US-Armee fordert Todesstrafe für Amokläufer von Afghanistan
Der US-Soldat Robert Bales soll in Kandahar 16 Zivilisten erschossen haben. Nun fordern die Militärankläger einen Prozess mit möglicher Todesstrafe. Bales Familie erhebt schwere Vorwürfe an die Regierung.
Bei der Aufarbeitung eines der schlimmsten Kriegsverbrechen im Afghanistan-Konflikt haben US-Militärankläger einen Prozess mit möglicher Todesstrafe gegen den beschuldigten Soldaten Robert Bales gefordert. Angesichts der «Brutalität» des Massakers müsse Bales vor ein Kriegsgericht gestellt werden, sagte Staatsanwalt Major Rob Stelle zum Abschluss einer mehrtägigen Anhörung auf einer Militärbasis nahe Seattle im Bundesstaat Washington. Bales soll im März sein Lager in der südafghanischen Provinz Kandahar verlassen und 16 Zivilisten erschossen haben.
Das US-Militär entscheidet auf Grundlage der Anhörung, ob die Beweise für einen Prozess ausreichen. Eine endgültige Entscheidung soll in den kommenden Tagen fallen. Bei einer Verurteilung durch ein Kriegsgericht würde Bales die Todesstrafe drohen. Während die Staatsanwaltschaft erneut betonte, dass der 39-jährige Feldwebel die Tat «mit klarem Verstand» begangen habe, äusserte die Verteidigung Zweifel an der Schuldfähigkeit. Bales leidet nach Angaben seiner Anwälte unter einem posttraumatischen Stresssyndrom, bei einem früheren Einsatz im Irak soll er sich Kopfverletzungen zugezogen haben.
Zwei Mal zu Massakern aufgebrochen
Die Staatsanwaltschaft legt Bales 16-fachen Mord, versuchten Mord in sechs Fällen, Körperverletzung sowie Drogen- und Alkoholmissbrauch im Dienst zur Last. Bei der Anhörung auf der Militärbasis Lewis-McChord sagten per Videokonferenz aus Afghanistan zugeschaltete Zeugen und Angehörige der Opfer aus. Zwei Mal soll Bales in der Nacht des 11. März aus seinem Lager zu Massakern in umliegenden Dörfern aufgebrochen sein. Einige der Leichen soll der Feldwebel angezündet haben.
Bales' Familie betonte erneut die Unschuld des Angeklagten, der ein «mutiger und ehrenhafter» Soldat sei. «Wir sind nicht davon überzeugt, dass die Regierung uns die Wahrheit gesagt hat», hiess es in einer Erklärung, die Bales' Schwester Stephanie Tandberg nach der Anhörung verlas. «Als Familie betrauern wir zutiefst die Verluste der afghanischen Familien, aber wir sollten keine vorschnellen Urteile fällen.»
AFP
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