US-Angriff in Syrien – Damaskus protestiert
Aus Hubschraubern abgesprungene US-Soldaten haben syrischen Angaben zufolge in einem Dorf an der Grenze zum Irak acht Zivilisten getötet. Damaskus reagiert scharf.
«Syrien verurteilt diesen aggressiven Akt und macht amerikanische Streitkräfte für diese Aggression sowie alle Folgen verantwortlich», gab die Nachrichtenagentur Reuters eine Meldung der amtlichen syrischen Agentur Sana wieder, die ihrerseits einen Regierungsvertreter in Damaskus zitiert hatte. Damaskus verlange von Bagdad eine unverzügliche Untersuchung des Vorfalls. Der Irak solle überdies garantieren, dass sein Territorium nicht für «Aggression gegen Syrien» genutzt werde, berichtete Sana weiter. Noch am Sonntag wurden die Vertreter der USA und des Iraks ins Aussenministerium in Damaskus zitiert.
Wie Syriens staatliches Fernsehen und Sana berichteten, verletzten vier US-Hubschrauber am Sonntag gegen 16.45 Uhr Ortszeit den syrischen Luftraum. Die Soldaten griffen demnach ein im Bau befindliches ziviles Gebäude im Dorf Sukkariyeh nahe der Ortschaft Abu Kamal an, schossen auf die Bauarbeiter und töteten acht Menschen. Anschliessend hätten die Hubschrauber Syrien in Richtung Irak verlassen.
Kinder unter den Toten
Ein Bewohner des Nachbardorfs Hwidscheh sagte, die Hubschrauber seien dem Fluss Euphrat entlang geflogen. Einige Maschinen seien gelandet, und Soldaten seien ausgestiegen. Sie hätten ein Gebäude beschossen. Nach syrischen Regierungsangaben seien vier Kinder unter den Toten.
Abu Kamal liegt acht Kilometer von der irakischen Grenze entfernt. Die Region befindet sich in der Nähe der irakischen Grenzstadt Kaim. Dort berichteten irakische Reisende, sie hätten Explosionen gehört. Der Übergang Kaim gilt als zentraler Knotenpunkt für Rebellen und den Transport von Waffen und Geld für den Aufstand radikaler Sunniten.
«Wir nehmen die Sache in unsere eigenen Hände»
Ein US-Offizier sagte der Nachrichtenagentur AP, der Angriff eines Sonderkommandos habe einem Netzwerk gegolten, über das Kämpfer aus Nordafrika und dem Nahen Osten nach Syrien und von dort aus in den Irak geschleust würden. «Wir nehmen die Sache in unsere eigenen Hände», so der Offizier. Erst am Donnerstag hatte der Kommandeur der US-Truppen im Westirak, Generalmajor John Kelly, angekündigt, dass die Massnahmen zur Sicherung der syrischen Grenze verstärkt werden sollten. Von dort gelangten immer noch zahlreiche Aufständische in den Irak, sagte Kelly.
Von offizieller amerikanischer Seite hiess es am Sonntagabend, man habe keine Kenntnis von dem Vorfall, der Sache werde aber nachgegangen. Aus Sicherheitskreisen in Bagdad wurden acht Todesopfer bestätigt.
Vorwürfe Washingtons an die Adresse Damaskus'
Sollten sich die Berichte über die Attacke bestätigen, so wäre dies der erste Angriff von US-Soldaten aus dem Irak auf syrischem Boden. Die US-Regierung wirft der syrischen Führung unter Präsident Baschar al-Assad seit Jahren vor, sie erlaube Terroristen, über ihre Grenze in den Irak einzudringen.
Am 16. Oktober hatten irakische Behörden die Festnahme von 16 «syrischen Terroristen» in der Provinz Dijala nordöstlich von Bagdad bekannt gegeben. Drei Tage zuvor hatte der neue syrische Botschafter sein Amt in Bagdad angetreten, nachdem Damaskus etwa drei Jahrzehnte lang über keinen Botschafter im Irak verfügt hatte. Nach Angaben der irakischen Regierung bemüht sich Syrien jedoch seit einigen Monaten, den Zustrom von Extremisten in das Nachbarland zu unterbinden.
ap/sda/cpm
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