Tuareg-Rebellen erobern Timbuktu
In den vergangenen Tagen haben Aufständische eine Offensive gegen Malis Regierungstruppen gestartet. Heute haben sie die Stadt Timbuktu offenbar vollständig eingenommen.

Timbuktu und die ganze Region um die Stadt seien unter der Kontrolle der Aufständischen, erklärte die Nationale Befreiungsbewegung von Azawad (MNLA) am Sonntag.
Nach Angaben von Einwohnern nahmen die Tuareg-Rebellen die Stadt ein, ohne auf nennenswerten Widerstand zu stossen. Augenzeugen berichteten am Telefon von vereinzelten Plünderungen vor allem in öffentlichen Gebäuden in mehreren Stadtteilen.
Keine Details
Ein Hotelangestellter bestätigte die Anwesenheit der Tuareg und sagte, sie seien gemeinsam mit einem «früheren malischen Minister» gekommen. Details nannte er nicht. Timbuktu war die letzte Stadt im Nordosten Malis, die noch von der Armee gehalten wurde.
Die historische Stadt mit ihren 50'000 Einwohnern steht auf der UNESCO-Weltkulturerbeliste. Die Rebellen hatten die geplante Eroberung angekündigt. Timbuktu werde eingekreist, um die in der Stadt verbliebene «politische und militärische Verwaltung» der malischen Regierung zu «vertreiben», hatte die MNLA erklärt.
Jahrzehntealter Konflikt
Laut übereinstimmenden Angaben arbeiten die Rebellen mit einer islamistischen Gruppe zusammen. Bereits am Samstag hatten die Aufständischen die wichtige Stadt Gao eingenommen. Die MNLA habe die «malische Besetzung der Region Gao beendet und die Kontrolle über die Stadt Gao übernommen», erklärte die Gruppe.
Malische Regierungsvertreter bestätigten dies. Am Samstagabend hatte der Chef der Militärjunta, Amadou Sanogo, die Armee angewiesen, die Kämpfe um Gao «nicht zu verlängern» und die Stadt damit faktisch aufgegeben.
Zuvor hatten die Rebellen Kidal eingenommen, die Armee zog sich daraufhin aus den strategisch wichtigen Orten Ansogo und Bourem zurück. Das über mehrere Staaten verteilte Nomadenvolk der Tuareg hatte in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder aufbegehrt. Die Rebellen kämpfen für die Unabhängigkeit ihrer Region Azawad.
Seit meuternde Soldaten der malischen Armee vor anderthalb Wochen die Regierung von Präsident Amadou Toumani Touré gestürzt und die Macht an sich gerissen hatten, weiteten die Rebellen ihre Offensive aus. Die Junta in Bamako erklärte am Sonntag die Verfassung und sämtliche staatliche Institutionen wieder für gültig.
Putschisten unter Druck
Die derzeitige «Krise» im Land müsse beigelegt werden, erklärte Juntachef Sanogo. Er kündigte eine Übergangsphase mit «freien, offenen und demokratischen Wahlen», «an denen wir nicht teilnehmen werden». Die Putschisten stehen unter einem grossen Druck der Nachbarländer, die Macht wieder an eine zivile Regierung abzugeben.
Die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft (Ecowas) hat den Militärs ein Ultimatum gestellt, bis Montag die Macht wieder abzugeben und die verfassungsmässige Ordnung wieder herzustellen.
Andernfalls würden «diplomatische, wirtschaftliche und finanzielle Sanktionen» eingeleitet, hiess es. Touré, der sich an einem unbekannten Ort in Mali versteckt, rief die Bürger im Radio auf, für die Wiederherstellung der Demokratie zu kämpfen.
dapd/kpn/wid
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