Umstrittene Bilder aus fliegenden Kameras
Ein Pressefotograf will von spektakulären Karambolagen und Grossbränden Luftbilder verkaufen, die er mit Hilfe einer Drohne schiesst. Problematisch, findet die Kantonspolizei.

Die Karambolage von vier Fahrzeugen auf der Oberlandautobahn am Freitagmorgen gibt nicht nur wegen des bisher ungeklärten Unfallhergangs zu reden. Über der Unfallstelle 500 Meter vor der Ausfahrt Wangen-Brüttisellen schwebte eine sogenannte Mikrodrohne mit einer Kamera, die Luftaufnahmen schoss. Die Bilder bot der Ustermer Pressefotograf Markus Heinzer den Medien zum Kauf an.
Heinzer will diesen neuen Service ausbauen und vermehrt Übersichtfotos von Grossereignissen wie Massenkarambolagen oder Brandkatastrophen verbreiten. Er arbeitet dafür mit der Volketswiler Firma Schmäh Überwachungsanlagen zusammen. Firmenchef Christoph Schmäh besitzt ein solches fliegendes Auge, einen mit einer Digitalkamera bestückten Elektro-Flugroboter. Der in Deutschland hergestellte Hightech-Minihubschrauber ist laut Schmäh eine «klassische militärische Aufklärungsdrohne», die zunehmend auch zivilen Zwecken dient. Schmäh schiesst damit aus bis zu 100 Metern Höhe gestochen scharfe Bilder von Liegenschaften für Immobilienhändler. Zu seinen Kunden zählt auch die öffentliche Hand. Für die Stadt Uster machte er Aufnahmen von Niederuster, wo eine umstrittene Buswendeschlaufe geplant ist. Der Stadtpolizei Wetzikon lieferte er Bilder von der Chilbi.
«Der Flugroboter bietet einen zusätzlichen Blickwinkel», sagt Schmäh, «und die Aufnahmen sind fünfmal billiger als konventionelle Luftbilder aus bemannten Flugzeugen oder Helikoptern.» Bilder für die Medien hält er für eine «sinnvolle Ergänzung» seines Angebots. Pressefotograf Markus Heinzer hofft, eine Marktlücke schliessen zu können. Nicht nur Unfälle und Brände eigneten sich, sondern auch Sportgrossanlässe, ist er überzeugt. Seinen Versuch, den Greifenseelauf aus der Luft festzuhalten, musste er allerdings abbrechen; der Wind blies zu stark.
Kantonspolizei warnt vor Gefahren
Auf die Idee mit den Luftbildern kam Heinzer im September, als er bei einem Brand in Rudolfingen beobachtete, wie die Kantonspolizei aus einem Hubschrauber fotografierte. Sein Partner Christoph Schmäh bot die fliegende Kamera in der Folge auch der Polizei an. Diese zeigte aber kein Interesse. «Wir verfolgen die technische Entwicklung aufmerksam», sagt Informations-Chef Marcel Strebel, «haben aber keine konkreten Beschaffungsabsichten.»
Davon, dass Private Fotodrohnen über Unfallstellen schweben lassen, ist Strebel «nicht begeistert». Solche Fluggeräte könnten auf Polizisten, Feuerwehrleute und Rettungskräfte abstürzen, Rettungshelikopter behindern oder Verkehrsteilnehmer ablenken und neue Unfälle provozieren, befürchtet er. Zudem lieferten sie Bilder aus neuen Perspektiven. Da stellten sich Fragen des Persönlichkeitsschutzes.
Markus Heinzer versichert, er verkaufe Übersichtsbilder und nicht Nahaufnahmen. Den Persönlichkeitsschutz respektiere er wie bei seiner bisherigen Arbeit. Wo die Grenzen sind, macht der kantonale Datenschutzbeauftragte Bruno Baeriswyl klar: «Problematisch wird es erst, wenn man Leute identifizieren kann.»
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