«Uster besteht eigentlich nur aus Kreiseln»
Ines Torelli lebt in Kanada. Jetzt weilt sie mit ihrem Gatten Edi Baur in der alten Heimat Uster. Am Sonntag war ihr Song «Gigi vo Arosa» als Schweizer Hit nominiert.

Frau Torelli, Sie sind wegen Ihrer alten Liebe «Gigi vo Arosa» auf Schweiz-Besuch. Sind Sie nun enttäuscht, dass es nicht für die Finalsendung von «Die grössten Schweizer Hits» von Ende Monat gereicht hat? Ja und nein. Ich war ursprünglich der Meinung, ich hätte ohnehin keine Chancen auf den Finaleinzug. Dann liess ich mir einreden, das wäre durchaus der Fall. Enttäuscht bin ich eigentlich nur, dass ich mich dazu habe verleiten lassen, zu glauben, ich hätte eine Chance. Offensichtlich haben diesmal eher junge Leute ihre Stimme abgegeben.
Hat Ihnen der TV-Auftritt vom Sonntag trotzdem etwas Spass gemacht? Natürlich war der Auftritt interessant. Ich habe mit Peter Reber, Polo Hofer und Nöggi auch alte Bekannte getroffen.
Hat sich der Fernsehbetrieb gewandelt? Ja, am auffälligsten beim Personalaufwand. Zu Zeiten des «Goldige Leue» wurden wir Auftretenden von einer einzigen Person betreut. Heute führt Sie jemand in die Maske, jemand anderes zum Essen, eine Dritte zur Sprechprobe. Alle sind furchtbar nett. Aber das Ganze ist sehr unpersönlich geworden.
Sie wohnen mit Ihrem Mann Edi Baur in einem selbst erbauten Haus am Meer in Kanada. Was lockt Sie ausser Gigi heute noch in Ihre alte Heimat? St. Galler Bratwürste vor allem. Die Esskultur ist in Kanada nicht hoch entwickelt. Am besten ist, wenn ich selber koche. Und das mache ich fast täglich.
Kein Heimweh nach dem Hechtplatz? Nein, diese Zeit ist vorbei und abgeschlossen. Ich habe kein Heimweh. Ich geniesse unsere Ferien in Kanada, aus denen wir nie mehr heim müssen. Dort zu arbeiten, wäre allerdings nicht lustig.
Hat sich Uster seit Ihrem Wegzug aus Riedikon vor 12 Jahren verändert? Ja, sehr sogar. Die Stadt besteht – so scheint mir – aus lauter Verkehrskreiseln. Und viele Läden haben gewechselt.
Womit verbringt eine Ex-Kabarettistin und Schauspielerin in Kanada ihre Tage? Ich geniesse das beschauliche Leben. Am Morgen brauche ich eine Stunde, um Vögel, Katzen und den Waschbär zu füttern. Dann frühstücken Edi und ich ausgiebig. Es folgt die Hausarbeit und der Blick in den elektronischen Briefkasten. Nach der Siesta fliegen wir aus, oder ich schreibe an meinem Buch und Edi malt. Um 17.15 Uhr bereite ich das Abendessen zu.
Sie schreiben eine Autobiografie? Es ist eine Sammlung heiterer und ernster Reminiszenzen aus meinem Leben. Ob das Buch je fertig wird, weiss ich nicht.
Welches sind aus der Rückschau betrachtet die Glanzpunkte Ihrer Karriere? Einzelnes herauszuheben, fällt mir schwer. Die Arbeiten im Rüeblisaft und im Fédéral waren gut, dann die von Edi Baur produzierten Musicals der Autoren Hans Gmür und Karl Suter sowie «Der Schwarze Hecht» und «Die Kleine Niederdorfoper». Und mein Soloprogramm ab 1977 habe ich auch gerne gespielt. Wichtig war mir auch jedes Jahr die Märchenbühne. Da gabs Lieblingsrollen zuhauf. Vieles haben mir die Autoren auf den Leib geschrieben.
Gibt es wenigstens einen Lieblingspartner? Auch da muss ich passen. Auf Paul Bühlmann war absoluter Verlass. Er war ungeheuer präzise. Jörg Schneider war ein toller Kumpel. Aber er hat dich nie angeschaut, weil er gleichzeitig auch noch die Beleuchtung und den Ton kontrollieren wollte. Am meisten gelernt habe ich von Ruedi Walter. Er hat mich gelehrt, langsam zu sprechen und Pausen einzulegen.
Ihr alter Bühnenpartner Jörg Schneider tingelt immer noch unermüdlich durch die Lande. Pflegen Sie noch Kontakt zu ihm? Ja, natürlich. Heute Abend zum Beispiel besuchen wir seine Premiere «Dinner für Spinner» im Bernhardtheater.
Und sehen wir Ines Torelli bald wieder auf einer Bühne? Nein, diese Zeit ist vorbei. Aber einen TV-Auftritt gib es noch. Am 30. November singe ich den «Gigi vo Arosa» nochmals in der Finalsendung der Schweizer Hits. Und am nächsten Sonntag hat auch mein Mann Edi Baur als Produzent der «Kleinen Niederdorfoper» seinen Auftritt. Er vertritt dort den verstorbenen Ruedi Walter alias «Heiri aus Hausen».
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