Türkischer Menschenrechtsaktivist bleibt doch inhaftiert
Der Ehrenvorsitzende von Amnesty International in der Türkei muss im Gefängnis bleiben. Erwartet wurde eine Freilassung.

Schon seit einem Jahr sitzt Taner Kilic, der Ehrenvorsitzende von Amnesty International (ai) in der Türkei, in Untersuchungshaft. Ein Gericht in Istanbul entschied am Donnerstagabend, dass der 49-Jährige Türke weiter im Gefängnis bleiben muss. Das Gericht setzte zudem die nächste Verhandlung erst für den 7. November an. Amnesty-Generalsekretär Salil Shetty schrieb dazu über Twitter: «Wir sind alle schockiert.»
Prozessbeobachter hatten erwartet, dass Kilic freigelassen wird. Wie Amnesty mitteilte, stellte die Polizei in einem Bericht fest, dass Kilic nicht, wie ursprünglich von der Staatsanwaltschaft behauptet, den verschlüsselten Messenger ByLock auf seinem Handy geladen hatte. Diese App wurde angeblich von Anhängern des Predigers Fethullah Gülen zur Vorbereitung des Putschversuchs 2016 benutzt. Kilic hat jede Putschbeteiligung bestritten.
Zeuge vergisst eigene Aussage
Mit ihm angeklagt sind zehn Menschenrechtsverteidiger, die im Juli 2017 auf der Marmarameer-Insel Büyükada an einem Seminar teilgenommen hatten. Dazu gehörte auch der Deutsche Peter Steudtner, der nach gut drei Monaten Untersuchungshaft wieder freikam und ausreisen konnte. Gegen ihn wird nun in Abwesenheit verhandelt. Auch die übrigen Angeklagten sind inzwischen auf freiem Fuss.
Video – Peter Steudtner verlässt Gefängnis (Okt. 2017)
Kilic war schon im Juni 2017 verhaftet worden. Allen Angeklagten wird entweder Mitgliedschaft in einer bewaffneten Terrororganisation oder Terrorunterstützung vorgeworfen, worauf bis zu 15 Jahre Haft stehen. In der Anhörung am Donnerstag wurden zwei Zeugen gehört, die zu dem Seminar auf Büyükada aussagten. Laut ai konnte sich der zweite geheime Zeuge, der auf dem Weg zur Toilette angeblich ein verdächtiges Gespräch gehört hatte, nicht mehr an seine früheren Aussagen erinnern. Ai sprach von einer «Farce».
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