Unternehmer veruntreute Spenden für Bedürftige
Ein Ire soll Hilfswerke um 4,39 Millionen Franken gebracht haben. Am Mittwoch steht er in Zürich vor Gericht.

Unter Applaus trat der Sieger auf die Bühne. «Es ist eine grosse Ehre, diesen Award zu erhalten», sagte er und nahm eine Trophäe entgegen. «Irischer Industrieunternehmer des Jahres» konnte sich P. C. 2004 nennen. Jetzt sitzt er in Zürich in U-Haft, muss am Mittwoch vor Gericht. Mehrere Millionen Franken an Spendengeldern soll der Ire veruntreut haben. Die Anklageschrift zeichnet erstmals sein Vorgehen nach.
Vor rund zehn Jahren entwickelte C. die Plattform Ammado. Eine Website, die Sammelaktionen aus der ganzen Welt auflistete. Spender konnten sich durch die Projekte klicken und direkt über das Portal Beträge einzahlen. Viele waren grosszügig: Von 2015 bis 2017 gingen über 25 Millionen Franken ein. Geld für Menschen in Not. Doch ein beträchtlicher Teil kam nie bei ihnen an.
Ein «schneeballsystemartiger Teufelskreis»
Laut Anklage wären Ammado maximal 7,5 Prozent als Provision zugestanden. Stattdessen habe sie 4,39 Millionen Franken nicht weitergegeben, sondern in die eigene Unternehmensgruppe gesteckt. Für Miete, Löhne und laufende Kosten. Für die AG mit Sitz in Zug, aber auch für Büros in Irland oder Serbien. Als Verwaltungsratspräsident war C. laut Staatsanwaltschaft stets über die Zahlungen informiert.
Einigen Spendenorganisationen fallen die Lücken auf, ab Frühling 2015 gehen Reklamationen bei Ammado ein. Doch C. vertröstet Anrufer immer wieder. «Mit der Zeit entstand ein regelrechter schneeballsystemartiger Teufelskreis», heisst es in der Anklage. «Mit neu eingehenden Spenden wurden in der Regel diejenigen Ausstände reduziert, die am grössten waren oder schon am längsten bestanden. Dadurch entstanden immer mehr und/oder grössere Lücken bei den Spendengeldern.»
«Spenden direkt überweisen, nicht über Plattformen»
Betroffen war in der Schweiz die Stiftung Kinderhilfe Sternschnuppe, die Wünsche von Kindern mit Krankheit oder Behinderung erfüllt. «Uns wurden rund 8000 Franken nicht bezahlt», sagt Co-Geschäftsleiterin Nicole Sami. «Wir fragten immer wieder nach. Doch nichts passierte.»
Erst, als man über eine SRF-Journalistin Druck aufsetzte, sei der Betrag dann plötzlich bei der Stiftung eingetroffen. «Wir empfehlen, Spenden direkt an uns zu überweisen und nicht über entsprechende Spendenplattformen», sagt Sami. Andere Organisation warten bis heute.
Den internationalen Hilfswerken der Caritas entgingen 373'000 Franken. Und bei der Internationalen Föderation der Rotkreuzgesellschaften kamen 1,75 Millionen Franken nicht an. Es war diese Organisation, welche im September 2017 Anzeige erstattete. Dadurch konnte die Polizei C. drei Monate später am Flughafen Zürich verhaften.
Seit Weihnachten 2017 in U-Haft
Staatsanwältin Dr. Denise Schmohl fordert nun eine Freiheitsstrafe von drei Jahren, ein Jahr davon unbedingt. Diese hat der Ire schon fast abgesessen, da er seit Weihnachten 2017 in U-Haft sitzt. «Der Beschuldigte hat den Sachverhalt anerkannt und auch die Strafe», sagt Schmohl.
Am Mittwoch erfolgt somit das Urteil im abgekürzten Verfahren wegen Veruntreuung, ungetreuer Geschäftsbesorgung, Misswirtschaft und Bevorzugung eines Gläubigers. In der Schweiz ist der einst umjubelte Unternehmer nicht mehr willkommen, er soll einen Landesverweis von fünf Jahren erhalten.
«Mein Klient wurde immer vom moralischen Anspruch getrieben, sich für Bedürftige einzusetzen», sagt Verteidiger Andrea Taormina. Es sei dem Geschäftsmann nie darum gegangen, Gelder zu veruntreuen. «Sein Ziel war es, die Plattform Ammado auszubauen und so mehr Spenden generieren zu können. Dabei hat er sich finanziell übernommen.»
Der Mandant bereue seine Fehler. «Er hat die Zivilforderungen anerkannt. Sein Ziel ist es, den Schaden wiedergutzumachen.»
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