Vekselbergs Dividenden sind blockiert
Sulzer und OC Oerlikon überweisen wegen US-Sanktionen keine Dividenden an ihre Hauptaktionärin Renova.

Chaos-Tage bei Renova – täglich werden neue Negativfolgen für die Beteiligungsgesellschaft des russischen Oligarchen Viktor Vekselberg aufgrund der US-Sanktionen bekannt. Nicht nur alle Dollarkonti von Renova sind eingefroren, auch die Dividenden der Beteiligungen an Sulzer und OC Oerlikon bleiben Vekselberg verwehrt. Man sei gezwungen, Renovas Dividenden auf ein Sperrkonto zu überweisen, heisst es bei Sulzer. So schreibe es das zuständige amerikanische Amt OFAC vor.
«Wir werden derzeit keine Dividende an die Renova-Gruppe und deren wirtschaftlich Berechtigten Viktor Vekselberg auszahlen», sagt Oerlikon-Sprecher Michael Praeger gegenüber dieser Zeitung. Es handle sich um einen Betrag von rund 50 Millionen Franken. Allen übrigen dividendenberechtigten Aktionären wird die Ausschüttung wie geplant am Montag überwiesen.
Auch bei Sulzer erhält Renova ihre Dividende nicht ausbezahlt. «Wir sind gezwungen, den Betrag von rund 75 Millionen Franken auf das US-Sperrkonto einzuzahlen», sagt Sulzer-Sprecher Rainer Weihofen. Schmolz+Bickenbach und Züblin, die anderen Schweizer Börsenfirmen, an denen Renova Beteiligungen hält, schütten dieses Jahr keine Dividenden aus.
Von der Renova-Gruppe gab es gestern keine Stellungnahme zu den Folgen der vor einer Woche verhängten US-Sanktionen. Die Website von Vekselbergs Dachfirma ist seit Tagen abgeschaltet. Am Schweizer Sitz im Zürcher Seefeld seien Mitarbeiter weiterhin tätig, wie Nachbarn berichten. Erreichbar für die Medien ist aber niemand. Laut einem Stelleninserat vom 27. März sucht Renova für den Standort einen «Head of IT» (Informatikchef).
Unklar bleibt, wie Renova aktuell geführt wird, nachdem der Verwaltungsrat nach Bekanntgabe der US-Sanktionen zurücktrat – darunter Joe Ackermann (Ex-Chef Deutsche Bank), Luca di Montezemolo (Präsident Alitalia), John M. Deutsch (Ex-CIA-Direktor). Niemand will mehr mit dem Multimilliardär in Verbindung gebracht werden. Selbst der Sprecher von Joe Ackermann hat diese Woche keine Anrufe entgegengenommen. Renova und Vekselberg seien zur toxischen Box geworden, tönt es von einem Analysten. Keiner wisse, was den Amerikanern noch einfällt, um Erzfeind Russland zu schwächen. Dereinst könnten auch die Renova-Vertreter in den Verwaltungsräten von Sulzer und OC Oerlikon zur Hypothek werden. Beide Firmen hatten vor wenigen Tagen ihre Generalversammlung und alle Verwaltungsräte bestätigt.
Bei den Finanzdienstleistern war die Nervosität diese Woche besonders hoch. UBS und CS stellten zeitweise den Handel mit Sulzer-Aktien ein. Mitarbeitern sei sogar untersagt worden, mit Kunden über Sulzer zu sprechen, wie ein Insider weiss. Beim Finanzinformationsdienst Bloomberg waren plötzlich keine Informationen mehr zum Unternehmen abrufbar. Sulzer war de facto gleichgestellt mit Nordkorea und Kuba. Entwarnung kam erst am Donnerstagmorgen, als die Amerikaner die Beteiligungsreduktion von Renova bei Sulzer guthiessen und den Konzern von der Sanktionsliste nahmen. Die Banken kehrten zum Handel mit dem Titel zurück, auch bei Bloomberg gab es wieder Infos zu Sulzer. Die Aktien, die seit Montag fast einen Viertel eingebüsst hatten, erholten sich.
Sulzer ermittelt den Schaden
Sulzer-Chef Greg Poux-Guillaume betont, dass die 2500 Mitarbeiter in den USA wieder in den Normalbetrieb wechseln können. Seit Montag waren die Dollarkonti für Neugeschäfte blockiert. Sulzer konnte im amerikanischen Öl- und Gasgeschäft keine neuen Aufträge entgegennehmen. «Wir sind froh, dass das gelöst ist», sagt Poux-Guillaume. Die Erfahrung der letzten Tage bezeichnete der Franzose als surreal. Ganz Normalbetrieb herrscht bei Sulzer trotzdem nicht. Auch am Wochenende wird in Winterthur intensiv gearbeitet, wie es heisst. Unklar bleibt nämlich, ob dem Unternehmen durch das Intermezzo finanzieller Schaden entstanden ist. Das US-Geschäft macht knapp ein Viertel des Konzernumsatzes aus.
Für Donnerstag hat Poux-Guillaume eine Telefonkonferenz angesagt. Dabei soll aufgezeigt werden, was mit den 5 Millionen Aktien passiert, die Sulzer von Renova übernimmt, damit diese unter die Schwelle der 50-Prozent-Beteiligung kommt. Das war die Bedingung der USA, damit Sulzer von der Sanktionsliste wegkommt. Renova und Vekselberg bleiben auf dieser. Für die Lösung ihrer Probleme müssen sich erst Trump und Putin einigen.
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