«Unsere Messlatte ist nicht national»
Bankierpräsident Patrick Odier äussert sich im Interview zu den Kapitalvorschriften für Schweizer Grossbanken.

Herr Odier, die Bankiervereinigung hat kürzlich ein ziemlich positives Bild vom Zustand der Schweizer Banken gezeichnet. Praktisch gleichzeitig stellte UBS-Chef Sergio Ermotti eine diametral entgegengesetzte Diagnose. Er sagte zum Beispiel, dass zwei Drittel der Banken ihre Kapitalkosten nicht mehr verdienen. Wer hat denn nun recht?
Wenn wir den Ist-Zustand unserer Branche betrachten, erleben wir tatsächlich eine positive Überraschung. Die Banken haben den grossen Wellen der Veränderung ziemlich gut widerstanden. Trotzdem schwebt weiter die Gefahr über dem Finanzplatz, dass die Banken ihre Effizienz und ihre Geschäftsmodelle nicht schnell genug den veränderten Gegebenheiten anpassen können. Die Konsolidierungswelle wird sich fortsetzen, das ist sicher. Wichtig ist, dass die Konsolidierung in einem geordneten Rahmen ablaufen kann. Also ja, es gibt dieses Risiko, dass die Schweiz mit ihrem Anspruch einer überdurchschnittlich strengen Regulierung den Bankensektor zu stark belastet und es gibt das Risiko, dass die Schweizer Politik die Interessen des Finanzplatzes vernachlässigt.