Verbrecher, die niemand verfolgt
Seit Jahren streiten Bund und Kantone, wer sich um digitale Kriminalität kümmern soll. Die Folge: Die meisten Hacker und Internetbetrüger entwischen.

«Diabl0» gehört zu jenen, die es erwischt hat. Der knapp 30-jährige marokkanische Hacker Farid Essebar sitzt in der Schweiz im Gefängnis. Zusammen mit zwei Kollegen hatte er mithilfe von gefälschten E-Mails und Websites die Daten von mindestens 133'600 Kreditkartenbesitzern aus der ganzen Welt ergaunert, mehrere Millionen Franken soll er erbeutet haben. «Phishing» nennt sich das. Auch auf Schweizer Konten verschafften sich die drei Zugriff. Die thailändische Polizei verhaftete sie 2014 und 2015 in Bangkok und lieferte sie an die Schweiz aus. Alle drei haben Geständnisse abgelegt und befinden sich im vorzeitigen Strafvollzug. Die Bundesanwaltschaft (BA) vermeldete diese Woche: «Erste Anklage wegen weltweiten ‹Phishings›.» Der Fall sei ein «Pilotverfahren».