Kampfjets für die UkraineSelenski kommt seinem grossen Wunsch näher
Briten und Niederländer wollen der Ukraine F-16-Kampfjets liefern. Das letzte Wort aber hat Joe Biden. Für Gesprächsstoff am G-7-Gipfel in Japan ist deshalb gesorgt.

Sie stehen seit langem ganz zuoberst auf Wolodimir Selenskis Wunschzettel. Um den Luftraum über seinem angegriffenen Land besser zu schützen, fordert der ukrainische Präsident seit Kriegsbeginn F-16-Kampfjets. Trotz der wiederholten Bitten aus Kiew haben die Freunde und Partner der Ukraine bisher jedoch gezögert, Jets zu liefern, die russischen Boden erreichen können.
Nun aber zeichnet sich ein Umdenken ab: Grossbritannien und die Niederlande planen eine «internationale Koalition», die gewillt ist, die Ukraine bei der Beschaffung von F-16-Kampfflugzeugen zu unterstützen. Auch wollen der britische Premier Rishi Sunak und sein niederländischer Kollege Mark Rutte dafür sorgen, dass die ukrainischen Piloten auf dem F-16 geschult werden. Sunak kündigte den Aufbau einer Flugschule für ukrainische Piloten an. Damit könnten sie an verschiedenen Typen ausgebildet werden.
Dies geht aus einem Bericht der Downing Street hervor, der im Anschluss an ein Treffen zwischen Sunak und Rutte auf dem Europaratsgipfel in Island veröffentlicht wurde. Selenski ist begeistert: «Zuerst wurde dies vom französischen Präsidenten Macron unterstützt und danach vom niederländischen Premierminister Mark Rutte», berichtete er in seiner abendlichen Videoansprache von den Ergebnissen seiner Europareise. «Ein guter Start für die Koalition!»
Treu hinter der Ukraine
Bereits bei seinem kürzlichen Besuch bei Sunak deutete Selenski an, dass die Ukraine kurz davorstehe, F-16 zu erhalten, und dass Kiew und London entsprechende Pläne «aktiv vorantreiben» würden. Nun steigt in Kiew die Zuversicht: «Wir brauchen die F-16, und ich bin unseren Verbündeten dankbar für ihre Entscheidung, in dieser Richtung zu arbeiten, einschliesslich der Ausbildung unserer Piloten», sagte gemäss CNN Andri Jermak, der Leiter des Büros von Präsident Selenski.

London steht seit dem russischen Angriff am 24. Februar 2022 entschieden an der Seite der Ukraine. Dasselbe lässt sich von den Niederlanden sagen, unter anderem eine Folge des Abschusses von MH 17 über der Ostukraine 2014 mutmasslich mit einer Buk-Rakete russischer Herkunft. Der Malaysia-Airlines-Flug war ein internationaler Linienflug von Amsterdam nach Kuala Lumpur. Alle 298 Insassen, darunter 80 Kinder und 15 Besatzungsmitglieder, kamen ums Leben. 192 davon waren Niederländer.
Jede Verlegung von F-16-Kampfflugzeugen in die Ukraine würde die Zustimmung aus Washington erfordern.
Grossbritannien selbst verfügt über keine F-16, die Niederlande schon. Vor allem aber hat die US-Luftwaffe fast 800 Flugzeuge dieses Typs in ihrer Flotte. Weshalb es letztlich erneut von den USA und der Regierung von Präsident Joe Biden abhängen dürfte, ob die F-16 dereinst die Ukraine verteidigen werden: Jede Verlegung von F-16-Kampfflugzeugen in die Ukraine würde die Zustimmung aus Washington erfordern. Biden hatte Anfang Jahr allerdings erklärt, Kiew benötige diese Kampfflugzeuge nicht.
Möglich scheint nun aber, dass beim anstehenden G-7-Gipfel in Hiroshima, Japan, Bewegung in die Sache kommt. Ausserdem hatte CNN bereits im März berichtet, dass die US-Luftwaffe innerhalb Amerikas mit ukrainischen Piloten arbeite. Die amerikanischen Air-Force-Instruktoren wollen angeblich feststellen, wie lange es dauern würde, um die Ukrainer auf dem F-16 auszubilden. Dies, obwohl US-Behörden zuvor erklärt hatten, dass die Jets nicht praktikabel seien, da sie eine umfangreiche Ausbildung erforderten und Russland über Flugabwehrsysteme verfüge, die sie leicht abschiessen könnten.
F-16 ist günstig und verfügbar
Die US-Luftwaffe bezeichnet die F-16, die 1978 erstmals abhob, als ein «relativ kostengünstiges, leistungsstarkes Waffensystem», was für einen Einsatz in der Ukraine sprechen würde. Die einmotorigen Jets können sowohl im Luftkampf als auch im Luft-Bodenangriff eingesetzt werden und haben bei jedem Wetter eine Reichweite von 860 Kilometern.
Das würde auch ausreichen, um auch in den russischen Luftraum einzudringen. Einen solchen Einsatz lehnen die USA wie auch die Nato insgesamt jedoch ab. Auch Selenski geht es nicht darum, Russland anzugreifen. Dies hat er zuletzt angesichts der angeblichen Drohnenangriffe auf den Kreml betont. Die Kampfjets seien für die Verteidigung gegen russische Raketen- und Drohnenangriffe jedoch unerlässlich.
Die F-16-Flugzeuge würden jedenfalls die ukrainische Luftwaffe massiv aufwerten. Sie besteht derzeit aus Kriegsflugzeugen, die aus der Sowjetunion stammen. Staaten wie Polen haben nach dem russischen Angriff Jets aus jener Ära der Ukraine überlassen. Das Material gilt jedoch als veraltet und soll westlichen Standards nicht genügen.
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