UBS und CS müssen bangen
Nach der kalten Dusche für die Chefs der Bank Bär droht auch den Grossbanken Ungemach vonseiten der Aktionäre.

Der UBS droht bei der Generalversammlung am 2. Mai Widerstand von Grossaktionären gegen ihre Gehaltspolitik. «Es ist gut vorstellbar, dass die Abstimmung zum Vergütungsbericht dort ähnlich ausgeht wie bei Julius Bär», sagt Peter Bänziger, Anlagechef der Fondsgesellschaft Swisscanto, der «NZZ am Sonntag». Das Gemeinschaftsunternehmen der Kantonalbanken gehört zu den 20 grössten Aktionären der UBS.
Für Unmut sorgt vor allem, dass die Grossbank im vergangenen Jahr 203 Kaderpersonen bei ihrem Wechsel eine sogenannte «Ersatzzahlung» gewährte. «Uns missfallen die Antrittsprämien», sagt Bänziger. «Sie passen weder zum Volkswillen, der sich bei der Minder-Initiative gezeigt hat, noch zur erklärten Strategie der UBS, das Investmentbanking zu verkleinern.» Es fehle jeglicher Leistungsbezug.
Auch die GV der Credit Suisse am 26. April wird kein Selbstläufer. Die mächtige Analysefirma ISS empfiehlt, die geplante Erhöhung des für Mitarbeiteraktien zurückgestellten Kapitals abzulehnen. Auch Ethos empfiehlt die Ablehnung. Das Traktandum habe gute Chancen für einen sehr hohen Nein-Anteil an der GV.
Zweifel an CS-Verwaltungsräten
Noch brisanter: Einige grosse Stimmrechtsberater zweifeln die Unabhängigkeit des Verwaltungsrats an, schreibt die «Schweiz am Sonntag». Von den 13 Verwaltungsräten seien nicht 11 – wie von der Bank ausgewiesen –, sondern nur 8 unabhängig, schreibt die amerikanische ISS. Konkurrent Glass Lewis sieht sogar nur 6 unabhängige Verwaltungsräte, und die schweizerische Ethos nennt eine Quote von 54 Prozent.
Insbesondere die Tatsache, dass der mit 5,2 Millionen Franken entlöhnte Präsident Urs Rohner als «nicht exekutiv» und «unabhängig» dargestellt wird, stösst den Stimmrechtsberatern sauer auf. Glass Lewis spricht von «Bedenken über die Objektivität und Unabhängigkeit des Verwaltungsrats» und dessen Fähigkeit, die Aufsichtsrolle wahrzunehmen.
Die Credit Suisse lässt dazu verlauten: «Die Kritikpunkte von Glass Lewis sind seit längerem bekannt – sie gründen darin, dass Glass Lewis Corporate Governance-Standards aus Grossbritannien anwendet. Die CS befolgt seit Jahren die Vorgaben, die für uns aufgrund der Kotierungen an der Schweizer und New Yorker Börsen gelten. Und sie ist damit sehr gut gefahren»
Glass Lewis: Auch Rohner sollte gehen
Glass Lewis rät denn auch dazu, den neu zur Wahl stehenden Kai Nargolwala nicht zu wählen, um den Anteil der unabhängigen Verwaltungsräte zu erhöhen. Eigentlich würde man auch die Abwahl von Rohner und Tiner fordern, schreibt das Beratungsunternehmen. Doch diese stehen heuer nicht zur Wahl.
Gute Chancen für einen sehr hohen Nein-Anteil an der GV dürfte ein vorderhand unscheinbares Traktandum haben: Sowohl ISS als auch Ethos stellen sich gegen eine Kapitalerhöhung, mit der Aktien für Bonusprogramme geschaffen werden sollen. Sie argumentieren, damit werde der Wert der ausstehenden Aktien zu stark verwässert.
«Es geht hier um die konsistente Umsetzung der Verstärkung des regulatorischen Kapitals, nicht um einen neuen Vergütungsplan, wie von ISS impliziert. Wir sind nun einmal – aufgrund der beschleunigten Umsetzung von Basel 3 und den Schweizer Too-big-to-fail- Regulierungen – im Kapitalaufbau begriffen und machen das mit geringer Verwässerung der bestehenden Aktionäre.»
Bär-Chef kündigt neues Kompensationsmodell an
Am Mittwoch hatten die Aktionäre der Privatbank Julius Bär erstmals in der Schweizer Firmengeschichte einen Vergütungsbericht abgelehnt. Das hatte auch international für Schlagzeilen gesorgt. Erstmals äussert sich nun Bär-Chef Boris Collardi dazu. «Wir haben die Situation unterschätzt», sagt er in der «Schweiz am Sonntag».
Die kritischen Signale der US-Analysefirma ISS seien erst zwei Wochen vor der GV gekommen. Es habe nicht mehr gereicht, den Investoren entgegenzukommen. «Hätten wir die Kritik von ISS schon vor zwei Monaten gekannt, wäre es anders herausgekommen. Aber im Nachhinein ist man immer klüger», sagt Collardi. Von Rücktritt ist bei Julius Bär trotzdem keine Rede.
In den USA haben solche Misstrauensvoten der Aktionäre meist personelle Konsequenzen: Bei der Citigroup führte die Ablehnung einer Entschädigung an den Chef zu dessen Rücktritt. Die Bank Bär reagiert mit einer Reform. Collardi sagt: «Wir wissen jetzt, was die Investoren denken, und arbeiten mit höchster Priorität an einem neuen Kompensations-Framework.» Dieses werde «einfach umzusetzen» sein. Der Warnschuss von der GV ist angekommen: «Wir wollen nie mehr in eine solche Situation kommen.»
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch