«Unsere unzerstörbare ländliche Seele zerstört das Land»
Die Architekten Jacques Herzog und Marcel Meili sind besorgt über die planlose Zersiedelung der Landschaft. Im Sekundenrhythmus wird ein Quadratmeter neu überbaut, das Land verliert seinen Reiz.

Vor fünf Jahren haben Sie den Mahnfinger gereckt und gesagt, es drohe der Schweiz ein unförmiger Siedlungsbrei zwischen Boden- und Genfersee. Hat sich seither etwas bewegt?
Jacques Herzog: Das Thema steht jetzt wenigstens auf der Agenda, und einige unserer Begriffe, wie etwa «Alpine Brachen» oder «Metropolitanregionen», sind in den Schweizer Medien wie der nationalen Raumordnungspolitik Allgemeingut geworden. Aber in der Sache selber sind wir noch keinen Schritt weiter: Wir schaffen es nicht, die Agglomerationen städtischer und dichter zu gestalten, damit sie nicht weiter in die Landschaft ausufern und die Qualität des Ländlichen zerstören.Marcel Meili: Es ist paradox: Es ist gerade die unzerstörbare ländliche Seele der Schweizer, die das Land zerstört. Auch unter grossem Druck wollen wir keine Städter werden. Wir wollen nicht zusammenrücken.