Das Warten des FCZUnd jetzt der Showdown in Basel
Weil der FCB gegen Luzern siegt, kann der FC Zürich erst nächsten Sonntag die Meisterschaft für sich entscheiden – Präsident Canepa wettet immerhin einen Franken auf den Titelgewinn.

Bevor sich Ancillo Canepa am frühen Sonntagnachmittag auf den Weg zum Heerenschürli macht, zeigt er sich mutig. Doch, doch, sagt der Präsident des FC Zürich, einen Franken würde er jetzt schon auf den Meistertitel wetten. Er muss selbst lachen.
5:1 hat sein FCZ am Samstag daheim gegen Sion gewonnen, es ist ein Sieg, der auch in dieser Höhe verdient ist. Und der eines bedeutet: Wenn Basel am Sonntag gegen Luzern verliert, sind die Zürcher am Ziel. Und weil der Titel so nahe ist, versammeln sie sich geschlossen auf dem Heerenschürli und schauen da gemeinsam das Spiel ihres alten Rivalen gegen Luzern.
Zum grossen emotionalen Ausbruch kommt es in Schwamendingen nicht. Der FCB setzt sich gegen Luzern 3:0 durch. Die ersten beiden Tore erzielt Valentin Stocker in der 3. und der 73. Minute, das dritte steuert Fjodor Tschalow in der 87. Minute bei. Luzern dagegen verpasst es trotz 29 Schüssen und vielen Chancen, sich selbst und auch dem FCZ einen Gefallen zu machen.
«Egal wo, einfach bumm!»
Fünf Runden vor Schluss liegt der FCZ weiterhin vor Basel. Am kommenden Sonntag spielt er in Basel, und ein Unentschieden genügt ihm zum Titel. Erinnerungen werden wach an den 13. Mai 2006, dieses berühmt-berüchtigte Spiel mit dem Tor von Iulian Filipescu zum 2:1 in der 93. Minute, das für schwere Ausschreitungen sorgte.
Canepa will sich keine Gedanken darüber machen, dass es wieder wild enden könnte. «Das Wichtigste ist, dass wir so schnell als möglich alles klarmachen», sagt er, «egal, wo und gegen wen. Einfach bumm!»
Seit November und 18 Runden liegen die Zürcher vorne. Der Match gegen Sion ist ein Sinnbild ihrer Saison, Sinnbild ist das Wort von Blerim Dzemaili. Sie beginnen stark und sind nach neun Minuten schon mit zwei Toren in Vorsprung, Assan Ceesay und Fabian Rohner sind erfolgreich. Nach 20, 25 Minuten stecken sie zurück und überlassen dem Gegner bis zur Pause das Diktat. «Wir leiden», sagt Dzemaili. Sie gestehen Sion den Anschlusstreffer zu.
Aber sie brechen nicht ein, André Breitenreiter macht ihnen in der Kabine deutlich, dass sie die Chance haben, für einen «bleibenden Moment» zu sorgen. Fidan Aliti gelingt gleich das dritte Tor. Inzwischen steht Canepa neben der Trainerbank, er will die Nähe zu Spiel und Mannschaft auch diesmal pflegen.
Bloss ist er zu angespannt, um das Geschehen in Ruhe verfolgen zu können. Darum setzt er sich am Sonntag daheim mit seiner Frau Heliane vor den Fernseher und schaut sich den Match in voller Länge nochmals an. Auch mit zeitlicher Distanz kriegt er Gänsehaut. «Die Fans, die Stimmung! Unglaublich!» Das Schöne ist, dass das Resultat am Ende wieder 5:1 lautet, «genau», lacht Canepa. Aiyegun Tosin erzielt in der 72. und der 77. Minute noch zwei Tore. Breitenreiter hat ihn erst kurz zuvor eingewechselt.
Breitenreiters Frage
«André ist ein genialer Trainer», sagt Canepa. Breitenreiter hat noch einen Vertrag bis 2023. Trotzdem wird er schon zwei Tage vor dem Match gegen Sion mit der Frage konfrontiert, ob er als Meistertrainer wirklich über den Sommer hinaus bleibe. Er weiss, die Erwartungshaltung wird vor der nächsten Saison eine andere sein als letzten Sommer. Er will die Rahmenbedingungen kennen, was personell möglich ist. Also heisst es für ihn: «Was will der Verein? Was will ich?»
Canepa kennt Breitenreiters Gedanken. Er pflegt mit ihm einen offenen und vertrauensvollen Austausch. «Wenn wir die halbe Mannschaft verkaufen und trotzdem Meister werden wollen, dann ist er nicht unser Mann», weiss er. Aber der Präsident denkt nicht daran, er will mit seinen Mitarbeitern dagegen alles machen, um das Kader zu verstärken. Vielleicht hat er auch darum das Gefühl, dass Breitenreiter bleibt. «Ich habe diesen Verein lieben gelernt», sagt der Trainer. Und verweist auf seinen laufenden Vertrag.
Im Hintergrund laufen auch die Gespräche mit Assan Ceesay und Ousmane Doumbia weiter. Ihre Verträge enden im Sommer, «wir haben ihnen faire Angebote gemacht», sagt Canepa. Ob die beiden Schlüsselspieler das auch so sehen, ist die Frage. Der Club macht alles, um auf ihre Abgänge vorbereitet zu sein. Was ihm dabei hilft, sind die Möglichkeiten auf dem Transfermarkt. «Wir werden von Dossiers überschwemmt», sagt Canepa. Offenbar lassen sich auch überdurchschnittliche Spieler anbieten.
An dieser Front macht sich Canepa keine Sorgen. Dafür gibt es eine andere Baustelle, es geht darum, wo der FCZ im Herbst seine Europacupspiele austrägt. Diverse Termine sind wegen des Leichtathletik-Meetings und insgesamt sieben Konzerten eingeschränkt. Die Uefa verlangt, dass in der Gruppenphase alle Heimspiele im gleichen Stadion ausgetragen werden. Kann der FCZ nur einen Termin nicht einhalten, muss er für alle Spiele ausweichen, nach Luzern oder St. Gallen.
«Das hängt wie ein Damoklesschwert über uns», sagt Canepa. Er fürchtet schon einmal die wirtschaftlichen Konsequenzen wegen der Spiele in der Fremde. Der FCZ hat die Uefa deshalb um eine verlässliche Antwort gebeten.
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