Überraschung in London – Boris Johnson sagt ab
Der oberste Brexit-Befürworter Boris Johnson kandidiert nicht als Premierminister Grossbritanniens.
Countdown im Rennen um die Cameron-Nachfolge: Kurz vor Ende der Bewerbungsfrist für die Wahl zum neuen Vorsitzenden der britische Konservativen springen immer mehr Bewerber auf den Zug auf – und der Prominenteste springt ab. Der Parteichef soll auch Premierminister werden.
Boris Johnson reiht sich überraschend nicht in die Reihe der Kandidaten ein. Das gab der oberste Brexit-Befürworter kurz vor Mittag (MESZ) im Anschluss an eine flammende Rede bekannt. «Das ist ein Moment der Hoffnung für Grossbritannien», sagt er. Es sei die Chance, das Land wieder zu vereinen und zu neuer Grösse zu führen.
Auf die lange, passioniert vorgetragene Einleitung, in der Johnson auch die Notwendigkeit hervorhob, für soziale Gerechtigkeit einzustehen, folgte die «Pointe», wie er selber sagte: «Nach Befragung von Kollegen und in Anbetracht der Umstände im Parlament, habe ich beschlossen, dass ich nicht die Person sein kann.» Seine Rolle sei es, der nächsten konservativen Regierung «jede mögliche Unterstützung zu geben». Eine Empfehlung für einen anderen Kandidaten sprach Johnson nicht aus.
«Ein Moment der Hoffnung» – aber ohne ihn: Boris Johnson gibt seinen Verzicht auf eine Kandidatur bekannt. (Video: Reuters)
Fünf Kandidaten
Ebenso überraschend hatte dafür zuvor Justizminister Michael Gove seine Kandidatur bekanntgegeben. Gove galt bislang als treuer Unterstützer des ehemaligen Londoner Bürgermeisters Johnson. In einer Erklärung griff er Johnson scharf an. Er glaube nicht, dass Johnson «die Führung übernehmen und das Team für die kommenden Aufgaben aufbauen» könne.
Bildstrecke – Grossbritannien sagt goodbye
Auch die britische Innenministerin Theresa May bewirbt sich um die Nachfolge des scheidenden Premierministers David Cameron. Die 59-jährige Konservative kündigte ihre Kandidatur in der Nacht auf heute in der Zeitung «The Times» an. May galt neben Johnson als aussichtsreichste Anwärterin auf die Spitzenposten in Partei und Regierung.
«Es wird keine normale Führung unter normalen Umständen»: Theresa May kündigt ihre Kandidatur an. (Video: Reuters)
Und auch Energieministerin Andrea Leadsom kündigte auf Twitter ihre Kandidatur an. «Lasst uns das Beste aus den Brexit-Möglichkeiten machen», schrieb sie.
Vor May hatte zunächst nur der wenig bekannte Rentenminister Stephen Crabb seine Kandidatur offiziell erklärt. Auch Verteidigungsminister Liam Fox stieg ins Rennen ein. Wenn es mehr als zwei Kandidaten gibt, wird das Bewerberfeld per Abstimmung der Tory-Abgeordneten verkleinert.
Über die verbleibenden zwei Kandidaten sollen dann die rund 150'000 Parteimitglieder per Briefwahl abstimmen. Das Ergebnis wird für den 9. September erwartet. Cameron hatte nach dem Brexit-Votum seinen Rücktritt angekündigt. Er will es seinem Nachfolger überlassen, in Brüssel offiziell den Antrag Grossbritanniens auf Austritt aus der EU zu stellen und die Verhandlungen darüber zu führen.
Vor seiner Absage galt Johnson als Favorit für Camerons Nachfolge. Nun handeln die Buchmacher May als Favoritin. Sie sagte, es werde keine normale Führung unter normalen Umständen. «Das Ergebnis (des Referendums) bedeutet, dass wir einer Periode der Unsicherheit entgegensehen, die wir direkt angehen müssen.» May war für den Verbleib Grossbritanniens in der EU. Die 59-Jährige betonte, das Ergebnis des Referendums werde respektiert. «Das Vereinigte Königreich wird die EU verlassen.»
AFP/chk
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