syrien. Zudem hatte Trump verlangt, Obama solle für die Attacken die Zustimmung des Kongresses ersuchen – etwas, was er hier ebenfalls nicht tat.
Dennoch: Trump zeige sich bewusst einmal mehr als Anti-Obama und als Macher, so das CNN-Verdikt.
«Trump zeigt sich einmal mehr als a) Anti-Obama und b) als Macher.»
Wieso also die Kehrtwende? CNN meint, die grausamen Bilder aus Syrien hätten ihn wohl umgestimmt. Es bestehe ein beträchtlicher Unterschied, nur privater Bürger zu sein, der Kritik äussert – und als Präsident dann wirklich handeln zu müssen. «Das Gewicht des Amtes verändert Menschen», schreibt CNN.

Auch die «Washington Post» bleibt in ihrer Analyse bisher vorsichtig differenziert. Auf jeden Fall bewertet die «WaPo» die Intervention als «dramatische Expansion amerikanischen Militärs im komplexen syrischen Konflikt». Die «Post» analysiert, der Schritt von einer ursprünglich non-interventionistischen Politik hin zu einem Angriff sei «ein bedeutender Moment für jeden Präsidenten» – nicht nur für Trump.
«Trump hat die Chance, Obamas Versäumnisse nachzuholen.»
Trump habe nun die Möglichkeit, Versäumnisse seines Vorgängers Obama «schnell und entschlossen» nachzuholen. Die «Washington Post» nimmt Bezug auf Trumps Inaugurationsrede: Trump habe davon gesprochen, «das Gemetzel hier und jetzt zu beenden». Jetzt habe er die Chance dazu. Trotzdem werde Trump «dieselben schlechten militärischen» Optionen wie Obama haben – und das entbehre nicht einer gewissen Ironie.
Einen Vorteil ziehe Trump aus seinem Handeln bestimmt: Er könne nun endlich auch seine konservativen Feinde hinter sich scharen, zum Beispiel den ehemaligen republikanischen Präsidentschaftskandidaten Marco Rubio.

Der britische «Guardian» stellt sich mit einem Kommentar des in Zürich geborenen Autors Moustafa Bayoumi dezidiert gegen Trump. Er schreibt, Trumps «sinnlose Syrien-Angriffe» würden «nichts erreichen». Es sei «Wendehälsigkeit der schlechtesten Sorte» («flip-floppery at its worst»).
«Das ist Wendehälsigkeit der schlimmsten Sorte.»
Das «erratische Hin und Her» der Trump-Regierung beweise, wie einfach manipulierbar sie sei. Das könne zu immer «grösseren und grösseren militärischen Zwickmühlen» führen. Das zentrale Problem sei der Glaube in den USA, es gäbe immer nur eine Lösung für Krieg: einen weiteren Krieg.
Bayoumi sagt, der syrische Bürgerkrieg könne nicht durch militärische Aktion gelöst werden, sondern durch «vorsichtige Deliberation zwischen vielen verschiedenen Parteien».

Für «Fox News» analysiert Robert B. Charles, ehemaliger Assistent des US-Aussenministers Colin Powell während der zweiten Bush-Ära, den Schritt, Syrien anzugreifen, als Demonstration von Trumps Stärke: «Präsident Trump hat nicht gezögert, und das alleine sendet alarmierende Nachricht an die Welt. Nennt das keinen Bluff. Es ist keiner.»
Die «schnelle kinetische Antwort», so bezeichnet Charles den Angriff, «war auf vielen Ebenen wichtig». Es sei nicht nur ein Akt gegen Assad, sondern auch eine Warnung an Nordkorea. «Sie könnten die Nächsten sein», schreibt Charles. Ausserdem vergleicht er Trump – so wie es konservative Kommentatoren öfter tun– mit Ronald Reagan. Dieser hatte 1986 das libysche Regime von Muammar al-Ghadhafi angegriffen.
«Jetzt braucht es fortwährendes und konstruktives militärisches Engagement.»
Der nächste Schritt sei nun «fortwährendes und konstruktives militärisches Engagement». Man habe nun gezeigt, wie einfach die USA russischer und syrischer Luftwaffenabwehr ausweichen könnten, wenn man nur wolle. Das werde insbesondere Russland nicht vergessen.
Rechtsaussen
Rechtsaussen sind die sonst Trump unterstützenden Politkommentatoren entzweit: Auf der einen Seite steht der konservative «Red State». Er anerkennt zwar die rechtlich komplizierte Situation – Trump hatte den Kongress nicht nach Erlaubnis für ein Eingreifen gefragt –, befindet aber, Trump sende die «richtige Nachricht» nach Syrien. Er begrüsst die «Hardline»-Aktion.
Der «Daily Caller» hingegen ist ausserordentlich erbost über Trumps Handeln: «Machen Bilder von toten Unschuldigen alle logischen Punkte irrelevant?», fragt der «Daily Caller» rhetorisch und bezieht sich damit auf non-interventionistische Wahlkampfaussagen Trumps. «Tod ist Tod», egal ob er durch «Giftgas oder Kugeln» verursacht worden sei. Trump solle «bitte» zu seinem «Common-sense-approach» zurückkehren.
Die erzkonservative Kolumnistin Ann Coulter, sonst feurige Trump-Unterstützerin, schreibt, dass «diejenigen von uns, die sich im Mittleren Osten einmischen wollten, andere Kandidaten gewählt» hätten. Ähnlich sieht es der Rechtsaussen-Kommentator Paul Joseph Watson, der gar «offiziell nicht mehr auf dem Trump-Zug» mitfährt. Er spricht das aus, was Coulter nur zwischen den Zeilen geschrieben hatte: Trump würde nur die «desaströse Aussenpolitik von Hillary Clinton intensivieren».
Eskaliert nun der Konflikt zwischen Washington und Moskau?
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch