UPC füllt Kasse mit hohen Preisen für treue Kunden
Während die Konkurrenz mit sinkenden Umsätzen kämpft, wächst der Umsatz von UPC seit Jahren, obwohl der Konzern laufend Kunden verliert. Wie geht das?

Letztes Jahr hat UPC seinen Umsatz in der Schweiz um 1,3 Prozent auf nicht ganz 1,4 Milliarden Franken steigern können. 2015 waren die Erlöse des Kabelnetzbetreibers um 3,5 Prozent gestiegen, 2014 sogar um 4,6 Prozent. Das ist eine erstaunliche Entwicklung. Denn bei der Konkurrenz lasten die ständig sinkende Zahl von Festnetzanschlüssen sowie der Preisdruck im gesättigten Mobilfunkmarkt auf den Erlösen. Die Swisscom verzeichnete in der Schweiz deshalb 2016 einen Umsatzrückgang von 1,2 Prozent, und Sunrise hatte in den ersten neun Monaten des Jahres ein Umsatzminus von 4,6 Prozent hinzunehmen.
UPC erzielt mit immer weniger Kunden mehr Umsatz

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Das Umsatzwachstum von UPC fällt aber nicht nur im Vergleich mit der übrigen Telecombranche aus dem Rahmen, es überrascht auch angesichts der Tatsache, dass der Kabelnetzbetreiber laufend Kunden verliert. Ende 2014 wies Liberty Global, die britische Muttergesellschaft von UPC, für die Schweiz 1,43 Millionen Kundenbeziehungen aus. Ende 2016 waren es nur noch 1,29 Millionen. Und dies, obwohl mit der Übernahme zahlreicher kleinerer Kabelnetzbetreiber dazwischen noch Kundenbeziehungen dazugekauft wurden.
Dass trotz des Kundenschwunds schliesslich ein Umsatzplus resultierte, liegt an den steigenden durchschnittlichen Einnahmen pro Kunde. Dies schaffte UPC auf verschiedenen Wegen:
- Wie andere Telecomunternehmen auch bündelt UPC seine Angebote: So haben viele Kunden nicht nur ein Fernsehangebot abonniert, sondern sie surfen auch über UPC im Internet oder nutzen das Telefonfestnetz des Kabelnetzbetreibers. Selbst Mobilfunkabonnemente bietet UPC seit Frühling 2014 an.
- Seit knapp zwei Jahren bietet UPC auch Nichtkunden Mobilfunkabonnemente an. Obwohl der Konzern mit rund 80'000 Mobilfunkverträgen im Vergleich zur Konkurrenz noch unbedeutend ist, kommt doch Umsatz dazu.
- Zusätzliches Wachstum kommt laut UPC-Mediensprecher Bernard Strapp auch vom B2B-Bereich, also von Geschäftskunden. Sie generieren 11 Prozent des Umsatzes.
- Mehr Geld in die Kasse geholt und damit den durchschnittlichen Umsatz pro Kunde erhöht hat UPC schliesslich mit Preiserhöhungen. Zum einen wurden die Tarife von alten Angeboten erhöht. Das ist eine Praxis, die auch bei anderen Anbietern Usus ist. Kommen – getrieben durch die technische Neuerung und den Preisdruck im Markt – neue Produkte auf den Markt, müssen auch bisherige Kunden irgendwann auf diese Angebote wechseln. Das geschieht meist automatisch und ist oft auch verbunden mit einer Leistungssteigerung. Beispiel: Wer bei UPC 2012 für seinen Breitband-Internetanschluss 50 Franken monatlich bezahlt hatte, überwies im vergangenen Jahr bereits 59 Franken pro Monat. Ohne dass der Kunde jemals ein Upgrade verlangt hat, zahlt er nach vier Jahren 18 Prozent mehr.
- Noch stärker ins Gewicht fällt bei UPC aber die Anhebung der Grundgebühr für den Kabelanschluss. Diese hatte bis vor kurzem jeder Haushalt mit einem nutzbaren UPC-Kabelanschluss zu bezahlen. 2015 betrug die Gebühr inklusive Mehrwertsteuer und Urheberrechtsgebühren monatlich 29.95 Franken, 2016 bereits 33.95 Franken. Letztes Jahr landeten netto dank der Gebührenerhöhung pro Kabelanschluss 44.40 Franken mehr in der UPC-Kasse als im Vorjahr. Bei über 1,2 Millionen aktiven Anschlüssen kommt so eine erkleckliche Summe zusammen, die für UPC Umsatzwachstum darstellt, sofern die Kunden deswegen nicht zur Konkurrenz wechseln.
Offensichtlich tun dies nicht so viele, als dass sich unter dem Strich die Preiserhöhung für den Konzern nicht mehr lohnen würde. In der Medienmitteilung der UPC-Mutter Liberty Global steht, dass die höheren Durchschnittseinnahmen pro Kunde die gesunkene Kundenzahl «mehr als kompensiert» habe.
Doch weshalb sind die Kunden bereit, die Preiserhöhungen einfach mitzutragen? Offensichtlich profitiert UPC von ihrer Trägheit – der Wechsel zu einem anderen Anbieter ist mit Aufwand verbunden. Die tiefe Wechselbereitschaft hat auch historische Gründe. Früher hatten die Kabelnetze ein Quasi-Monopol fürs Fernsehen. Die Anschlussgebühren, in denen bereits ein Grundangebot an TV-Sendern miteingeschlossen ist, werden bei vielen Mietwohnungen noch immer über die Nebenkosten abgerechnet. Deshalb sind sich zahlreiche Haushalte gar nicht bewusst, dass sie für den Anschluss zahlen. Es dürfte sogar solche geben, die längst nicht mehr über UPC fernsehen, die Gebühr aber dennoch entrichten. Wie viele das sein könnten, kann UPC nicht sagen.
Letzten Herbst kündigte der Kabelnetzbetreiber zwar an, die Anschlussgebühren künftig nicht mehr über die Hausverwaltungen einziehen zu wollen. Bislang wurde der Systemwechsel aber nur halbherzig angepackt. Einerseits kommunizierte UPC nur zurückhaltend, anderseits ist der Umstieg für Kunden, die keine zusätzlichen Leistungen zum bisherigen Grundangebot wünschen, mit einem Preisanstieg verbunden.
«Preise sind gerechtfertigt»
Den Vorwurf, dass UPC die Preise erhöhe, um Mehrumsatz zu generieren, lässt UPC-Sprecher Bernard Strapp nicht gelten. Die Preiserhöhungen seien einerseits durch die bessere Leistung gerechtfertigt. Im alten Basisangebot etwa sind mittlerweile neben 80 TV-Sendern auch eine 2-Megabit-Internetleitung sowie die Anschlussgebühr für ein Festnetztelefon inklusive. Anderseits investiere UPC jährlich 200 Millionen Franken in die Netzwerkinfrastruktur. Damit werde die hohe Qualität des Netzes sichergestellt, aber auch neue Technologien antizipiert. Etwa solche, die höhere Internetgeschwindigkeiten ermöglichten oder die Aufschaltung einer grösseren Zahl von HD-Fernsehsendern.
Die Kunden, denen 80 Fernsehsender ausreichen und die weder eine ultraschnelle Internetleitung noch TV-Spezialfunktionen brauchen, haben davon indes nichts. Sie dürften so lange mit Preiserhöhungen konfrontiert werden, bis so viele von ihnen abspringen, dass bei UPC die Mehreinnahmen den Kundenrückgang nicht mehr kompensieren. Wann das der Fall sein wird, ist ungewiss. Diesen Januar hat der Kabelnetzbetreiber die Grundgebühr jedenfalls im Vergleich zu 2016 nochmals monatlich um fast 3 Franken angehoben.
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