UBS und CS öffnen Lobbybüro in Brüssel
Die beiden Schweizer Grossbanken spannen zusammen, um auf die internationale Bankenregulierung einzuwirken. Präsident des neuen Gremiums ist ein ehemaliger Schweizer Botschafter.

UBS und Credit Suisse wollen ihr Lobbying in Brüssel verstärken. Die beiden Grossbanken haben mit Blick auf die rollende Regulierungswelle den Swiss Finance Council gegründet. Präsident wird der langjährige Schweizer Diplomat Alexis Lautenberg. «Die international tätigen Schweizer Finanzinstitute möchten sich aktiver an der politischen Debatte in Europa beteiligen», erklärte Lautenberg in der Medienmitteilung von heute. Hintergrund seien die Entwicklungen in Brüssel und die Debatte über die Prioritäten für die kommende Legislaturperiode 2014 bis 2019.
Der als Verein in Zürich gegründete Swiss Finance Council mit einer ständigen Vertretung in Brüssel werde jetzt aufgebaut, um bereit zu sein, sobald die neuen Akteure nach der Europawahl im nächsten Jahr ihre Ämter einnehmen. Denn bei der neuen EU-Finanzmarktrichtlinie MiFID II, den Plänen für eine Bankenunion, Vorgaben zu Struktur und Abwicklungs-Notfallplänen oder beim zur Debatte stehenden automatischen Informationsaustausch über Bankkundendaten stehen elementare Interessen der Banken auf dem Spiel. Die Schweizer Institute drängen im Gegenzug auf einen einfachen Marktzugang in der EU.
Mit dem Swiss Finance Council gründen UBS und CS eine eigene Lobby, wie sie auch von anderen internationalen Grossbanken und zahllosen anderen Interessensvertretern in Brüssel betrieben wird. Zum Budget und zur Zahl der Mitarbeitenden des Swiss Finance Council, für dessen PR-Arbeit die internationale Agentur Burson-Marsteller engagiert wurde, waren keine Auskünfte erhältlich.
«Ergänzung» zur Bankiervereinigung
Die Gründungsmitglieder seien offen dafür, weitere international tätige Schweizer Finanzinstitute mit ähnlichen Standpunkten als Mitglieder aufzunehmen, hiess es. Die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg), welche die Interessen aller Schweizer Banken auch in Brüssel vertritt, sieht den Swiss Finance Council als Ergänzung zur eigenen Lobbyarbeit.
Die Gesetzgebung und Regulierung in der EU werde in Zukunft noch mehr Einfluss auf die Aktivitäten der Banken in der Schweiz haben. «Somit ist positiv, wenn die Interessenvertretung der Banken in der Schweiz in Brüssel verstärkt wird», sagte SBVg-Sprecherin Sindy Schmiegel Werner zur Nachrichtenagentur sda.
Die SBVg sei über alle Schritte zur Gründung des Swiss Finance Councils informiert gewesen, erklären beide Seiten. CS und UBS wollen laut den Angaben aktive Mitglieder der SBVg bleiben. Möglicherweise wird sich die neue Lobbyorganisation nicht auf Brüssel beschränken: Wenn die politischen Diskussionen sich international ausweiten, könnte das Bedürfnis entstehen, die Aktivitäten auf andere Märkte zu erweitern, hiess es. Momentan gebe es allerdings keine Pläne, etwa auch in Washington eine Vertretung zu eröffnen.
Früherer Leiter der Schweizer Mission
Dem Vorstand des Swiss Finance Councils gehören neben Lautenberg Urs Rohner und Axel Weber an, die Verwaltungsratspräsidenten von CS und UBS. Lautenberg kennt Brüssel und die Funktionsweise der EU aus vergangenen Jahren sehr gut. Zwischen 1993 und 1999 amtierte er als Botschafter und Leiter der Schweizer Mission bei der EU in Brüssel.
Danach war er Schweizer Botschafter in Italien und in Grossbritannien, ehe er im Juli 2010 den Diplomatischen Dienst verliess, in die Dienste einer internationalen Anwaltskanzlei trat und das Präsidium der Britisch-Schweizerischen Handelskammer übernahm. Zudem hat er sich auf Fragen der Finanzregulierung und des Steuer-Informationsaustauschs spezialisiert.
SDA
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