Unfassbar unbelehrbar
Für den FC Basel ist der Fall Raul Bobadilla ohne Schaden nicht lösbar.

Wenn der FC Basel heute gegen Lausanne antritt, wird sein Stürmer Raul Bobadilla fehlen – wieder einmal. Dieses Mal allerdings hat ihn der Club intern gesperrt nach einer schweren Verfehlung abseits der Arbeit. Am Mittwoch war der 26-jährige Bobadilla mit seinem Maserati durch seinen Wohnort Seewen SO gerast und wurde in einer Tempo-50-Zone mit 111 km/h geblitzt. Mit welchen Massnahmen der FCB seinen Stürmer über den Lausanne-Match hinaus zu disziplinieren versucht, hat die Clubführung noch gestern Abend festgelegt und Bobadilla mitgeteilt, aber nicht öffentlich gemacht. Der FCB wird seinen Spieler nicht freistellen, aber er hat ihn dem Vernehmen nach so gebüsst, dass es ihm (vermutlich finanziell) weh tut. Das ist nötig. Unklar ist trotzdem, ob Bobadilla daraus lernt. Er hat sich in den vergangenen Jahren immer wieder als unbelehrbar erwiesen.
Beim Vorgängerclub YB waren die Verantwortlichen froh gewesen, Bobadilla loszuwerden – trotz seiner Treffer. Der Argentinier hatte in Bern fortgesetzt, was er schon bei Borussia Mönchengladbach gepflegt und zuvor bei GC in Zürich begonnen hatte (wo er sich mit seinem ersten grossen Lohn seinen ersten Maserati leistete): ein Leben mit Grenzüberschreitungen auf und neben dem Platz.
In der Gladbacher Innenstadt wurde er einmal mit 1,1 Promille im Blut gestoppt. Beim Bundesligisten leistete er sich Disziplinlosigkeiten in Serie. In Bern fiel er wiederholt auf mit seiner rabiaten Fahrweise, mit privaten Problemen, Casinobesuchen, es gab Klagen aus seiner Nachbarschaft. Und im Club machte er Schwierigkeiten, am Schluss fast täglich: Er wollte gar nicht trainieren oder spielte nur lustlos, er zettelte Streit mit Teamkollegen an, er leistete sich in Wettbewerbspartien wiederholt dumme Fouls und üble verbale Ausfälligkeiten: In seinem Jahr bei YB wurde er für insgesamt 13 Spiele gesperrt. Im Club kamen sie zur ernüchternden Einsicht: Bobadilla ist nicht führbar, er ist ein hoffnungsloser Fall.
Yakins Fehleinschätzung
FCB-Trainer Murat Yakin war einst Chef des 19-jährigen Bobadilla bei Concordia Basel. Er machte sich knapp 7 Jahre später für den Wechsel nach Basel mit Vertrag bis 2017 stark, weil er meinte, den Spieler zähmen zu können. Nach Bobadillas Raserfahrt sagt Yakin nun: «Ich bin sprachlos. Es gibt keine Erklärung für ein solches Verhalten.» Und: «Ich bin persönlich sehr enttäuscht.»
Die Akte Bobadilla ist mit dem jüngsten Vergehen dicker geworden, und der Fall könnte sich weiter ausweiten, wenn das Strafmass gerichtlich festgelegt ist. Der Tatbestand der «besonders krassen Missachtung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit» wird seit diesem Jahr mit Gefängnis zwischen einem und vier Jahren bestraft. Die Strafe kann bis zu einer Dauer von zwei Jahren bedingt ausgesprochen werden. Entscheidend für das Urteil wird sein, wie das Gericht das Vergehen in Seewen bewertet, welche Prognose es Bobadilla stellt und wie es den verzeichneten Fall aus Gladbach miteinbezieht.
Der FCB wird auch den Gerichtsentscheid abwarten, um das Arbeitsverhältnis mit Bobadilla abschliessend zu regeln. Dass die Basler den Stürmer danach entlassen, ist aber nicht zu erwarten. Es geht für den Club auch darum, eine Güterabwägung zu machen zwischen getätigten Investitionen, Nutzen des Spielers für das Team und Problempotenzial. Der FCB hat aber schon jetzt erkennen müssen: Der Fall Bobadilla ist ohne Schaden nicht lösbar.
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