US-Polizisten wollen gegen CS-Chef klagen
Die Geschäftsleitung der Bank soll vor Anlegern hohe Verluste verheimlicht haben.

Der Grossbank Credit Suisse und ihren Chefs droht neuer Ärger aus den USA. Mehrere Anwaltskanzleien haben in New York eine Sammelklage im Namen von US-Aktionären der Bank eingereicht. In der Klageschrift wird nicht nur die Bank selbst als Beklagte genannt, sondern auch Unternehmensleiter Tidjane Thiam und Finanzchef David Mathers.
Auslöser ist ein Abschreiber von rund einer Milliarde Dollar in den Jahren 2015 und 2016. Grund waren illiquide Finanzprodukte, die massiv an Wert verloren hatten. Laut den Klägern haben die Verantwortlichen der Bank die Öffentlichkeit falsch und irreführend über diese risikoreichen Anlagen informiert. Von einer «rücksichtslosen Missachtung der Wahrheit» ist in der Sammelklage die Rede. Fakten seien den Investoren «verheimlicht» worden.
Die Abschreibungen auf die Kreditverbriefungen und Firmenanleihen nahm die Bank damals häppchenweise vor. 633 Millionen Dollar belastete sie dem vierten Quartal 2015. In den folgenden Monaten kamen nochmals 346 Millionen hinzu. Der Kurs der Credit-Suisse-Aktien rasselte in den Keller. Konzernchef Thiam zeigte sich seinerzeit von den Aktivitäten in seiner Handelsabteilung überrascht. Das Ausmass dieser riskanten Positionen sei ihm und anderen Managern nicht bekannt gewesen. Ein Analyst der Bank Morgan Stanley warf schon nach Bekanntgabe der Abschreibungen die Frage auf, ob für die Bank dadurch Rechtsstreitigkeiten entstehen könnten.
Massive Verluste wegen aufgeblähter Aktienkurse?
Die Anwälte der Kläger, zu denen die Pensionskasse der Feuerwehr und Polizei der US-Stadt Birmingham gehört, zweifeln an der Unwissenheit der CS-Spitze. Sie sagen, die Topmanager der Bank hätten die Fakten kennen müssen und sich die entsprechenden Informationen einfach beschaffen können. Im Geschäftsbericht der Bank seien zudem umfassende Kontrollen erwähnt, die unnötige Risiken verhindern würden. Diese Kontrollsysteme seien jedoch routinemässig umgangen worden. Die Sammelklage zitiert aus einem Interview der Agentur Bloomberg mit Konzernchef Tidjane Thiam, um zu belegen, dass die vom Streben nach mehr Umsatz getriebene Kultur der Bank zu den Verlusten führte. «Ein Grossteil des Problems in der Investmentbank rührt daher, dass Leute versucht haben, um jeden Preis Umsatz zu generieren», sagte Thiam demnach.
Der Schaden für die Anleger: Sie kauften Aktien zu einem aufgeblähten Preis und erlitten nach Bekanntgabe der schlechten Nachrichten massive Kursverluste. Die Credit Suisse wollte sich zur Sammelklage und deren Inhalt nicht äussern. Das Gericht in New York hat noch nicht entschieden, ob sie zugelassen wird.
«Die Sammelklage aus den USA ist sehr fundiert.»
Nach Einschätzungen von Alexander Amann von der Liechtensteiner Anwaltskanzlei Schwärzler steht sie auf einer soliden Grundlage. «Die Sammelklage aus den USA ist sehr fundiert», sagt er. Europäische Anleger können sich ihr aber wohl nicht anschliessen. Nur die Käufer von an der New Yorker Börse gehandelten CS-Papieren sollen sich beteiligen können. Amann will bald für hiesige Anleger aktiv werden. «Wir werden demnächst einen Aufruf an Credit-Suisse-Anleger starten. Wegen der zu späten Offenlegung der Verlustpositionen stehen auch Schadenersatzansprüche von Schweizer und europäischen Anlegern im Raum», sagt er.
Die Credit Suisse, die am Mittwoch ihre Jahreszahlen präsentieren wird, kam dieser Tage auch wegen eines umstrittenen Finanzproduktes in die Schlagzeilen. Das Zertifikat büsste nach den Börsenturbulenzen von Anfang Woche mehr als 80 Prozent an Wert ein. Laut der Bank richtete sich das Papier an professionelle Investoren. Doch gemäss der Agentur Reuters haben auch viele private Anleger das Produkt gekauft. Anwaltskanzleien in den USA haben bereits Aufrufe an Investoren gestartet, die Geld verloren haben. Sie untersuchen, ob die Bank amerikanisches Aktienrecht verletzt hat.
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