Unia: «Brutaler Stellenabbau zum Dank»
Der Basler Pharmakonzern Novartis will 2000 Angestellte entlassen. Von den Kündigungen betroffen sind Mitarbeiter in der Schweiz und den USA. Arbeitnehmervertreter gehen in die Offensive.
Angesichts des Drucks auf die Medikamentenpreise, der Schuldenkrise und Konjunkturunsicherheiten greift Novartis zum Rotstift. Der Pharmakonzern will weltweit insgesamt rund 2000 Stellen streichen, vor allem in der Schweiz und den USA.
«Es wird erwartet, dass in Basel in den kommenden Jahren insgesamt 760 Vollzeitstellen abgebaut werden», teilte Novartis am Dienstag in einem Communiqué mit. Dennoch werde Basel der grösste Forschungsstandort des Konzerns bleiben.
Zudem werde der Standort für rezeptfreie Medikamente in Nyon VD in den kommenden Jahren geschlossen. Die Produktion solle zu anderen Anlagen von Novartis verlagert werden, was den Abbau von rund 320 Vollzeitstellen nach sich ziehen könnte.
«Die Forschungsstellen werden zu einem grossen Teil in Niedriglohnländer wie China und Indien verlagert», sagt Michael Nawrath, Pharma-Analyst bei der ZKB. Im Gegenzug zum Stellenabbau in der Schweiz werden in China und Indien rund 700 neue Stellen geschaffen.
Die Reaktion der Gewerkschafen auf die Meldung von Novartis liess nicht lange auf sich warten. Demnach verdankt der Konzern laut Unia die «Traumzahlen» seinen produktiven Mitarbeitern: «Produktivitätsverbesserungen trugen 3,9 Prozentpunkte zur Margenerhöhung bei, was die Fortschritte unterstreicht, die das Unternehmen bei der Steigerung der Produktivität und der operativen Leistungsfähigkeit weiterhin erzielt», zitiert Unia-Sprecher Hans Hartmann aus dem Quartalsbericht des Unternehmens. «Und zum Dank künden die Novartis-Manager einen brutalen Stellenabbau an.» Und auch die Gewerkschaft Syna «weist das Ansinnen von Novartis vollumfänglich zurück». Syna fordert den Pharmagiganten auf, «seine volkswirtschaftliche Verantwortung wahrzunehmen und nicht Stellen zu streichen, sondern in der Schweiz Arbeitsplätze zu schaffen».
Enttäuschung beim Angestelltenverband
Ähnlich wie die beiden Gewerkschaften sieht das auch Davide Lauditi, Vizepräsident des Angestelltenverbandes von Novartis (NAV): «Ein Unternehmen wie Novartis mit jährlichen Milliarden-Nettogewinnen sollte andere Möglichkeiten sehen, als jedes Mal die Mitarbeiter zu entlassen.» Lauditi ist «stark enttäuscht». Die Personalvertretung sei gestern Montag vom Konzern vorgewarnt worden, dass heute eine Restrukturierung angekündigt werden sollte. Nun müsse der Verband detaillierte Informationen von der Geschäftsleitung im weiteren Tagesverlauf abwarten, um sein Vorgehen planen zu können.
Für den NAV ist das Ausmass des angekündigten Abbaus eine «grosse Überraschung», sagt dessen Präsidentin Henriette Brunner. Jetzt strebe der Verband möglichst wenige Entlassungen an. Brunner betrachtet die Streichung von 760 Stellen in Basel nicht als Anfang vom Ende des Standorts. Der Forschungsstandort werde wohl bleiben, meint Brunner. In welchen Bereichen genau Stellen gestrichen werden, sei ihr noch nicht bekannt. Zahlreiche Sitzungen sollen das nun klären.
In einem Konsultationsprozess wolle der NAV dazu konkrete Vorschläge machen, um den Abbau so weit wie möglich mit der üblichen Fluktuation abzuwickeln. Der Abbau sei ja über mehrere Jahre geplant, so Brunner weiter.
Überdies bestehe die Präsidentin auf adäquate Sozialpläne. Immerhin betreffe der Stellenabbau neben Angestellten mit Einzelarbeitsverträgen auch solche mit einem Gesamtarbeitsvertrag.
Personalabbau trotz guter Resultate
Zunächst werde Novartis in Basel und Nyon das Konsultationsverfahren mit den Personalvertretern einleiten. Erst danach würden endgültige Entscheidungen getroffen, teilte der Konzern weiter mit. Insgesamt dürften in der Schweiz rund 1100 Vollzeitstellen gestrichen werden.
«Von den Investoren und vom Markt werden die Massnahmen in der Regel wiederum positiv gesehen», sagt ZKB-Analyst Nawrath. Wobei zu berücksichtigen sei, dass «die Jobcuts in Hochpreisländern passieren».
SDA/kpn, sam, jak, fib
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