
Ein Ja der Schweiz zur erleichterten Einbürgerung junger Ausländer – das klingt nach den verlorenen Abstimmungen zum gleichen Thema in den Jahren 1983, 1994 und 2004 fast surreal. Geballte Unterstützung der französischsprachigen und der urbanen, teils aber auch der ländlichen Schweiz hat nun im vierten Anlauf tatsächlich zum Erfolg geführt.
Zu einem vorrangig symbolischen, wohlgemerkt: Eine progressive Heldentat war diese Abstimmung nicht. Ein Anrecht auf erleichterte Einbürgerung haben nur Angehörige der Enkelgeneration, die eine ganze Reihe formaler und materieller Kriterien erfüllen. Die Schweiz ist weiterhin deutlich strenger als Länder wie die USA, die im Land geborene Kinder als Einheimische mit Bürgerrecht ab Geburt betrachten.
Es drohen keine «Masseneinbürgerungen»
Gerade weil das so bleibt, drohen weder «Masseneinbürgerungen», wie das die SVP behauptete, noch die Einschweizerung schwarzer Spukgestalten, wie das die schrillen, irreführenden Burkaplakate suggerierten.
In jenen Kantonen, die heute schon vereinfachte Verfahren für junge Ausländer kennen, wird sich ohnehin nicht so viel ändern. Und die geringe Zahl der potenziellen Profiteure – es sind weniger als 30'000 – lässt ebenfalls keine dramatische Aufwärtskurve in der Schweizer-Bürger-Statistik erwarten. Das Interesse am roten Pass scheint ganz grundsätzlich gering. Jährlich stellen nur fünf Prozent der formell Berechtigten einen Antrag.
Ein atypisches Zeichen des Willkommens
Leider, muss man dazu sagen. Eine Demokratie lebt vom aktiven Mittun möglichst vieler Teilnehmer. So gesehen ist diese Abstimmung auch als Aufruf an die Ausländerinnen und Ausländer zu verstehen. Das Schweizer Stimmvolk hat den ersten Schritt getan, hat in den Zeiten von Trump und Brexit ein atypisches Zeichen des Willkommens gesetzt.
Jetzt sind jene gefordert, an die sich das Zeichen richtet: Interessiert euch für das, was in eurer Quartierstrasse, in eurem Schulhaus, eurer Gemeinde, eurem Kanton, eurer Schweiz geschieht. Diskutiert, engagiert euch, entscheidet mit, und damit ihr das alles könnt: Lasst euch einbürgern!
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Und jetzt: Einbürgern lassen!
Das Einbürgerungs-Ja ist fast ein bisschen surreal – und ein ungewöhnliches Willkommens-Signal.