
Gegensätze gibt es nicht für Ariana Grande. Sie plätschert im Mainstream, ohne seicht zu wirken; sorgt für Klatsch, ohne Skandale zu verursachen; engagiert sich politisch, ohne jemanden zu verärgern. Und so mögen sie fast alle, 5-jährige Mädchen ebenso wie 50-jährige Feuilletonisten.
Das zahlt sich aus. Die 25-Jährige ist die erfolgreichste Popsängerin der Gegenwart. Ihre neue Single «thank u, next» hat gerade den Streamingrekord für weibliche Musiker gebrochen. 8,5 Millionen Mal wurde das Lied auf der Plattform Spotify an einem Tag gehört, damit hat Grande die bisherige Spitzenreiterin Taylor Swift klar geschlagen. Auch sonst ist Grande ein Star des Social-Media-Zeitalters: Ihre Videos auf Youtube sind über elf Milliarden Mal angeklickt worden, auf Instagram folgen ihr 133 Millionen Menschen. Doch auch in traditionellen Massstäben bewegt sich Grande ganz oben. Über 30 Millionen Singles hat sie verkauft, alle wichtigen Auszeichnungen gewonnen. Gerade kürte die Zeitschrift «Billboard» sie zur «Frau des Jahres».
Grande, Tochter einer wohlhabenden Familie aus Florida, hat eine klassische Kinderstarkarriere hingelegt. Schon als Zehnjährige stand sie auf der Bühne, der Durchbruch gelang ihr als Schauspielerin in einer Teenager-Sitcom. Mit 18 veröffentlichte sie ihr erstes Album, seither wird sie für fast alles gelobt: ihre Stimme (wie die von Mariah Carey), ihre Texte (reif), ihren Kleidergeschmack (niemals peinlich), für den langen, hoch auf dem Kopf getragenen Rossschwanz (eigenwillig), für ihren Einsatz gegen Homophobie und Frauenfeindlichkeit (mutig).
Mehr konnte sie nicht tun
Perfekter ging es kaum. Und doch blieb sie das harmlose, behütete Popgirl. Bis zum 22. Mai 2017. Als die Fans nach ihrem Konzert im englischen Manchester aus der Halle strömten, zündete ein islamistischer Selbstmordattentäter eine Bombe. Er tötete 22 Menschen, verwundete 139, mehr als die Hälfte davon Kinder. Seither trübt eine tragische Aura Grandes Glanz. Geschadet hat ihr das nicht. Im Gegenteil. Der Anschlag sorge dafür, dass man die Sängerin (oft wird sie als «zierlich» beschrieben) ernster nehme, schreibt der britische «Guardian». Seit dem Anschlag werde mehr über ihren intellektuellen Hintergrund geschrieben, ihre Textzeilen würden genauer gedeutet. Auch beim Umgang mit der Tragödie machte Grande vieles richtig. Sie organisierte ein Benefizkonzert, holte Stars auf die Bühne, sammelte Spendenmillionen für das Rote Kreuz. Später redete sie über ihr Trauma, ohne sich als Opfer aufzuspielen.
Doch der Anschlag war nicht alles. Im September tötete sich der Rapper Mac Miller mit einer Überdosis aus Alkohol, Kokain und Fentanyl. Zwei Jahre waren er und Grande ein Paar. Im Mai war Schluss, Miller litt offenbar unter der Trennung. Das veranlasste viele seiner Fans dazu, Grande die Schuld am Tod zuzuschieben und sie online zu beschimpfen. Grande wehrte sich über Twitter: Eine Frau dafür verantwortlich zu machen, dass ein Mann sein Leben nicht in den Griff kriege, sei typisch (siehe Courtney Love). Sie habe sich um Miller, der öffentlich über sein Drogenproblem sprach, bemüht. Mehr habe sie nicht tun können. Fachleute und Frauen stellten sich hinter sie. Einige Miller-Fans entschuldigten sich. Ein weiterer Gegensatz war aufgehoben.
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Verfolgt von Erfolg und Tod
Die Popsängerin Ariana Grande bricht Rekorde und macht alles richtig, gerade wenn sie es mit dem Tod zu tun kriegt.