Ungefährdeter Pflichtsieg
Gegen spielerisch limitierte Letten holen die Schweizer den achten Sieg. Vor allem Blerim Dzemaili wird zur zentralen Figur.
Die Schweiz erledigte die Pflichtaufgabe in Lettland ohne Probleme und mit einem über 90 Minuten dominanten Auftritt. Sie siegte dank der Tore von Haris Seferovic (9.), Blerim Dzemaili (55.) und Ricardo Rodriguez (58.) 3:0 und bleibt in der Gruppe B makelloser Leader.
Der achte Sieg im achten Spiel der WM-Qualifikation war ein weiterer kleiner Schritt an die WM in Russland - doch nicht mehr. Weil Portugal in Ungarn 1:0 gewann, bleibt die Ausgangslage für die Schweiz vor der abschliessenden Tranche im Oktober unverändert. Sie braucht im Heimspiel in Basel gegen Ungarn am 7. Oktober und drei Tage später in Portugal zwei Unentschieden, um sich als Gruppensieger direkt für die WM zu qualifizieren.
Frühstes Tor der gesamten Kampagne
Das so wichtige Führungstor fiel in Riga schon nach neun Minuten, damit so früh wie noch nie in dieser WM-Kampagne und fast eine Stunde früher als im zähen Hinspiel in Genf (1:0). Xherdan Shaqiri spielte Stephan Lichtsteiner frei, dessen flache Hereingabe lenkte Haris Seferovic am näheren Pfosten ins Tor. Dass der FCZ-Keeper Andris Vanins im Tor von Lettland dabei denkbar schlecht aussah, brauchte Seferovic nicht zu kümmern.
Der etwas glückhafte Treffer war aber Dokument für den Lauf des Schweizer Stürmers in diesem Spätsommer. Für Benfica hat Seferovic in fünf Spielen vier Tore erzielt. Für die Schweiz sind es nach der Doublette vom Donnerstag gegen Andorra nun drei in zwei Spielen seit der Sommerpause.
Dzemaili scheitert vom Punkt
Das Tor schon in der Startphase unterstrich, wie seriös die Schweizer die Pflichtaufgabe in Riga angingen. Sie übernahmen das Kommando ohne Verzögerung und hätten durch Blerim Dzemaili, Seferovic und Shaqiri durchaus noch vor der Pause weitere Treffer schiessen können. Nie standen sie in den ersten 45 Minuten dem 2:0 näher als in der 31. Minute, als Dzemaili einen an Admir Mehmedi verschuldeten Foulpenalty schludrig weit über das Tor schoss.
Solche Fehlschüssen haben Spiele auch schon kippen lassen. In Riga war es nicht so. Die Letten waren der erwartet defensive Gegner, der zwar mehr Klasse hat als die Färöer oder Andorra, aber eben doch nicht in der Lage war, die Schweizer in Verlegenheit zu bringen. Die neunte Niederlage in Folge konnten die Einheimischen nicht verhindern. Nach dem schnellen Rückstand ging es für sie im Prinzip nur noch darum, den Schaden in Grenzen zu halten.
Kaum Gegenwehr von Lettland
Am Ende war ihnen nicht einmal dies gelungen, obwohl sie mit dem 0:3 noch gut weggekommen sind. Dzemaili und Ricardo Rodriguez mittels Foulpenalty sorgten mit einem Doppelschlag in der Startviertelstunde der zweiten Halbzeit für ein Resultat, das die Dominanz der Schweiz wenigstens einigermassen wiedergab. Es war letztlich der höchste Schweizer Auswärtssieg seit einem 4:0 in San Marino vor fast drei Jahren.
In einem Team ohne Schwachstelle war Captain Lichtsteiner der gewohnt feurige Vorkämpfer, Rodriguez, sein Pendant auf der linken Seite, war angriffiger als noch gegen Andorra. Vor ihm agierte Mehmedi oft glücklos, doch dem Leverkusen-Professional gebührt das Verdienst, zwei Penaltys herausgeholt zu haben.
Dzemaili auch im zweiten Durchgang mit Pech
Xherdan Shaqiri auf dem anderen Flügel war in der ersten halben Stunde auffälliger als mit zunehmender Spieldauer, dafür steigerte sich Blerim Dzemaili nach der Pause, erzielte nach schöner Kombination über Johan Djourou und Seferovic seinen achten Treffer im 58. Länderspiel und traf später noch den Pfosten.
Valon Behrami und Granit Xhaka dominierten die mittlere Zone mit der gewohnten Arbeitsteilung. Behrami liess sich in der Angriffsauslösung meist zurückfallen, Xhaka gab ein paar Meter weiter vorne den Strategen. Es war wieder das Spiel seiner vielen Ballkontakte, auch wenn er diesmal weniger auffällig war als üblich.
In der Innenverteidigung zeigte Johan Djourou nach seinem «Ausschluss» im letzten Spiel keine Schwächen, wurde allerdings von den Letten wie auch sein Partner Fabian Schär kaum gefordert. Hinter ihnen hatte Yann Sommer keinen einzigen gefährlichen Ball zu entschärfen, womit die Schweiz nun bei einer weiteren bemerkenswerten Zahl steht: Sie hat seit 542 Minuten kein Tor mehr kassiert.
«Wir waren heute bereit»
Nationalcoach Vladimir Petkovic sprach von der mentalen Stärke seiner Mannschaft. «Wir waren heute bereit. Der Kopf macht auf diesem Niveau den Unterschied.» Er hob die Reife und die Cleverness hervor, in verschiedenen Situationen zum Ziel zu kommen.
Einzig mit der Chancenauswertung haderte der Schweizer Coach ein wenig. «Wir hätten gegen Andorra und Lettland mindestens 10 bis 15 Tore erzielen müssen.» Da müsse sein Team noch effizienter werden. «Aber wir dürfen nicht darüber weinen, sondern sollten zufrieden sein mit dem Positiven, das wir erreicht haben in dieser Qualifikation.»
Portugal gewinnt in Ungarn 1:0
Zwischen dem Showdown um Platz 1 in der Schweizer Gruppe B liegt nur noch je ein Spiel. Europameister Portugal gewinnt in Ungarn 1:0 und hält damit den Kontakt zur Schweiz.
Wie gewohnt war auf Cristiano Ronaldo verlass, diesmal als Vorbereiter. Der Stürmerstar, selbst 14-facher Torschütze in der laufenden Kampagne, lupfte den Ball in der 48. Minute von der seitlichen Strafraumgrenze mustergültig zu Sturmkollege André Silva, der sich am langen Pfosten frei geschlichen hatte und aus kürzester einköpfeln konnte.
Duell mit der Schweiz im Hinterkopf
Für die Portugiesen war es nach der Auftaktniederlage gegen die Schweiz der siebte Sieg in Folge. Bleiben die beiden Topteams der Gruppe im Oktober ihrer Marschroute treu - die Schweiz empfängt als nächstes Ungarn, das dann auf die gesperrten Priskin, Dzsudzsak und Fiola verzichten muss, Portugal tritt in Andorra an -, entscheidet sich das Duell um den Gruppensieg am 10. Oktober im Direktduell in Lissabon. Der Schweiz benötigt dannzumal wegen der schlechteren Tordifferenz mindestens ein Unentschieden, um Platz 1 zu behaupten.
Gegen Ungarn spielte den hoch überlegenen, aber erstaunlich ideenlosen Portugiesen in die Karten, dass der Gegner lange in Unterzahl agierte. Tamas Priskin sah nach einer halben Stunde und einem Ellbogenschlag in einem Luftduell direkt Rot, nachdem zuvor schon Teamkollege Mate Patkai wegen eines ähnlichen Vergehens verwarnt worden war.
Im Duell zwischen den Färöer und Andorra behauptete das Heimteam in Torshavn den 4. Platz mit einem 1:0-Erfolg. Den einzigen Treffer markierte Gilli Sörensen nach einer halben Stunde mit einem Flachschuss aus elf Metern.
Lettland - Schweiz 0:3 (0:1) Skonto-Stadion, Riga. - 7587 Zuschauer. - SR Gözübüyük (NED). Tore: 9. Seferovic (Lichtsteiner) 0:1. 55. Dzemaili (Seferovic) 0:2. 58. Rodriguez (Foulpenalty/Mehmedi) 0:3. Lettland: Vanins; Kolesovs, Gorkss, Dubra; Solovjovs, Indrans (61. Kluskins), Vardanjans (78. Kazacoks), Maksimenko; Laizans; Sabala, Rakels (68. Ikaunieks). Schweiz: Sommer; Lichtsteiner (80. Lang), Schär, Djourou, Rodriguez; Behrami, Xhaka (77. Zakaria); Shaqiri, Dzemaili, Mehmedi; Seferovic (76. Derdiyok). Bemerkungen: Lettland ohne Freimanis (gesperrt), Schweiz ohne Embolo (rekonvaleszent), Drmic (verletzt). 31. Dzemaili schiesst Foulpenalty über die Latte. 80. Pfostenschuss von Dzemaili. Verwarnungen: 37. Indrans, 43. Maksimenko, 56. Dubra, 57. Solovjovs, 69. Vardanjans (alle Foul).
Ungarn - Portugal 0:1 (0:0) Budapest. - 20'000 Zuschauer. - SR Makkelie (NED). Tor: 49. André Silva (Ronaldo) 0:1. Ungarn: Gulacsi; Fiola, Guzmics, Kadar, Korhut; Lovrencsics (78. Varga), Patkai, Elek (67. Pinter), Dzsudzsak; Priskin, Eppel (61. Böde). Portugal: Rui Patricio; Cédric, Bruno Alves, Pepe, Coentrão (28. Eliseu); Gelson Martins (63. Bernardo Silva), Danilo, João Mario, Moutinho; Ronaldo, André Silva (86. Quaresma). Bemerkungen: Ungarn ohne Bese (gesperrt), Szalai und Kleinheisler (beide verletzt). Rote Karte: 30. Priskin (Foul/im Spiel gegen die Schweiz gesperrt). Verwarnungen: 20. Patkai (Foul), 45. Elek (Foul), 82. Dzsudzsak (Schwalbe/im Spiel gegen die Schweiz gesperrt), 89. Fiola (unsportliches Verhalten/im Spiel gegen die Schweiz gesperrt), 89. Ronaldo (unsportliches Verhalten).
SDA
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