Und mittendrin die Irokesen
Kein Sport für Weicheier: Beim Lacrosse geht es tüchtig zur Sache. An der WM in Denver kämpft gegenwärtig auch die Schweiz um Tore und Siege. Für Aufsehen sorgt aber eine Indianer-Auswahl.
Es ist ein eigenartiger Sport, für das europäische Auge zumindest. Lacrosse – viele kennen es am ehesten durch den Film «American Pie», in dem einer der Hauptcharaktere, Ozzy Ostreicher, den ruppigen Sport betreibt. Ursprünglich ein Kriegsspiel der nordamerikanischen Ureinwohner an der Ostküste, geniesst Lacrosse in Kanada und den USA inzwischen grosse Beliebtheit, in beiden Ländern wird je eine Profiliga betrieben. In Kanada ist Lacrosse hinter Eishockey die beliebteste Sportart.
Rekordweltmeister sind mit 9 Titeln aber die USA, und in den USA findet gegenwärtig die zwölfte Lacrosse-WM statt. Ein Turnier mit riesigen Ausmassen, nicht weniger als 38 Teams spielen in Denver um den Titel. Darunter die Schweiz. 23 Spieler hat Nationaltrainer Eamon Thornton für die WM nominiert, am späteren Freitagnachmittag MEZ treffen sie zum Auftakt des Turniers auf Lettland. Vor vier Jahren in Manchester hatten die Schweizer den 23. Rang erreicht. Ob sie das diesmal übertreffen können? Die Spiele sind on Demand hierfür knapp 10 Dollar zu sehen.
Eine Rarität in der Welt des Sports
Zu den Favoriten auf einen der vordersten Plätze zählen die wackeren Randsportler aus der Schweiz aber nicht gerade. Der Gastgeber und Kanada – sie sind auch diesmal die Anwärter auf den Titel. Im Eröffnungsspiel am Donnerstagabend schlugen die Amerikaner den Rivalen vor gut 11'000 Zuschauern 10:7. Daneben zählen Australien, England und Japan zu den stärksten Nationen und mit Abstrichen die Schotten, der Schweizer Gegner in der «Gruppe weiss». Und ausserdem: die Irokesen.
Das Lacrosse-Nationalteam der Irokesen ist eine aussergewöhnliche Rarität in der Welt des Sports. Als einziges indigenes Volk Nordamerikas und eines von nur ganz wenigen überhaupt dürfen die Irokesen an offiziellen internationalen Wettkämpfen teilnehmen, sie sind vollständiges Mitglied der Federation of International Lacrosse (FIL). Textilriese Nike ist seit 2006 Ausrüster des Nationalteams, das zu den besten der Welt gehört: An der WM 1998, 2002 und 2006 hatte es jeweils den vierten Platz belegt, die WM 2010 hingegen aus Mangel an Reisepässen auslassen müssen. Grossbritannien beharrte auf amerikanischen Ausweisen, in ihrer Heimat genügen den Irokesen aber ihre eigenen Pässe.
Einst sogar olympisch
Lacrosse ist das ureigene Spiel der Irokesen, in ihrem Territorium ist es vor vielen Jahrhunderten entstanden. Den Namen trägt es wegen des Spielgeräts, einer Art Hockeyschläger mit Netz. «La crosse» also – so wurde es 1634 erstmals erwähnt. Ziel ist es, mit diesem Schläger Tore zu erzielen. Ab den 1870er-Jahren wurde der Vollkontaktsport exportiert, zunächst nach Ozeanien und zu Beginn des 20. Jahrhunderts auch nach Europa. 1904 in St. Louis und vier Jahre später auch in London war es gar olympisch, drei weitere Male wurde es wenigstens als Demonstrationssport angeboten.
Danach verlor es sogar in seiner Heimat weitgehend an Bedeutung. An den Universitäten wurde es jedoch weiter angeboten und so bewahrt, ehe 1987 eine erste länderübergreifende Profiliga gegründet wurde. Seit 1994 ist Lacrosse offizieller Nationalsport in Kanada, die Teams in den USA spielen teilweise in den riesigen Footballarenen und ziehen über 30'000 Zuschauer an. Der Sport ist weltweit im Kommen: An der diesjährigen WM in Denver nehmen erstmals Teams von sämtlichen Kontinenten teil. Uganda ist der erste afrikanische Vertreter an einer WM.
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