«Verflucht sei sie»
Rätsel um das «B» des russischen Vizeregierungschefs Rogosin: Er könnte US-Popikone Madonna wegen ihres Engagements für Homosexuelle und Pussy Riot auch etwas anderes als Hure genannt haben.

Madonnas öffentliches Einstehen für Homosexuelle und die Frauenband Pussy Riot schmeckt dem Kreml ganz und gar nicht. So setzte Madonna sich bei ihrem Konzert am Donnerstagabend in St. Petersburg für die Rechte von Homosexuellen ein, obwohl oder gerade weil in der Metropole an der Newa unlängst «homosexuelle Propaganda» verboten worden war. Auch waren die Behörden von St. Petersburg zuletzt massiv gegen Lesben und Schwule vorgegangen.
Die Popdiva rief bei ihrem Auftritt dort am Donnerstagabend ihren Fans zu: «Zeigt eure Liebe und Unterstützung für die homosexuelle Gemeinschaft». Auf ihren Rücken hatte sie sich «No Fear!» (Keine Angst) geschrieben.
Ein Meer aus rosa Armbändern
Bereits vor dem Konzert hatte Madonna an die rund 10'000 Besucher rosa Armbänder verteilen lassen. Diese feierten Madonnas Engagement für Schwule und Lesben begeistert und streckten ihrem Idol demonstrativ immer wieder ihre Arme entgegen, sodass ein Meer von rosa Armbändern zur Unterstützung von Homosexuellen zu sehen war.
In St. Petersburg war im März ein Gesetz in Kraft getreten, das Kundgebungen Homosexueller vor den Augen Minderjähriger verbietet und Homosexualität mit Pädophilie gleichsetzt. Kurz darauf kam dann das Gesetz gegen «homosexuelle Propaganda».
Der Auftritt Madonnas, die sich immer wieder für die Rechte von Homosexuellen eingesetzt hat, war deshalb mit Spannung erwartet worden. Im Vorfeld hatte der Petersburger Kommunalpolitiker Witali Milonow der Popdiva mit «Ermittlungen» gedroht, wenn sie das Gesetz gegen Homosexualität verletze.
Rogosin will missverstanden worden sein
Bereits um das Konzert Madonnas am Dienstag in der russischen Hauptstadt Moskau hatte es eine Polemik gegeben. Die US-Popsängerin hatte sich dabei ebenfalls für Homosexuelle eingesetzt. Zudem machte Madonna sich stark für die regierungskritische Frauenband Pussy Riot.
Vizeregierungschef Dmitri Rogosin bezeichnete die Popdiva darauf auf Twitter als «ehemalige B». «B» steht in Russland üblicherweise für das Wort «Bljad» (deutsch: Hure). Rogosin hatte geschrieben: «Jede frühere B... will im Alter jedem moralische Lektionen erteilen, besonders bei Auftritten im Ausland.»
Am Freitag ruderte Rogosin aber zurück und erklärte auf seiner Facebook-Seite, «B» könne auch andere Bedeutungen haben: «Jeder hat den Buchstaben B auf die gleiche Art und Weise verstanden, dabei könnte er auch Göttin (russisch: boginja) oder zum Beispiel Tänzerin (russisch: balerina) bedeuten.»
Vize windet sich und spricht Fluch aus
Der für seine verbalen Entgleisungen bekannte Vizeregierungschef verwies auch darauf, den Namen der Sängerin in seinem Tweet nicht verwendet zu haben: «Man hat meine Bemerkungen sofort auf die sogenannte Madonna bezogen – verflucht sei sie –, obwohl ich sie mit keinem Wort erwähnt habe.»
In seinem Tweet hatte Rogosin allerdings auf einen anderen Nutzer reagiert, der von Madonna gesprochen hatte. In seinem Tweet schrieb Rogosin am Mittwochabend auch: «Leg das Kreuz ab oder zieh dir eine Unterhose an.»
Madonna hatte am Dienstag in Moskau die Freilassung der drei inhaftierten Mitglieder der Protestband Pussy Riot gefordert. Sie sagte, sie bete für die Frauen, denen nach einem Auftritt in einer Moskauer Kathedrale wegen Rowdytums mehrere Jahre Haft drohen (siehe Infobox).
SDA/rub
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