Unihockey putzt sich heraus
Ab heute überträgt das Schweizer Fernsehen jeden Samstagabend ein Playoffspiel live. Warum SRF die Sportart derart fördert – und wie diese die grosse Chance nutzen will.

Es ist eine Sprache wie auf Filmplakaten, stark, einprägsam, mit Ausrufezeichen und Grossbuchstaben. «WIR ZEIGENS DIR!», steht geschrieben. Als wäre es ein Blockbuster. Mit dem Slogan bewirbt Swiss Unihockey die Premiere, die am Samstagabend über die Bühne geht, und die, geht es nach dem Verband, die Sportart in ein neues Zeitalter führt.
Ab heute überträgt das Schweizer Fernsehen jeden Samstag ein Playoffspiel live, bis zum Superfinal, der am 21. April in der Swiss Arena in Kloten steigt. Unihockey, im Breitensport verankert, erhält eine Plattform, wie sie sonst den Premium-Teamsportarten Fussball und Eishockey vorbehalten ist. «Für uns ist es ein Meilenstein und eine Riesenchance», sagt Daniel Kasser, der bei Swiss Unihockey die Fernsehspiele verantwortet. Er versucht gar nicht erst, die Chance zu relativieren, seine Begeisterung ist in jedem Wort spürbar. Er sagt: «Das ist der Lohn für das Risiko, das wir eingegangen sind, als wir den Modus geändert haben.»
Bis zu 219 000 TV-Zuschauer
Das Risiko, das er anspricht, war der Superfinal, der 2015 die Playoff-Finalserie ersetzte. Das sorgte in der Szene für Kritik. Spieler fanden es unfair, die Saison in einer Einzelpartie zu entscheiden, Clubs beklagten sich über fehlende Einnahmen durch wegfallende Heimspiele. Und Thomas Berger, eine Kapazität im Unihockey und Trainer bei Rekordmeister Wiler-Ersigen, sagte vor der letzten Austragung: «Der Anlass wurde zweimal durchgeführt, der Effekt ist gleich null. Die Medienpräsenz ist nicht gestiegen, der Kreis der Zuschauer nicht viel grösser geworden. Krass ausgedrückt, ist es auch mit Superfinal eine Inzuchtveranstaltung.»
In der Tat hat der Superfinal-Tag aus Unihockey keine Boomsportart gemacht, die Zuschauerzahlen sind weiter rückläufig. Anderseits: Bis zu 219 000 Personen sahen den letztjährigen Final der Männer auf SRF 2 live. «Wir waren sowohl mit den Zahlen als auch mit der Produktion sehr zufrieden», sagt SRF-Sportchef Roland Mägerle und schwärmt von einer «attraktiven und dynamischen» Sportart, die vor allem auch beim jungen Publikum ankomme. Der mancherorts unbeliebte Superfinal hat Unihockey den Schritt auf die grosse Fernsehbühne erst ermöglicht. Aber nicht nur er allein.
Die Vorteile des Livesports
Unihockey profitiert zudem von einer Entwicklung, die den Fernsehmachern insgesamt Sorge bereitet. «Sport ist der einzige Content überhaupt, den man live verfolgen muss», sagt Sportmarketingexperte Dominik Schmid. Bei Streamingdiensten wie Netflix lassen sich Filme und Serien ohne nervende Werbeunterbrechungen ansehen, dank Angeboten wie Swisscom TV kann sich der Fernsehkonsument Sendungen zeitversetzt anschauen. Bei einer Livesportsendung hingegen lässt es sich nicht über den Werbeblock hinwegspulen. «Der Zuschauer will die Emotionen live miterleben, danach ist es nicht mehr dasselbe», sagt Mägerle. Entsprechend attraktiv sind Sportübertragungen, entsprechend gut sind dort die Werbeblöcke in der Regel gebucht. Die zunehmende Wichtigkeit spiegelt sich in Zahlen wider.
Übertrug SRF 2008 total 729 Stunden Livesport, so waren es im letzten Jahr 1333 – ein Plus von 83 Prozent. Die Tendenz ist weiterhin steigend. In diesem Jahr zeigt SRF auch mehr Schwingen: Das Fest auf dem Brünig wird live übertragen, sieben Anlässe werden per Stream und punktuell im Fernsehen zu verfolgen sein. Dabei will SRF vorab am Wochenende ganze Sportblöcke bringen, mit dem Ziel, das Publikum von einer Sendung zur nächsten zu führen. Dieser sogenannte «Audience Flow» ist erfahrungsgemäss besser, wenn Sendungen mit ähnlichem Inhalt aufeinanderfolgen.
Heute Samstag etwa beginnt der Sporttag auf SRF 2 um 9.20 Uhr mit der Übertragung des Männer-Riesenslaloms und endet mit der Unihockeypartie ab 16.55 Uhr. Es sind also keine schlechten Aussichten für Swiss Unihockey. Und der Verband hat alles daran gesetzt, die Chance zu nutzen. Eine von ihm finanzierte Crew wird die Spielstätten, für gewöhnlich Mehrzweckhallen, herausputzen. Schwarze Abdeckungen werden über Leerflächen und Sprossenwände montiert, die vielen überflüssigen Linien am Boden überklebt, LED-Banden installiert. «Wir stecken die Hallen ins Sonntagskleid», sagt Daniel Kasser. Für die Vereine fallen keine Kosten an.
Der kleinere Rahmen
Bleibt die Frage, ob das genügt. Die erste Fernsehpartie tragen der HC Rychenberg und die Tigers Langnau in Winterthur aus, die Zürcher kamen in der Qualifikation auf einen Schnitt von 573 Zuschauern. Es werden andere Bilder sein als beim Superfinal in Kloten, dem Saisonhöhepunkt, der vergangenes Jahr mit 8011 Zuschauern ausverkauft war.
Sind Swiss Unihockey und SRF mit dem Ergebnis zufrieden, dürfte die Zusammenarbeit um Jahre verlängert werden – vorausgesetzt, die No-Billag-Initiative wird morgen abgelehnt. Dann könnte aus der gross angekündeten Premiere ein Mehrteiler werden.
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