Uetliberg: Wieder Streit um illegale Bauten
«Gelten Sonderrechte auf dem Uetliberg?», fragt sich Jacqueline Mannheimer. Sie muss ihr Zelt für Anlässe entfernen und nervt sich, dass auf dem Uto Kulm mit anderen Ellen gemessen wird.
Die Kleinen hängt man, die Grossen lässt man laufen, denkt Jacqueline Mannheimer. Sie fühlt sich ungerecht behandelt, «wie ein Kind, das bestraft wird und gar nicht weiss, was es Böses getan hat.» Sie kann nicht verstehen, weshalb seit Jahren auf dem Uto Kulm rechtswidrige Bauten geduldet und kommerziell genutzt werden, während die Behörden ihrem Rundzelt für musische Workshops nicht einmal eine Ausnahmebewilligung erteilen wollen. Das Zelt steht auf ihrem Grundstück Im Sonnenbühl, wenige Gehminuten unterhalb der SZU-Endstation Uetliberg. Es bildet eine Art Gemeinschaftsraum. Seit nahezu 20 Jahren finden darin Kurse, Vorträge und Anlässe unter dem Oberbegriff «Natur und Kultur» statt, wie sie sagt: Yoga, Reinigungszeremonien, Bewusstseins-Rituale, aber auch Spiel- und Märchenstunden für Kinder. Jetzt drohe alles, was sie aufgebaut habe, einzustürzen, sagt die alleinerziehende Mutter zweier Kinder: «Ich verliere einen Teil meiner Existenz.»
Was ist geschehen? Jacqueline Mannheimer gelangte ans Verwaltungsgericht, weil sowohl ihre Wohngemeinde Uitikon wie auch die Baudirektion festgestellt hatten, dass das grosse Rundzelt gegen die Bauvorschriften verstösst. Es liegt – genauso wie der Hotelkomplex auf dem Uto Kulm – im Landwirtschaftsgebiet, die Anlage ist demnach nicht zonenkonform und muss verschwinden. Sie überlegt sich nun, allenfalls einen botanischen Garten, ein Gewächshaus oder einen Kinder-Streichelzoo einzurichten, um dem Begriff «Landwirtschaftszone» Rechnung zu tragen.
Keine Gleichbehandlung im Unrecht
Mannheimer wies in ihrem Rekursschreiben darauf hin, dass während der laufenden Planung für den Uto Kulm – ähnlich wie in ihrem Fall – auch andere Nutzungen als rein landwirtschaftliche toleriert würden. Wenn man ihr jetzt die Ausnahmebewilligung für das Rundzelt verweigere, werde die «Rechtsgleichheit verletzt». Deshalb verlangte sie, ihr Zelt mindestens so lange weiter betreiben zu können, bis auf dem Uto Kulm die neuen Spielregeln festgelegt sind. Mit dieser Argumentation drang die Beschwerdeführerin aber nicht durch. «Indem sie auf die Bauten beim Hotel Uto Kulm hinweist, fordert sie sinngemäss eine Gleichbehandlung im Unrecht», heisst es im Entscheid des Verwaltungsgerichts. Dass das Gesetz in anderen Fällen nicht richtig angewendet werde, gebe dem Bürger keinen Anspruch, «ebenfalls gesetzeswidrig behandelt zu werden».
Acht Jahre störte sich niemand daran
Der jüngste Gerichtsentscheid verpflichtet die Besitzerin, das Kurs-Zelt in den nächsten Wochen abzubrechen, falls sie den Beschluss nicht ans Bundesgericht weiterzieht. Sie sagt: «Das steht noch in den Sternen.»
Erstmals liess Jacqueline Mannheimer auf ihrer Parzelle 1991 ein Rundzelt erstellen. Niemand störte sich daran, acht Jahre lang. Erst als Sturm Lothar es 1999 wegfegte, geriet die Anlage ins Visier der Baubehörden. Mannheimer liess als Ersatz einen grösseren Holzbau erstellen. Er wurde im Rahmen des Erwerbslosenprogramms Jobbus der Stadt Zürich verwirklicht. Erst im Nachhinein reichte sie eine Baubewilligung ein, die ihr die Baudirektion prompt ausschlug und den Abbruch verfügte. Seither befindet sich anstelle der ehemaligen Holzkonstruktion die heutige Anlage, die laut Gemeinde wieder den Charakter eines Zeltes aufweisen und den minimalen Abstand zum Waldrand einhalten musste.
Jacqueline Mannheimer leitet auf ihrem Grundstück das Workshop-Zentrum Top of Zurich mit Bed and Breakfast. Wohn- und Gästehaus wurden 2004 mit einer gültigen Baubewilligung ausgebaut. Damit sei das zulässige Höchstmass der Erweiterung ausgeschöpft, schrieb damals die Behörde. Gemäss Gerichtsentscheid hat Jacqueline Mannheimer in den letzten Jahren indes weitere Kleinbauten ohne die erforderliche Bewilligung errichten lassen. So musste sie auf Geheiss der Regierung einen Wohnwagen wieder wegschaffen, eine Abfalltrennungs-Stelle aufheben sowie einen Hasenstall abbrechen. Dass sie auf ihrer Waldwiese mitten in der Landwirtschaftszone selbst den Hasenstall der Kinder entfernen musste, das will ihr bis heute nicht in den Kopf.
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