Wer steckt dahinter?Verdacht auf Marktmanipulation bei Baselbieter Pharmafirma Santhera
Aussergewöhnlich hohe Verkaufsorder zu einem unlimitierten Preis werfen die Frage nach einer Manipulation auf. Dies bringt die Firma in Bedrängnis.

Beim Baselbieter Biotechunternehmen Santhera fallen derzeit zwei entscheidende Ereignisse zusammen: Die Firma hat Anfang Juni Studiendaten für einen neuartigen Entzündungshemmer zum Einsatz bei einer seltenen Erbkrankheit geliefert, die eine Zulassung ermöglichen. Bei gleicher Effizienz verursacht das Medikament Vamorolone weniger Nebenwirkungen als bisherige Steroide und dürfte auch für die Therapie anderer Entzündungskrankheiten Potenzial haben. Trotz dieser positiven Nachrichten fiel die Aktie an der Börse auf knapp 2 Franken. Die ursprünglich erwartete weitere Kurssteigerung nach den starken Studiendaten war nicht eingetreten – sondern das Gegenteil.
Das Rekordtief fällt mit einer Kapitalerhöhung zusammen, die Santhera plant. Allerdings gibt es auch Hinweise auf Marktmanipulation. Zusätzlich zum Verkaufsdruck der letzten Wochen wurde Anfang August eine ungewöhnlich hohe Aktienzahl ohne Preislimite nach Marktschluss in den Verkauf gegeben. Die Verkaufsorder bestand über das gesamte Wochenende. Schon Tage zuvor waren ebenfalls ungewöhnliche Verkaufsaufträge exzessiv grosser Aktienpakete erteilt und erst kurz vor Markteröffnung zurückgenommen worden.
Sind es Hedgefonds?
Zweck der verdächtigen Verkaufsorder mit dem aussergewöhnlich hohen Volumen dürfte gewesen sein, den Preis weiter zu drücken. Die Anleger gingen jedoch nicht darauf ein, und es kam nicht zu einem Massenexodus bei Santhera.
Hedgefonds könnten daran interessiert sein, den Kurs nach unten zu treiben, um so zu einem Spottpreis eine Beteiligung aufzubauen oder anschliessend die unterbewertete Firma in die Hände eines Käufers zu treiben.
Schwierige Kapitalerhöhung
Für die bevorstehende Kapitalerhöhung ist Santheras ohnehin schon niedriger Aktienkurs ungünstig. Marktgerüchten zufolge steht die Kapitalmassnahme kurz bevor – Santhera dürfte diese nun zu einem äusserst niedrigen Preis in Angriff nehmen. Die Firma müsste bei ihrer geplanten Kapitalerhöhung eine grössere Menge an Aktien ausgeben oder alternative Massnahmen in Betracht ziehen, um auf die gewünschte Summe zu kommen, die sie aufnehmen will. Für Alt-Aktionäre bedeutet das eine höhere Verwässerung.
Santhera gibt zu den Gerüchten wie auch zum Verdacht auf Marktmanipulation keinen Kommentar.
«In einem weiteren Schritt könnte Vamorolone sogar gegen andere chronische Entzündungskrankheiten wie Asthma eingesetzt werden.»
Die Firma braucht frisches Kapital für ihr neuartiges Steroid Vamorolone. Die Firma plant, Vamorolone für den Einsatz bei der Erbkrankheit DMD selbst zu vermarkten, was angesichts der überschaubaren Zahl von Behandlungszentren und des fokussierten Krankheitsbereichs machbar scheint. Aber sie braucht dafür das Vertrauen der Investoren.
Biotechspezialist Bob Pooler vom Schweizer Aktienanalysten Valuationlab sieht allein für Vamorolone ein Umsatzpotenzial von 550 Millionen Dollar. «In einem weiteren Schritt könnte Vamorolone sogar gegen andere chronische Entzündungskrankheiten wie Asthma eingesetzt werden und hat den Vorteil, dass es deutlich weniger Nebenwirkungen hat, was den Umsatz noch bedeutend erhöhen würde.»
Mit derzeit rund 6 Prozent beteiligt an Santhera ist auch die Baselbieter Firma Idorsia. Von ihr hatte Santhera Vamorolone auslizenziert erhalten. Ein ähnlich grosses Aktienpaket hält der amerikanische Gesundheitsfonds Orbimed, der seine Position im Vorfeld der positiven Studiendaten aufgebaut hatte.
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