Twitter führt Filter ein
Der Kurznachrichtendienst plant die Einführung länderspezifischer Blockaden, um illegale Inhalte zu sperren.

Twitter-Mitteilungen sollen künftig gezielt in einzelnen Ländern gelöscht werden können. Wie der in San Francisco ansässige Kurznachrichtendienst am Donnerstag mitteilte, sollen neue Filter sicherstellen, dass Nachrichten nur in jenen Ländern blockiert würden, in denen sie gegen Gesetze verstossen. Im Rest der Welt seien die Tweets weiterhin zu lesen. Als Beispiele nennt Twitter Gesetze in Frankreich und Deutschland, wo Nazi-Inhalte verboten seien.
Bisher war es nur möglich, einzelne Nachrichten global zu löschen. Betroffen waren zumeist Verweise auf Seiten mit Kinderpornografie, wie Twitter erklärte. Künftig will das Unternehmen nun, wenn ein Eintrag entfernt wird, ähnlich wie der Suchmaschinenbetreiber Google einen Hinweis posten. «Wir versuchen, Inhalte zu bewahren, wann und wo immer es uns möglich ist», erklärte das Unternehmen.
«Respekt für die Stimme jedes Nutzers»
«Einer unserer zentralen Werte als Firma ist die Vereidigung und der Respekt für die Stimme jedes Nutzers», hiess es bei Twitter. Alles, was möglich sei, werde verbreitet. «Und wenn es uns nicht möglich ist, werden wir transparent mit den Nutzern sein. Die Tweets müssen weiter fliessen.»
Dass die Massnahmen bei Twitter denen bei Google so ähneln, ist kein Zufall. Denn Rechtsberater von Twitter ist Alexander Macgillivray, der auch für Google die Zensur-Massnahmen erarbeitete. Wie Google will auch Twitter alle Anträge auf Entfernung von Tweets von Regierungen, Firmen oder Einzelpersonen auf der Website Chillingeffects.org veröffentlichen.
Expansion in andere Länder im Blick
Keine Frage, das inzwischen sechs Jahre alte Unternehmen hat sich zu einem der mächtigsten Sprachrohre der Welt entwickelt. Die dort verbreiteten Nachrichten spielten schon in vielen Ländern eine wichtige Rolle, zuletzt ganz massgeblich vor einem Jahr beim Sturz der Regierung in Ägypten.
Das ist eine Rolle, die Twitter auch gerne annimmt. Aber Twitter muss die neuen Filtertechniken einsetzen, wenn es wie abgestrebt weiter wachsen will. So hat Twitter vor, die Zahl der aktiven Nutzer von derzeit 100 Millionen aktiven Nutzern auf mehr als eine Milliarde zu steigern. Um dieses Ziel erreichen zu können, muss der Dienst aber noch auf mehr Länder erweitert werden, was auch bedeutet, dass Twitter sich stärker den Gesetzen dieser Länder anpassen muss. Ein Konflikt zwischen dem Anspruch, die Meinungsfreiheit zu garantieren, und dem Bestreben, mehr Menschen zu erreichen und Geld zu verdienen, ist schon absehbar.
dapd/rek
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