US-Offiziere leiteten irakische Foltereinheiten
Sonderkommandos der irakischen Polizei folterten Tausende Menschen. Ein Bericht zeigt, dass die Teams von zwei US-Veteranen geleitet wurden. Und: In Washington wusste man darüber Bescheid.
Die berüchtigten Folterkommandos der irakischen Polizei wurden offenbar von US-Veteranen geleitet. Dies ergeben die Recherchen des «Guardian» und der «BBC». Während der US-Besatzung zwischen 2003 und 2011 starben Tausende Menschen in den geheimen Gefängnissen der Sicherheitskräfte. Die ehemaligen Special-Force-Soldaten Oberst James Steele und Oberst James H. Coffmann sollen diese Folternetzwerke überwacht haben.
Brisant: Das Pentagon und der damalige US-General im Irak, David Petraeus, wussten über Steels und Hoffmanns Auftrag Bescheid. Laut des «Guardian/BBC»-Berichts soll Verteidigungsminister Donald Rumsfeld Oberst Steele persönlich damit beauftragt haben, den Sicherheitsapparat gegen sunnitische Aufständische aufzubauen. Oberst Coffmann, für das Training der Paramilitärs zuständig, war direkt General Petraeus unterstellt.
«Wussten über Folter Bescheid»
Bewahrheiten sich die Anschuldigungen der Recherche, wäre es das erste Mal, dass sich systematische Folter im Irak bis in die höchsten Ränge der US-Armee und des Pentagons zurückverfolgen liessen. «Guardian» und «BBC» berufen sich auf Militärakten über Folterfälle, welche von Wikileaks veröffentlich worden waren, und auf mehrere Augenzeugenberichte.
General Muntadher al-Samari, der mit Steele und Coffmann zusammenarbeitete, sagt gegenüber den britischen Medien: «Ich traf die beiden zwischen 40- und 50-mal in den Geheimgefängnissen. Sie wussten ganz genau über die schrecklichen Foltermethoden Bescheid.»
Laut Samari zog man den Gefangenen in den Zentren die Fingernägel, traktierte sie mit Elektroschock, hängte sie kopfüber auf oder schlug sie an empfindlichen Stellen. Hinweise darauf, dass Steele und Coffmann selber an den Folterungen beteiligt waren, gibt es nicht.
«Blut überall an den Wänden»
Die Anschuldigungen der britischen Medien werden zusätzlich von zwei Journalisten der «New York Times» unterstützt, welche Steele während eines Interviews mit einem saudischen Jihadisten im Irak trafen. Gilles Peress: «Wir waren mit Steele in einem der Räume des Gefängnisses. Als ich mich umschaute, sah ich Blut überall an den Wänden.» Der Reporter Peter Maass führte das Interview: «Während ich mit dem Jihadisten sprach, war Steele ebenfalls im Zimmer. Aus anderen Räumen hörten wir schreckliche Schreie. Jemand schrie in Angst und Schmerz: ‹Allah, Allah, Allah!›.»
Der 58-jährige James Steele war in den 1980ern als oberster Ausbildner der Paramilitärs in El Salvador stationiert. Die brutalen Verhör- und Foltermethoden, welche diese Einheiten damals anwendeten, sind gut dokumentiert. David Petraeus hatte als Spezialist für Aufstandsbekämpfung damals schon Kontakt zu Steele und besuchte ihn mindestens einmal 1986 in El Salvador.
Steele wollte sich gegenüber dem «Guardian» weder zu seiner Tätigkeit in El Salvador noch zu jener im Irak äussern. Ein Sprecher von David Petraeus sagte, der General habe während seiner Stationierung im Irak von den Foltervorwürfen gegen die Sicherheitskräfte erfahren und diese den irakischen Behörden und dem Verteidigungsministerium sogleich gemeldet.
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