USA überstellen Guantánamo-Häftlinge gegen ihren Willen nach Algerien
Ihre Familien leben in Kanada und im Kosovo: Nachdem sie jahrelang in Guantánamo festgehalten wurden, sind zwei Algerier nun in ihr Heimatland gebracht worden – wo sie um ihre Sicherheit fürchten.
Ungeachtet ihres Protests sind zwei algerische Insassen des US-Gefangenenlagers Guantánamo in ihr Herkunftsland überstellt worden. Die beiden Männer seien in Abstimmung mit der algerischen Regierung nach Algerien gebracht worden, teilte das Verteidigungsministerium in Washington mit.
Die beiden 51- und 46-jährigen Algerier wehren sich seit Jahren gegen ihre Überstellung nach Algerien. Der 46-Jährige fordert, nach Europa oder nach Kanada gebracht zu werden, wo er vor seiner Festnahme lebte.
Keine Familie mehr in Algerien
Der 51-Jährige will nach Bosnien, wo er 2002 festgenommen worden war, und wo bis heute seine Frau und seine Töchter leben. Beide Männer haben in Algerien keine Familie mehr und fürchten dort um ihre Sicherheit.
Entsprechend erklärte der Anwalt des 51-Jährigen, Robert Kirsch, die Überstellung sei keineswegs freiwillig gewesen. Demnach fürchtet sein Mandant, dass er von radikalen Islamisten misshandelt oder getötet werde, wenn diese erfahren, dass er ihre Ideologie nicht teile.
Auch der 46-Jährige fürchtet Verfolgung in Algerien. In Kanada oder Europa gebe es für ihn Chancen, sich wieder in die Gesellschaft einzugliedern, erklärte sein Anwalt Wells Dixon.
Das Pentagon erklärte, die Überführung sei nach eingehender Prüfung der Sicherheitslage und anderer Fragen erfolgt. Vor jeder Überstellung werde genau die Gefahr von Misshandlungen oder Verfolgung geprüft.
Gefangenschaft ohne Anklage
Die beiden Männer gehörten zu den ersten Insassen des umstrittenen Lagers und wurden auch in dem berüchtigten und heute geschlossenen «Camp X-Ray» gefangen gehalten. Obwohl keiner der beiden seit der Ankunft in Guantánamo Anfang 2002 eines Verbrechens angeklagt wurde, verbrachten sie mehr als ein Jahrzehnt in amerikanischer Gefangenschaft.
In den 90er Jahren waren sie vor Unruhen in Algerien geflüchtet. Laut einem Bericht des «Miami Herald» haben ihre Anwälte westliche Staaten mehrfach darum gebeten, die Männer aufzunehmen. Ende August hatten die USA bereits zwei algerische Insassen von Guantánamo in das Maghrebland geschickt, allerdings mit deren Einverständnis.
Widerstand gegen Schliessung
Derzeit sitzen noch 162 Menschen auf dem US-Militärstützpunkt im Südwesten Kubas hinter Gittern. US-Präsident Barack Obama hatte zu seinem Amtsantritt im Januar 2009 versprochen, Guantánamo zu schliessen, stiess dabei jedoch auf den Widerstand des Kongresses. Zudem gibt es Probleme, ein sicheres Aufnahmeland für die als ungefährlich eingestuften Häftlinge zu finden.
Vergangenen Montag befanden sich nach Angaben des «Miami Herald» 15 Häftlinge in Hungerstreik. Sie sollen so abgemagert sein, dass sie die Bedingungen für Zwangsernährung erfüllen.
SDA/mw
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